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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Europa:

Geschrieben am 05-06-2009

Bielefeld (ots) - Was soll man von uns Europäern halten? Bürger
wie Regierungen werden nicht müde, eine Verfassung zu blockieren, die
die größer gewordene Staatengemeinschaft dringend braucht. Doch
lieber will man keine als eine, die noch kleine Macken hat. Was stand
eigentlich noch mal drin im Vertrag von Lissabon?
Gleichzeitig wird allerorten ausdauernd geschimpft, welcher Unfug da
angeblich in Brüssel und Straßburg verzapft werde. Doch kennt sich
von den Beschwerdeführern wirklich jemand mit den Gremien dort aus?
Frieden und Freiheit, die Segnungen der Europäischen Union, genießen
wir zwar, würdigen die EU aber höchst selten dafür. Hatten wir das
alles nicht auch schon immer?
Bürger wie Politiker scheinen auch in diesem Sommer zu müde, der
Wahl der europäischen Volksvertretung einen würdigen Rahmen zu geben;
durch engagierte Vorstellung ihrer Anliegen auf der Politikerseite -
und ein Mindestmaß an Interesse auf der Bürgerseite. Die Quittung
zeichnet sich ab: Es ist zu erwarten, dass bei der Europawahl an
diesem Sonntag nicht einmal jeder zweite der 64,3 Millionen
Wahlberechtigten in Deutschland seine Stimme abgeben wird.
Aber ist das wirklich schlimm? Ist die Wahlmüdigkeit Anlass, am
Projekt Europa zu verzweifeln? Die Antwort gibt ein Blick zurück - in
das Jahr 1945. Damals ging der größte und verheerendste Konflikt in
der Menschheitsgeschichte gerade zu Ende. Der Zweite Weltkrieg mit
seinen 55 bis 60 Millionen Toten, abscheulichen Verbrechen und
unendlichem Leid ließ den Überlebenden wenig Hoffnung für die
Zukunft. 64 Jahre später ist da, wo die Schlachtfelder waren, längst
ein riesiger Wirtschaftsraum entstanden, in dem das größte
Bruttoinlandsprodukt der Welt erwirtschaftet wird.
Die 27 Staaten, die die Europäische Union bilden, haben - angetrieben
von den ehemaligen Kriegsgegnern Frankreich und Deutschland - ihre
Feindschaft überwunden. Eine halbe Milliarde Menschen lebt friedlich
zusammen. Krieg zwischen den EU-Nationen ist für mehrere Generationen
von Europäern nicht mehr vorstellbar. All das ist Anlass, sich über
das Projekt Europa zu freuen.
Natürlich könnten die demokratischen Strukturen der EU direkter,
unmittelbarer und transparenter sein. Natürlich wären
massentauglichere Spitzenpolitiker wünschenswert, denn
Politikvermittlung funktioniert durch Personalisierung besser. Aber
die Staatsschauspieler treten da auf, wo die großen Bühnen stehen.
Die stehen noch in Berlin, Paris und Rom. Wer die Besten der Besten
für Europa will, muss akzeptieren, dass die politischen Gremien der
Nationalstaaten an der ihnen beigemessenen Bedeutung verlieren. An
tatsächlicher Bedeutung haben sie längst verloren. Dieser Prozess
muss und wird sich fortsetzen - über die schlechte Wahlbeteiligung an
diesem Sonntag hinaus.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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