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Westdeutsche Zeitung: Iran = von Eberhard Fehre

Geschrieben am 21-06-2009

Düsseldorf (ots) - In den Straßen Teherans fließt Blut, es brennen
Barrikaden und Polizeistationen, und nicht wenige hoffen auf eine
Revolution wie diejenige, die vor 30 Jahren eben dieses Mullahregime
an die Macht brachte, das jetzt an seinen eigenen Widersprüchen zu
zerbrechen scheint. Denn längst geht es vielen der Demonstranten
nicht mehr um den Protest gegen eine angeblich gefälschte Wahl.
Wichtige Teile der Bevölkerung, und sei es insgesamt nur eine
Minderheit, wollen vielmehr in einem Staat einfach nicht mehr leben,
der unter dem Deckmantel religiöser Werte ihr Leben bis hinein ins
Private gängelt und zugleich wirtschaftlich keine Perspektive bietet.
Steht die "Islamische Republik" also vor ihrem Ende?
Sicher scheint derzeit nur, dass die Lage auf eine gewaltsame
Konfrontation zusteuert. Doch die kann die Opposition nur gewinnen,
wenn die Machtzentren der herrschenden Theokratie, die sich gewiss
ebenfalls auf breite Teile der Bevölkerung stützen kann, so
zerstritten sind, dass sie zu keinem Kompromiss in der Lage sind. Das
schien in der vergangenen Woche ganz offensichtlich der Fall: Der
Machtkampf tobte nicht nur auf der Straße, sondern auch im Regime
selbst. Haschemi Rafsandschani, einflussreicher Chef des
"Expertenrats" und der Mann hinter Oppositionsführer Hussein Mussawi,
mobilisierte den islamischen Klerus gegen Mahmud Ahmadinedschad.
Mussawi selbst droht zur tragischen Figur zu werden: Er ist die
Galionsfigur einer Bewegung, die er so nicht wollte, und viele derer,
die seine grünen Bänder tragen, wollten eigentlich weder ihn noch
Ahmadinedschad.
Im Freitagsgebet hat Revolutionsführer Chamenei, ein Ziehvater
Ahmadinedschads, sein Machtwort gesprochen - die nächsten Stunden und
Tage werden zeigen, ob es wirkt. Wenn nicht, könnte tatsächlich das
gesamte System zusammenbrechen. Nicht an der Gewalt der Straße,
sondern an der Unfähigkeit und der mangelnden Legitimität der
herrschenden Mullahs. Aber selbst wenn sich die Mächtigen in Teheran
wieder zusammenraufen sollten - wofür manches gestern zu sprechen
schien -, welchen Staat können sie noch machen mit einer Jugend, die
sich innerlich schon längst und so radikal von ihnen verabschiedet
hat?

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
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Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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