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Berliner Morgenpost: Berliner Morgenpost zum Tod der drei deutschen Soldaten bei Kundus

Geschrieben am 23-06-2009

Berlin (ots) - Wir bauen hier im Moment keine Brücken und bohren
keine Brunnen. Herr Wehrbeauftragter, wir befinden uns hier im
Krieg!" Mit diesen Sätzen, einem Hilfeschrei gleich, versuchten
Soldaten der Bundeswehr den Blick des Wehrbeauftragten auf die
Realitäten am Hindukusch zu schärfen und mehr Verständnis für ihren
gefährlichen Auftrag zu wecken. Denn noch immer neigt die Politik
dazu, den Auftrag der Bundeswehr in Afghanistan eher mit dem für das
Technische Hilfswerk zu vergleichen als von einem Kampfauftrag mit
allen Risiken für Leib und Leben der Soldaten zu sprechen. Wie recht
diese haben, hat sich gestern gezeigt: Drei deutsche Soldaten sind
nach einem längeren Feuergefecht mit Taliban-Kämpfern gefallen.
Längst ist der Norden Afghanistans, in dem die Bundeswehr Sicherheit
und Wiederaufbau gewährleisten soll, nicht mehr die vermeintlich
ruhige Region. Die Taliban haben ihre Taktik geändert, beschränken
sich nicht länger auf Überfälle, sondern lassen sich gezielt auf
längere Feuergefechte ein. Dass sich die Lage auch im Norden
dramatisch verschärft hat, liegt vor allem an drei Gründen: Aus dem
Süden rücken vor den US-Streitkräften flüchtende Taliban-Krieger vor,
über die unkontrollierbare 2500 Kilometer lange Grenze zu Pakistan
sickern immer mehr Gotteskrieger ein, und drittens wissen die
Taliban-Strategen im Hintergrund sehr wohl um die öffentliche Wirkung
in Deutschland, wenn - wie gestern - Soldaten der Bundeswehr im
Verlaufe eines Gefechts getötet werden. Angesichts dieser Lage weiter
von einem "Stabilisierungseinsatz" der Bundeswehr in Afghanistan zu
sprechen, wie es Verteidigungsminister Jung tut, stößt bei immer mehr
Soldaten auf Unverständnis. Zu Recht, weil er der Realität längst
nicht mehr gerecht wird. Immerhin hat sich der Minister auch gestern
wieder dazu durchgerungen, nicht von getöteten, sondern - wie
militärisch üblich - von "gefallenen" Soldaten zu sprechen. Das Wort
"Krieg" mag aber auch er noch nicht gebrauchen. Es würde die
zunehmend pazifizierte Gesellschaft wohl zu sehr aufschrecken und die
Kritik am Einsatz am Hindukusch weiter anheizen. Und wenn
Außenminister Steinmeier von den afghanischen Behörden verlangt, die
Täter von gestern zur Verantwortung zu ziehen, zeugt dies ebenso von
einer Realitätsverweigerung. In Afghanistan herrschen zumindest
wieder kriegsähnliche Zustände. Angesichts dessen zu fordern,
feindliche Kämpfer juristisch zu verfolgen, ist ziemlich naiv und
dürfte das schlechte Gefühl vieler Soldaten verstärken, zu Hause sei
man an ihrem Kampfeinsatz herzlich wenig interessiert.
Ein Abzug der deutschen Soldaten würde Afghanistan erneut zum Zentrum
des internationalen Terrorismus machen. Klar ist aber auch, dass mit
Soldaten allein das Land nicht befriedet wird. "Ein Vogel mit einem
Flügel fliegt nicht", sagen die Afghanen. Soldaten müssen für die
Sicherheit im Lande sorgen, parallel dazu Entwicklungshelfer das Land
aufbauen. Solange dieser international vernetzte Ansatz nicht
entschlossener als bislang durchgesetzt wird, wächst das Risiko auch
für die deutschen Soldaten.

Originaltext: Berliner Morgenpost
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2

Pressekontakt:
Berliner Morgenpost

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


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