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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum TV-Duell

Geschrieben am 14-09-2009

Bielefeld (ots) - Ja, das Fernsehduell war über weite Strecken
langweilig.
Ja, weder Angela Merkel noch Frank-Walter Steinmeier haben in den zum
Höhepunkt des Wahlkampfes hochgejazzten 90 Minuten etwas zum Vortrag
gebracht, was man so oder ähnlich nicht schon zig Male gehört hatte.
Ja, Kanzlerin und Kandidat haben sich nicht nur am Anfang, sondern
auch am Ende die Hände gereicht und sich dabei überaus freundlich in
die Augen gesehen. Ihr Verhältnis ist intakt, der Gesprächsfaden
blieb heil.
Ja, was haben wir denn erwartet? Wer auf einen Showdown zwischen
Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier gehofft hatte, der musste
bitter enttäuscht sein. Er musste aber auch in den vier Jahren der
Großen Koalition den Schlaf des Gerechten geschlafen haben. Angela
Merkel und Frank-Walter Steinmeier haben genau das gemacht, was man
von ihnen erwarten konnte. Und sie haben alles unterlassen, was ihnen
sowieso nicht als echt abgekauft worden wäre. »Hier stehe ich und
kann nicht anders«, meinte man beide hinter ihren Pulten rufen zu
hören.
Schon vor langem hat sich die Kanzlerin entschieden, diesmal
konsequent im Ungefähren zu bleiben. Sie liefert so das
Kontrastprogramm zum Wahlkampf 2005, als die CDU/CSU erst sehr
konkret wurde und dann eine sagenhafte Wahlschlappe erlitt.
Schon lange weiß Frank-Walter Steinmeier, dass er nicht das Talent
des Politik-Schauspielers Gerhard Schröder hat. Also kehrte er nach
einem kurzen, recht erfolglosen Versuch der Imitation auf seinen Weg
zurück: sattelfest in den Details und beharrlich in der Sache. Dass
sein Auftritt vom Sonntag nicht nur im eigenen Lager als Erfolg gilt,
hat vor allem einen Grund: Der Kandidat wurde zuletzt weit unter Wert
gehandelt.
Steinmeier ist ein Opfer seiner Partei. Er hat nicht das Zeug, die
SPD aus dem Tal der Tränen zu führen. Er kann aber sehr wohl Angela
Merkel im Zwiegespräch die Stirn bieten. Das hat er bewiesen, noch
dazu mit vielen, gut verständlichen Hauptsätzen.
Die Kanzlerin erlebte den gegenteiligen Effekt. Sie blieb hinter
ihren Möglichkeiten, noch mehr jedoch hinter den Erwartungen des
Publikums zurück. Merkel brauchte zu lange, um auf Betriebstemperatur
zu kommen. Chancen, Steinmeier auf Distanz zu halten, gab es genug,
aber sie nutzte sie nicht. Sie wollte es wahrscheinlich nicht einmal,
weil sie es als unaufrichtig empfunden hätte, den Mann vorzuführen,
mit dem sie »vier Jahre lang gut zusammengearbeitet« hat. Das sagte
sie oft.
Einen Sieg kann keiner der beiden Kontrahenten auf diesem TV-Duell
gründen. Viele Bürger schienen es geahnt zu haben. Sie ließen ihren
Fernseher aus. Auch die Zuschauerbefragungen belegen: Im Wartesaal
der Unentschlossenen herrscht weiter Hochbetrieb. Wie die Wahl am 27.
September ausgeht, bleibt offen.
Für ein neuerliches totes Rennen aber ist man schon einmal
gewappnet. Wilkommen in der Konsensrepublik Deutschland!

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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