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UN-Klimaverhandlungen in Bonn / Oxfam: Zynisches Klima-Mikado kennt nur Verlierer / Interviewpartner vor Ort

Geschrieben am 28-05-2009

Berlin/Bonn (ots) - 28.05.2009. Auch kurz vor der nächsten Runde
der UN-Klimaverhandlungen in Bonn (1.-12. Juni) herrscht Stillstand
in den Delegationen: Die Industrieländer sind weiterhin weder bereit,
ihren Ausstoß von Treibhausgasen verbindlich und ausreichend zu
reduzieren, noch die Entwicklungsländer beim Klimaschutz angemessen
zu unterstützen. "Wenn die reichen Länder weiter so unbeweglich
bleiben, wird die Konferenz in Bonn keine brauchbaren Ergebnisse
bringen", warnt Jan Kowalzig, Referent für Klimawandel bei Oxfam
Deutschland.

"Bei den Verhandlungen spielen die Industrieländer ein zynisches
Klima-Mikado: Wenn sich keiner bewegt, gewinnt nicht nur niemand,
sondern verlieren Hunderte Millionen Menschen in den
Entwicklungsländern ihre Lebensgrundlagen", so Kowalzig. Nach Oxfams
Berechnungen steigt in den kommenden sechs Jahren die Zahl der durch
den Klimawandel in Not geratenen Menschen auf jährlich 375 Millionen.

Die seit kurzem vorliegenden Textentwürfe für das
UN-Klimaabkommen, das im Dezember im dänischen Kopenhagen
verabschiedet werden soll, zeugen von großer Uneinigkeit bei den
zentralen Bausteinen des Abkommens.

Oxfam fordert für ein global gerechtes Abkommen zur Bewältigung
des Klimawandels drei zentrale Verpflichtungen der reichen
Industrieländer: Sie müssten erstens ihre Emissionen um mindestens 40
Prozent bis 2020 (gegenüber 1990) absenken, zweitens jährlich
mindestens 70 Milliarden Euro für klimafreundliche Entwicklung in den
Entwicklungsländern bereitstellen, und drittens mit mindestens 40
Milliarden Euro die Anpassung an den Klimawandel etwa für die
Einführung trockenresistenter Getreidesorten in den armen Ländern
unterstützen. "Wenn sich die Industrieländer in diesen drei Punkten
bewegen würden, wären die Schwellen- und anderen Entwicklungsländer
sehr schnell bereit, ihren eigenen Beitrag zur Bewältigung der Krise
zuzusagen", sagt Kowalzig.

"Gerade Schwellenländer wie China oder Indien signalisieren immer
wieder, dass sie durchaus bereit sind, angemessen zum globalen
Klimaschutz beizutragen. Aber: es sind die Industrieländer, die ihren
fairen Anteil nicht übernehmen wollen, sondern entweder das Problem
klein reden oder versuchen, sich aus der Affäre bzw. die
Entwicklungsländer über den Tisch zu ziehen."

Die Bundesregierung liefert ein gemischtes Bild. Während
Umweltminister Sigmar Gabriel regelmäßig die USA für deren
unzureichende Klimaschutzpläne kritisiert, geht es anderen Ministern
weiterhin weniger um den Schutz des Klimas als den Schutz der
klimaschädlichen Industriebranchen. "Dabei sind Investitionen in
erneuerbare Energien oder in Wärmedämmung wesentlich sinnvollere
Konjunkturmaßnahmen für den Wirtschaftsstandort Deutschland als z.B.
die Abwrackprämie. Das sind die Jobmaschinen und Innovationsmotoren
der Zukunft - und sie zerstören nicht die Lebensgrundlagen der
Menschen in Afrika oder Asien", so Kowalzig.

Das Entwicklungsministerium vertrete zudem die Position, dass die
Gelder für die Bewältigung des Klimawandels in den armen Ländern auf
das Erreichen des 0,7%-Ziels der Öffentlichen Entwicklungshilfe
anzurechnen seien. "Das ist keine akzeptable Vorgehensweise",
kritisiert Kowalzig. "Deutschland und die übrigen Industrieländer
sind die Hauptverursacher des Klimawandels - insofern sind
Finanzhilfen für die Anpassung an den Klimawandel keine
Entwicklungshilfe, sondern ein Ausgleich für die zugefügten Schäden.

Jan Kowalzig, Klima-Experte bei Oxfam, ist während Verhandlungen
in Bonn: jkowalzig@oxfam.de oder 0177 4917135.

Originaltext: Oxfam Deutschland e.V.
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/51594
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_51594.rss2

Pressekontakt:
Mirjam Hägele, Tel.: 030-45 30 69 50, Handy: 0177-880 99 77, E-Mail:
mhaegele@oxfam.de, www.oxfam.de


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