Lausitzer Rundschau: Zur Bundestags-Rehabilitierung von Wehrmachtssoldaten Verräter und Helden
Geschrieben am 01-07-2009 |
Cottbus (ots) - Wie kann eine Nation den gescheiterten Aufstand der Anständigen um den Hitler-Attentäter Claus Graf Schenk von Stauffenberg Jahr für Jahr als Heldentat feiern - und dies zu Recht -, aber gleichzeitig den fast 30.000 wegen Wehrkraftzersetzung, Kriegsverrat, Fahnenflucht oder Desertion hingerichteten kleinen deutschen Soldaten die Ehre einer ohnehin verspäteten Rehabilitierung verweigern? Weil die einen zwar nicht loyal zu Adolf Hitler waren, wohl aber zur Deutschen Wehrmacht, und die anderen zu beiden nicht? Schon bei der Aufarbeitung des Schicksals der Deserteure, junger Menschen, die einfach flohen vor dem Wahnsinn des grausamen Tötens, wurde in der Diskussion quälend lange dieser feine Unterschied gemacht. Und bei den Kriegsverräter genannten Männern setzte er sich dann fort. Hier kämpfen welche um die Ehre der Armee im Krieg, als gebe es ein universell, also auch unter Hitler, also auch bei einem verbrecherischen Angriffskrieg gültiges Gesetz von Befehl und Gehorsam, von Loyalität und Strafbarkeit, von Verrat. Als gebe es Recht auch im Unrechtsstaat. Schon die generelle Todesstrafe für Kriegsverrat macht das NS-Gesetz pauschal zu einem Unrechtsgesetz, erst recht der Vollzug der Strafe, der nichts anderes war als Terrorismus gegen die eigenen Soldaten zur Stabilisierung des mörderischen Regimes und zur Fortführung des grausamen Tötens. Gegenüber der Massenmordmaschine Hitler und seiner Wehrmacht muss selbst ein echter Kriegsverrat mit dem Ziel, den Alliierten zu helfen und den Krieg zu verkürzen, als eine Heldentat eingestuft werden. Schade, dass die Parlamentarier des Deutschen Bundestags sich 64.Jahre lang nicht zu dieser Haltung durchringen konnten. Gut, dass sie es jetzt doch geschafft haben. Wenn auch noch nicht alle Mitglieder des Hohen Hauses.
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