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Westdeutsche Zeitung: Die Liberalen sollten sich nicht zu früh in die Regierung reden - Westerwelles Ungeduld = Von Friedrich Roeingh

Geschrieben am 15-05-2009

Düsseldorf (ots) - Da kann einer vor Kraft kaum laufen. Guido
Westerwelle ist auf dem Parteitag in Hannover mit einem glänzenden
Ergebnis als Parteivorsitzender bestätigt worden. Und seine
Erfolgsbilanz ist tatsächlich beeindruckend: Die FDP ist im Bundestag
die größte Oppositionspartei, sie liegt in den Umfragen seit geraumer
Zeit bei 13 und mehr Prozent, sie ist in 13 von 16 Länderparlamenten
vertreten, sie bildet in fünf Landesregierungen eine Koalition mit
der Union. Und seit den jüngsten und beeindruckendsten Erfolgen in
Bayern und Hessen (16,2 Prozent!) sitzen die Liberalen über den
Bundesrat quasi mit am Kabinettstisch der Großen Koalition.

Guido Westerwelle hat den Liberalen das Gefühl der
Unverzichtbarkeit zurückgegeben. Die größte Gefahr für die FDP aber
ist, dass sie diesen Anspruch gut vier Monate vor der Bundestagswahl
verinnerlicht. So sehr, dass sie für die Rückkehr an die Macht auch
einen Schlingerkurs in Kauf nimmt. Den hat der Parteivorsitzende der
staunenden Öffentlichkeit gerade selbst vorgeführt. Nachdem die
Grünen die Liberalen zu ihrem Erzfeind erkoren hatten, schloss der
FDP-Chef kategorisch eine Ampelkoalition aus - obwohl die politischen
Beobachter wissen, dass er regelmäßig auch Fühlung zu den
Sozialdemokraten hält. Als dann ausgerechnet seine Duzfreundin Merkel
die gewünschte Festlegung auf eine schwarz-gelbe Regierung ausschlug,
droht der Düpierte nun doch wieder mit der hässlichen Alternativbraut
namens Ampel. Souveränität sieht anders aus.

Nicht nur für Guido Westerwelle gilt: In dem Maße, in dem die
Parteien-Bindung der Wähler an abnimmt, wächst die Bedeutung der
persönlichen Glaubwürdigkeit. All' jene, die ihre Parteimitglieder
mit markigen Sprüchen kampagnenfähig machen wollen, sollten zwei
weitere Regeln beachten: Im Fünfparteiensystem erwarten die Wähler
von den bürgerlichen Parteien - zu denen längst auch die Grünen
zählen - eine grundsätzliche Koalitionsfähigkeit. Und in der größten
Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit lassen sich die Menschen nicht
mit unrealistischen Wahlversprechen ködern. Dieser Wahlkampf verlangt
von den Politikern eine Ernsthaftigkeit, von der sie sich beim
krampfhaften Heischen um Aufmerksamkeit offenbar entwöhnt haben.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211 / 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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