(Registrieren)

WAZ: Gerechtes Steuersystem - Ein Steuersatz für alle, das wär's - Leitartikel von Thomas Wels

Geschrieben am 15-05-2009

Essen (ots) - Das hat man nicht alle Tage: Vermögende, die sagen,
sie wollten mehr Steuern zahlen. Sicher vorbildlich, aber die Frage,
wie ein gerechtes Steuersystem aussehen sollte, ist damit nicht
beantwortet.

Die jüngste Kritik der OECD, wonach vor allem Niedrigverdiener
und Alleinerziehende mit hohen Abgaben belastet sind, führt weg vom
Steuersystem: Es ist das Sozialversicherungssystem, das enorme
Verteilungswirkungen entfaltet. Da ist etwa die
Beitragsbemessungsgrenze, die dafür sorgt, dass Beiträge für die
Krankenversicherung ab einem Einkommen von 3650 Euro und die zur
Rentenversicherung ab 5400 Euro nicht mehr steigen. Von da an wachsen
die Belastungen nicht mehr, was ein Vorteil für Besserverdienende
ist. Ungerecht? Wohl kaum, schließlich bekommt der
Höchstbeitragszahler dieselbe Leistung wie einer, der weniger als die
Hälfte bezahlt. Und: Die Rentenzahlung ist faktisch ebenfalls nach
oben hin gedeckelt.

Das Sozialversicherungssystem verteilt um. Für eine gerechte
Einkommensverteilung ist jedoch das Steuersystem zuständig, das in
Deutschland völlig verkorkst ist: 70 Prozent der weltweiten
Steuerliteratur sind auf deutsch erschienen: Unverständlicher und
damit ungerechter geht's nimmer. Desweiteren: 1. Die Steuersätze für
mittlere Einkommen steigen mit wachsenden Einkommen schneller als für
höhere Einkommen (kalte Progression); 2. Freibeträge entlasten
Besserverdiener in absoluten Summen stärker als Niedrigverdiener. Das
liegt zwar am System der wachsenden Steuersätze (Progression), ist
also logisch, politisch aber ein Zankapfel. 3. darf man nach der
Gerechtigkeit des Ehegattensplittings fragen, wenn es gut
verdienenden Paaren ohne Kindern erlaubt, dieselben Steuervorteile zu
erlangen wie Paare mit drei Kindern.

Es ginge alles viel einfacher mit einem einheitlichen Steuersatz
(Flat Tax), weiland vom Wahlkampfkanzler Schröder mit dem Satz
zerbombt: "Die Krankenschwester soll so viel bezahlen wie der
Chefarzt." Das war eine gezielte Irreführung, denn je nach
Ausgestaltung hätte die Krankenschwester für 1500 Euro keine Steuer,
für die restlichen 500 Euro 25 Prozent bezahlt. In dem Modell spielen
Ehegattensplitting, Progression und deren Folgen für Freibeträge
keine Rolle mehr. Die zehn Prozent Top-Verdiener könnten wie heute
auch 55 Prozent oder noch mehr des Steueraufkommens schultern. Es
wäre nachvollziehbar und gerecht. Das Problem der Sozialversicherung,
die mit immer weniger Beitragszahlern immer mehr finanzieren muss,
löst das nicht.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

203604

weitere Artikel:
  • Westdeutsche Zeitung: Die Liberalen sollten sich nicht zu früh in die Regierung reden - Westerwelles Ungeduld = Von Friedrich Roeingh Düsseldorf (ots) - Da kann einer vor Kraft kaum laufen. Guido Westerwelle ist auf dem Parteitag in Hannover mit einem glänzenden Ergebnis als Parteivorsitzender bestätigt worden. Und seine Erfolgsbilanz ist tatsächlich beeindruckend: Die FDP ist im Bundestag die größte Oppositionspartei, sie liegt in den Umfragen seit geraumer Zeit bei 13 und mehr Prozent, sie ist in 13 von 16 Länderparlamenten vertreten, sie bildet in fünf Landesregierungen eine Koalition mit der Union. Und seit den jüngsten und beeindruckendsten Erfolgen in Bayern und mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zur FDP/Westerwelle Halle (ots) - Um nichts aber hat Westerwelle mehr gekämpft als um Glaubwürdigkeit. Er und alle Jüngeren in der Partei reagieren allergisch auf die Unterstellung, um der Macht willen seien die Liberalen eigentlich zu jedem Bündnis bereit - eine Koalition mit der Linkspartei einmal ausgeschlossen. "Wort gehalten" zu haben nach der letzten Bundestagswahl und in Hessen, das ist für das Selbstbewusstsein der neuen FDP ganz wichtig. Und genau deswegen tut sich die Partei jetzt so schwer mit einer Koalitionsaussage vor der Bundestagswahl. mehr...

  • Ostsee-Zeitung: Unerledigte Baustelle - Gastkommentar zu Grundgesetz und Verfassung Rostock (ots) - Wenn Franz Müntefering vorschlägt, endlich eine gesamtdeutsche Verfassung zu schaffen, dann hat er etwas in Erinnerung gerufen, was schon Anfang der 90er Jahre auf den Weg gebracht werden sollte, aber an der Verweigerung eines Teils der politischen Elite scheiterte. Vor fast 20 Jahren wollten Demokraten in Ost- und Westdeutschland parallel zur Verfassungskommission des Bundestags einen eigenen Verfassungsentwurf aus der Mitte des Volkes erarbeiten. Diese erste gesamtdeutsche Bürgerinitiative gründete deshalb am 16. Juni mehr...

  • Rheinische Post: Alzheimer und unsere Witze Düsseldorf (ots) - von Wolfram Goertz Solange eine Gesellschaft Witze über eine Krankheit wie Alzheimer macht, geht es ihr - könnte man sagen - nicht schlecht genug. Witze über Vergesslichkeit sind so unsensibel, wie es Teile der Gesellschaft häufig sind. Aber zeugen Witze nicht auch von Hilflosigkeit? Sie schütteln ab und ertränken im Gelächter, was einem sonst schwer zu Herzen ginge - die Vorstellung, man vergesse leichteste Dinge und erkenne selbst die liebsten Menschen nicht mehr. In die kollektive Hilflosigkeit mischt sich die mehr...

  • Rheinische Post: Der Brückenbauer Düsseldorf (ots) - von Reinhold Michels Der Papst führt viele Titel. Einer davon lautet "Pontifex": Brückenbauer. Diese Funktion hat Benedikt XVI. acht Tage lang bei Begegnungen mit Muslimen, Juden und Christen im politisch unheiligen Heiligen Land gut erfüllt. Es wirkt ungerecht und auch ein wenig schäbig, wenn ihm aus Deutschland (fast möchte man sagen: woher denn auch sonst?) hinterhergerufen wird, der Papst habe mehr polarisiert als Frieden gestiftet. Israels Staatspräsident Peres, ein erfahrener und nobler Mann, weiß es besser mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht