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Südwest Presse: Kommentar: GRÜNE

Geschrieben am 10-05-2009

Ulm (ots) - Wenn das wöchentlich erscheinende Zentralorgan der
deutschen Wirtschaft titelt: "Grün aus der Krise." Wenn Siemens-Boss
Peter Löscher ein "grünes Wirtschaftswunder" prophezeit. Und wenn
sich der Verband der Elektroindustrie den Delegierten des
Wahlparteitags als Sponsor und "Treiber des ökologischen Umbaus"
empfiehlt - wer will den Siegeszug der geborenen Umweltpartei dann
noch aufhalten? Eigentlich können die Grünen das wieder mal nur
selbst schaffen.
Diese Sorge teilen viele Spitzenleute der Partei. Was nützt es, wenn
alle Mächtigen dieser Welt - von Barack Obama bis Arnold
Schwarzenegger, von Ban Ki Moon bis Horst Köhler - davon reden, dass
nur über den massiven Einsatz grüner Technologien der globale
Klimawandel gebremst und die Wirtschaftskrise überwunden werden kann,
sollte die anerkannte Öko-Partei nach dem 27. September erneut auf
der Oppositionsbank Platz nehmen muss. Das wäre Mist, wie nicht bloß
SPD-Chef Müntefering weiß.
Längst haben grüne Strategen wie Fritz Kuhn erkannt, dass sich seine
Partei für die scheinbare Hegemonie bei Umweltschutz und
Nachhaltigkeit nichts kaufen kann. Die politischen Wettbewerber sind
nämlich dabei, die Grünen ideologisch zu enteignen - das vormalige
Alleinstellungsmerkmal der Alternativen wird von der Konkurrenz ganz
selbstverständlich übernommen, die Versöhnung von Ökonomie und
Ökologie ist in aller Munde. Grüne Avantgarde war gestern.
Das Thema, wie die Erde vor dem Kollaps durch Rohstoffraubbau und
überhitztes Wachstum bewahrt werden kann, ist vom Rand der
Gesellschaft in deren Mitte gerückt. Grüne Ideen werden nicht länger
nur von einer Minderheit vertreten, sondern von einer wachsenden
Anhängerschaft jeden Alters. Technologische Lösungen, die vor Jahren
auf den erbitterten Widerstand von Unternehmern stießen, tragen
inzwischen das industrielle Gütesiegel "Made in Germany" und taugen
zum Exportschlager.
So mehrheitsfähig Grün als Grundhaltung sein mag, wenn man darunter
das allgemeine Bewusstsein der Menschen für einen
verantwortungsvollen Umgang mit diesem Planeten und nachwachsenden
Generationen versteht, so begrenzt bleibt die Machtperspektive der
Grünen im Blick auf die Bundestagswahl im Herbst. Die Vorstellung,
die Öko-Partei werde allein wegen ihrer zeitgemäßen Konzepte siegen
und dürfe sich um die Frage, mit welchen Partnern sie ihre hehren
Ziele zu realisieren gedenkt, elegant herumdrücken, ist allzu naiv.
Wer mit wem? Das hat die Bürger immer schon brennend interessiert.
Außerdem erscheint es nach den Erfahrungen von Hessen auch nur
legitim, wenn das Wahlvolk vorher wissen will, welche Koalition ins
Haus steht, sobald hinterher abgerechnet wird - die Katze im Sack
kreuzt niemand gern an. Natürlich ist die Gemengelage mit Ausprägung
des Fünf-Parteien-Systems in Deutschland unübersichtlicher und
unkalkulierbarer geworden. Aber so leicht, wie es sich die Grünen
machen, geht es denn doch nicht.
Schwarz-Grün soll passen, Schwarz-Gelb-Grün aber nicht. Die
rot-gelb-grüne Ampel ist genehm, Jamaika indes nicht. Logik sieht
anders aus. Wie hätten die Grünen die FDP denn gern? Wenn die
Liberalen tatsächlich der "parlamentarische Arm der Heuschrecken,
Finanzhaie und Börsenzocker" sind, wie es auf dem Grünen-Parteitag
hieß, kann die FDP unter keinen Umständen Partner der Wahl sein,
nicht einmal als gerade geduldetes Anhängsel von Rot-Grün. Und
welches Licht auf die Glaubwürdigkeit ihres ehemaligen Kompagnons SPD
wirft erst der augenzwinkernde Hinweis, an den Grünen jedenfalls
werde ein rot-rot-grünes Bündnis nicht scheitern?

Originaltext: Südwest Presse
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/59110
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_59110.rss2

Pressekontakt:
Südwest Presse
Lothar Tolks
Telefon: 0731/156218


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