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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Angela Merkels Besuch in den USA:

Geschrieben am 26-06-2009

Bielefeld (ots) - Ein deutscher Regierungschef muss sich nicht
ranschmeißen an einen US-Präsidenten. Da mag dieser weltweit noch so
beliebt sein. Doch wer in Berlin das Sagen hat, muss guten Kontakt
nach Washington haben. Dafür hat Angela Merkel am Freitag viel getan.
Die freundliche Atmosphäre eines Rosengartens, in dem die
Pressekonferenz mit Barack Obama bei besserem Wetter stattgefunden
hätte, brauchte sie nicht. Für das, was zu erreichen war, hat die
Zuverlässigkeit, die Merkel auf internationaler Bühne ausstrahlt,
wieder einmal ausgereicht.
Es waren ein Stück weit Vorschusslorbeeren, als die deutsche
Bundeskanzlerin gleich zu Beginn ihres USA-Besuchs in der prächtigen
Kongress-Bibliothek mit dem Warburg-Preis für Verdienste um das
transatlantische Verhältnis geehrt worden war. Ähnlich ist die
Einladung für eine Rede vor beiden Häusern des US-Kongresses zu
verstehen. Der deutsche Gast sollte sich des Respekts der
US-Regierung sicher sein. Die Zumutungen in den Sachverhandlungen
kamen früh genug.
Die US-Diplomaten wussten, wie sehr sie Merkel damit entgegenkamen.
Denn das Bedürfnis einer großen Mehrheit der deutschen Bevölkerung
ist klar: Wir mögen Obama, also soll er uns, soll er auch unsere
Repräsentantin auf der Weltbühne ebenfalls mögen. Da hat der
Regierungswechsel in Washington viel bewirkt. Ob George W. Bush
Sympathien für sie hegte, war den meisten Deutschen egal.
Die Diskussion um einen angeblichen zwischenmenschlichen Fehlstart
von Obama und Merkel, als sie den damaligen
Präsidentschaftskandidaten nicht am Brandenburger Tor sprechen ließ,
hat das Interesse für dieses schon vierte Treffen der beiden erhöht.
Aber der Wunsch nach Emotionen überlagerte zeitweise die
Beschäftigung mit den Sachaufgaben der beiden. Doch die nüchterne
Physikerin und der redegewandte Jurist haben den Schwerpunkt wie
erwartet wieder auf der Geschäftsebene gesetzt.
Hilfst du, Merkel, mir im Iran, in Afghanistan und beim
Guantánamo-Problem, dann helfe ich, Obama, dir beim Klimaschutz - so
rational wirkte die Pressekonferenz im East Room des Weißen Hauses
über den großen Teich hinweg. Da mag der US-Präsidentin noch so die
»Weisheit« seiner Besucherin loben, mag sie als »smart« und
»pragmatisch« preisen - da mag Merkel aus »Dreams of my father«
(»Träume meines Vaters«), den Erinnerungen Obamas zitieren: Es wirkt
bemüht.
Wir werden uns wohl damit abfinden müssen, dass diese beiden
Regierungschefs sich nicht ständig umarmen. Auch, weil der kühl
kalkulierende Außenpolitiker Obama eben nicht der mitreißende
Yes-we-can-Obama der US-Innenpolitik ist. Für Merkel hat das einen
Vorteil: Sie muss sich emotional nicht umstellen, wenn sie nach ihrer
Rückkehr dem Rest der CDU ihr Zugeständnis in der Guantánamo-Frage
erklärt. Wieder ganz nüchtern.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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