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Westdeutsche Zeitung: Arcandor = von Martin Vogler

Geschrieben am 08-06-2009

Düsseldorf (ots) - Die Galgenfrist wird wenig ändern. Zwar erhielt
gestern Arcandor die Chance, noch mal einen verbesserten Antrag auf
Rettungsbeihilfen vorzulegen. Doch am Ende wird mit hoher
Wahrscheinlichkeit die Insolvenz des Karstadt-Mutterunternehmens
stehen. Die Indizien sind zu eindeutig. Allein der Hinweis der EU,
wie kritisch man dort Hilfsmaßnahmen gegenüber steht, genügt
eigentlich. Gestern nun beeindruckte das Berliner Tempo: Innerhalb
weniger Stunden waren 650 Millionen Staatsbürgschaft und 437
Millionen Notkredit vom Tisch. Klarer könnten die Signale kaum sein.
Der Staat ist nicht mehr gewillt, Arcandor mit direkten Hilfen zu
retten. Zumal Umfragen ergeben, dass die Mehrheit der Bürger
spätestens seit dem Opel-Deal wenig Verständnis für solche
Finanzspritzen hat. Die Menschen haben begriffen, dass sie am Ende
diese Hilfen mit ihren Steuern bezahlen. Sie fragen sich zum
Beispiel, warum für Großunternehmen andere Regeln als für
Mittelständler gelten sollen. Und sie sehen nicht ein, warum die
Allgemeinheit für Managementfehler büßen soll. Sogar das deutsche
Ergebnis der Europawahl lässt die Deutung zu, dass Gruppierungen, die
marktwirtschaftliche Lösungen bevorzugen, besser abschnitten.
Die Zeichen stehen also auf Insolvenz. Vor allem die betroffenen
Mitarbeiter stehen unter Schock. Was verständlich ist. Doch wäre eine
Insolvenz wirklich so schlimm? Denn anders als es früher in
Deutschland üblich war, ist heute ein vielversprechender Neuanfang
nach solch einem Schnitt möglich. Das kann sogar eine gute Chance für
Mitarbeiter sein, die dann in einem Unternehmen tätig sind, das dem
Wettbewerb viel besser als dessen Vorgänger gewachsen ist. Denn was
gerne vergessen wird: Die Arcandor-Probleme sind überwiegend
hausgemacht und keineswegs durch die aktuelle Wirtschaftskrise
verursacht.
Wie auch immer die Lösung aussieht: Den Kaufhäusern insgesamt stehen
schwierige Zeiten bevor. Sie sind nicht mehr, wie im berühmten
Zola-Roman das glitzernd-verklärte "Paradies der Damen", sondern
müssen den unpoetischen Verdrängungswettbewerb von Discountern
ertragen. Doch das ist nicht so neu, gelang doch einst ihr Siegeszug
meist auch wiederum nur auf Kosten von Einzelhändlern

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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