(Registrieren)

Westerewelle zu Obama-Besuch: Schöne Bilder reichen nicht

Geschrieben am 04-06-2009

Berlin (ots) - Berlin. Der FDP-Partei- und -Fraktionsvorsitzende
DR. GUIDO WESTERWELLE schrieb für das "Hamburger Abendblatt"
(Donnerstag-Ausgabe) den folgenden Gastbeitrag:
"Vor genau zwei Monaten hat Barack Obama in Prag die Welt dazu
aufgerufen, alle nuklearen Waffen zu verschrotten. Dies war ein
historischer Vorstoß. Vier große Männer der deutschen Politik,
Hans-Dietrich Genscher, Richard von Weizsäcker, Helmut Schmidt und
Egon Bahr, hatten sich bereits im Januar in ihrem Berliner Appell
"für eine atomwaffenfreie Welt" eingesetzt. Wenige Tage nach
Präsident Obamas Rede in Prag hatte ich die Gelegenheit, in Moskau
mit dem russischen Außenminister Lawrow zu sprechen. Ich habe den
Eindruck, dass man in Moskau genau verstanden hat, welche Chance sich
heute bietet: Auf eine Phase der Aufrüstung könnte eine Ära der
Abrüstung folgen.
Auch Deutschland sollte Barack Obama endlich beim Wort nehmen. Die
Bundesregierung sollte Präsident Obamas Initiativen aktiv begleiten
und eigene Beiträge liefern, statt sich mit der Rolle des passiven
Zuschauers zu begnügen. Deutschland könnte in der NATO über den Abzug
der letzten verbliebenen US-Atomwaffen in Deutschland verhandeln,
denn diese Relikte des Kalten Krieges braucht niemand mehr. So würde
Deutschland mit gutem Beispiel vorangehen und glaubwürdig für eine
Welt ohne Nuklearwaffen werben.
Jetzt kommt Barack Obama erneut zu uns. Zwei Europa-Reisen in nur
zwei Monaten zeigen, wie wichtig Barack Obama die transatlantische
Partnerschaft nimmt. Ist sie uns genauso wichtig? Die Bundesregierung
hat jetzt die Chance, ja zu sagen und ihren Teil zur Begründung einer
erneuerten Allianz beizusteuern.
Wenn der US-Präsident heute Abend nach Deutschland kommt, besucht er
drei Orte, die sorgsam ausgewählt wurden. Dresden strahlt wieder in
altem Glanz und steht zugleich für Hightech und Forschung. Sachsens
Hauptstadt erinnert daran, dass es die Einheit in

Freiheit ohne das amerikanische Engagement für die Überwindung der
Teilung nie gegeben hätte.
Barack Obamas Besuch in Buchenwald erinnert an Deutschlands
schlimmste Vergangenheit, die zu überwinden Präsident Obamas
Großonkel bei der Befreiung des KZ mit half. Und schließlich
Landstuhl in Rheinland-Pfalz, wo der Präsident verletzte US-Soldaten
besucht: Das steht für den deutsch-amerikanischen Schulterschluss
beim Einsatz in Afghanistan. Dies steht für die Kontinuität der
amerikanischen Präsenz in der Bundesrepublik. Landstuhl steht für
gemeinsame Sicherheitsinteressen.
So überlegt diese Symbolik der Orte sein mag, für das politische
Verhältnis zwischen Berlin und Washington reichen schöne Bilder
nicht. Für Barack Obama gilt es nun, in der beginnenden zweiten Phase
seiner noch jungen Amtszeit, den Aufbruchs-Worten Taten folgen zu
lassen. Bei der Aufklärung von Folter und Demütigung in
US-Gefängnissen hat Barack Obama eine Kehrtwende gemacht und sich
gegen die zunächst versprochene Transparenz entschieden. Das
Schandmal Guantanamo will er zurecht weiterhin schließen, aber neben
den Republikanern verweigert ihm auch die eigene Demokratische Partei
die nötigen Gelder.
Washington wünscht, dass Deutschland Gefangene aus Guantanamo
aufnimmt. Hier sind zuallererst die USA selbst gefragt. Aber wir
sollten weder blockieren noch Blankoschecks ausstellen, sondern aus
humanitären Gründen die Einzelfälle sorgfältig prüfen.
Morgen wird es wieder schöne Bilder eines sympathischen Präsidenten
als unserem Gast geben. Die positive Stimmung, die sich hierin
ausdrückt, ist ein wertvolles Kapital für eine deutsch-amerikanische
Zukunft, die besser sein sollte als die zurückliegende Phase der
Entfremdung unter Präsident Bush Junior. Dessen neokonservative
Ideologie setzte auf das Recht des Stärkeren. Barack Obama baut auf
die Stärke des Rechts. Aber wenn der US-Präsident auf Abrüstung,
strategische Partnerschaft und gemeinsame Aktionen gegen die
Wirtschaftskrise setzt, dann will er dafür auch etwas bekommen.
Dabei geht es nicht um Truppenstärken in Afghanistan. Es geht darum,
dass die US-Regierung endlich voll arbeitsfähig wird und die deutsche
Regierung sich endlich mit den amerikanischen Partnern zusammensetzt,
um Punkt für Punkt durchzugehen, was man gemeinsam erreichen kann.
Wenn vom morgigen Tag das Signal einer erneuerten Freundschaft
ausgeht, dann ist das gut.
Aber nur ein guter Anfang. So langsam sollten den Gesten und Worten
auch Taten folgen. Schöne Bilder können und dürfen substantielle
Politik nicht ersetzen. Das Fenster der Gelegenheit - es wurde von
Präsident Obama weit geöffnet. Die deutsche Politik darf diese
Gelegenheit nicht weiter verschlafen."

Originaltext: FDP
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/58455
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_58455.rss2

Pressekontakt:
Freie Demokratische Partei (FDP)
Thomas-Dehler-Haus
Pressestelle
Telefon: (030) 284958 - 41/- 43
Telefax : (030) 284958 - 42
Email: presse@fdp.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

207025

weitere Artikel:
  • Mehr Tierschutz in Europa: Wahlaufruf des Deutschen Tierschutzbundes zur Europawahl Bonn (ots) - Anlässlich der Europawahl am 7. Juni fordert der Deutsche Tierschutzbund mehr Mut in der EU-Tierschutzpolitik. "An Programmentwürfen und Resolutionen zum Tierschutz mangelt es nicht. Wenn es aber um deren Umsetzung geht, ziehen die Verantwortlichen in der EU allzu oft den Kopf ein. Das haben wir gerade bei der Abstimmung des EU-Parlaments zu Tierversuchen erlebt", meint Wolfgang Apel, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. "In der kommenden Legislaturperiode muss sich das ändern. Wir brauchen eine mutige und ehrliche Tierschutzpolitik mehr...

  • Singhammer: Humme hat Recht - Einigungschancen zum Kinderschutz umsetzen! Berlin (ots) - Anlässlich signalisierter Gesprächsbereitschaft in Sachen Kinderschutzgesetz erklärt der familienpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Johannes Singhammer MdB: Wenn Christel Humme und der Koalitionspartner Einigungschancen sehen, das Kinderschutzgesetz noch zu einem Abschluss zu bringen, müssen sie diese auch aufgreifen. Wir haben einen Kompromissvorschlag vorgelegt und sind nach wie vor zu Gesprächen bereit. Im Interesse gefährdeter Kinder ist es wichtig, noch in dieser Wahlperiode ein Gesetz zum Kinderschutz mehr...

  • Paritätischer fordert mehr Geld für Pflege Berlin (ots) - Als Meilenstein in der fachlichen Diskussion bewertet der Paritätische Wohlfahrtsverband den Vorschlag des Expertenbeirats zur Neufassung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs. Der Verband forderte die Politik am Donnerstag im Rahmen eines bundesweiten Pflegekongresses auf, nun auch die notwendigen Finanzmittel bereitzustellen. "Mit der Einführung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs bietet sich die Chance, endlich die unerträgliche Diskriminierung demenzkranker Menschen zu beenden", so Verbandsvorsitzende Heidi Merk. mehr...

  • Eichhorn: Jugendschutz konsequent umsetzen - mit Testkäufern Berlin (ots) - Anlässlich der Planungen der Innenministerkonferenz zu flächendeckenden Alkohol-Testkäufen Minderjähriger erklärt die Drogenbeauftragte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Maria Eichhorn MdB: Die gestiegene Anzahl von Alkoholvergiftungen bei Kindern und Jugendlichen zeigt, dass gegen exzessiven Alkoholkonsum entschieden vorgegangen werden muss. Die Pläne der Innenminister, flächendeckend jugendliche Testkäufer einzusetzen, sind daher richtig. Ihr Einsatz hat sich in der Praxis als wichtiges Mittel zur Durchsetzung der mehr...

  • BDH: Klimaschutzpolitik muss nachgeschärft werden Köln (ots) - Voraussetzung, um die Klimaziele zu erreichen, ist der verstärkte Einsatz von Bioöl und Biogas am Wärmemarkt. Aber: Die derzeitigen Rahmenbedingungen verhindern die Erschließung der erheblichen Potentiale von Biobrennstoffen. Das sind die wesentlichen Ergebnisse einer Studie, die Prof. Dr.-Ing. Manfred Kleemann im Auftrag des BDH erstellt hat. "Der Gesetzgeber ist aufgefordert seine Klimapolitik hier nachzuschärfen." resümiert Andreas Lücke, Hauptgeschäftsführer des BDH. Und weiter: "Die geltende Rahmengesetzgebung für den mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht