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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Kita-Streik:

Geschrieben am 18-05-2009

Bielefeld (ots) - Nun also streiken auch in Ostwestfalen-Lippe die
Erzieherinnen. Wer angesichts verschlossener Kita-Türen aufgebrachte
Eltern erwartet hat, der sieht sich eines Besseren belehrt: Den
Kita-Kräften schlägt eine Welle der Sympathie entgegen. Dass die
Erzieherinnen und allen voran die Funktionäre der Gewerkschaften das
Streikrecht, sagen wir mal freundlich: kreativ auslegen, schmälert
die öffentliche Zustimmung nicht.
Formal wird der Streik mit der Forderung nach einem
Gesundheitstarifvertrag begründet. Gewiss: Wer jemals auch nur einen
Kindergeburtstag für eine Handvoll Vierjährige ausgerichtet hat, der
weiß um Lärm, Stress und körperliche Belastung, die mit der Betreuung
der quirligen Kundschaft einhergehen. Stutzig macht jedoch, dass die
Gewerkschaften die Forderung nach besserem Gesundheitsschutz erst
während der laufenden Verhandlungen um die Entlohnung der
Erzieherinnen nachgeschoben haben. Des Geldes wegen aber hätte nicht
gestreikt werden dürfen, weil der Entlohnungstarifvertrag noch läuft.
Verständlich, dass sich die kommunalen Arbeitgeber ausgetrickst
fühlen - und sogar vors Arbeitsgericht ziehen.
Es geht also ums Geld, was bei einem Einstiegsgehalt von derzeit 1922
Euro für Vollzeitbeschäftigte durchaus nachvollziehbar erscheint. Die
Gewerkschaften fordern, dass die Gehaltsstaffel künftig bei 2237 Euro
beginnen soll.
Unstrittig ist: Die Anforderungen sind enorm gestiegen. Die
Basteltante von Anno dazumal hat ausgedient. Erzieherinnen von heute
sollen Sprachförderung leisten, Neugier fördern, frühkindliche
Bildung in angemessener Form vermitteln und nicht zuletzt soziale
Kompetenzen stärken, die in der Gesellschaft und in den Familien mehr
denn je verloren gehen.
Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr: Nicht zuletzt durch
Pisa & Co. hat es diese Volksweisheit zu neuem pädagogischen Rang
gebracht. Der Ernst des Lebens beginnt längst nicht mehr mit der
Schultüte. Länder wie Frankreich haben daraus schon vor Jahren ihre
Lehren gezogen: Abitur und Studium sind dort für angehende
Erzieherinnen Pflicht. In Deutschland drücken sich alle Beteiligten -
die Gewerkschaften übrigens ebenso wie die Kindergartenträger - um
eine so klare Aufwertung des Erzieherinnenberufs herum, obwohl es
entsprechende Studiengänge ja bereits gibt. Geschweige denn, dass
sich die höhere Ausbildung im Beruf auch auszahlen würde.
Die mangelnde Anerkennung frühkindlicher Bildung endet überdies nicht
mit dem Kindergarten, wie die Musterrechnung des Schulministeriums
für eine 28-jährige, kinderlose Grundschullehrerin erweist. Sie
bekommt 2800 Euro Einstiegsgehalt, die vergleichbare Kollegin am
Gymnasium 3200 Euro. Welche der beiden steht wohl vor der größeren
pädagogischen Herausforderung?
Der aktuelle Streik der Erzieherinnen sollte also Anstoß sein für
eine breite Debatte. Damit allen klar wird: Die Erziehung im
Kindergarten ist kein Kinderkram.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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