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Weser-Kurier: Der "Weser-Kurier" (Bremen) kommentiert in seiner Ausgabe vom 24. April 2009 die Lage in der deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie:

Geschrieben am 23-04-2009

Bremen (ots) - Bitte anschnallen!
von Joerg Helge Wagner
Stolze Worte: "Wir sind keine Branche, die gerettet werden muss",
tönt Airbus-Chef Thomas Enders als Präsident des Bundesverbandes der
Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie. Die Zahlen für 2008 scheinen
ihm Recht zu geben. Doch nicht nur der Blick in eine trüb-turbulente
Zukunft entlarvt den starken Spruch als Halbwahrheit: Die ganze
Branche hängt ja längst so stark am staatlichen Tropf wie kaum eine
andere.
Fast ein Drittel des Gesamtumsatzes wird in den Sparten Militär und
Raumfahrt erzielt. Gewaltige Kostenüberschreitungen,
Leistungskorrekturen nach unten oder Verzögerungen bei der
Auslieferung werden dort mit größter Nachsicht behandelt. Vater Staat
tut so, als sei er auf Airbus, Eurocopter & Co. angewiesen und nicht
umgekehrt: Das Beschaffungswesen wird zur Standortpolitik genutzt -
herkömmliche Ausschreibungskriterien und Sanktionsmechanismen greifen
hier nicht. Aus Staatsraison und Prestigedenken wird so getan, als
gäbe es keinerlei internationale Konkurrenz. Das kann man am
Militärtransporter A400M ebenso zeigen wie beim Kampfhubschrauber
Tiger oder dem Transport-Helikopter NH 90.
Natürlich auf Kosten der Steuerzahler, denn die bewährte Massenware
aus US-Produktion wäre preiswerter als Europas Bemühungen, Flügel und
Rotor noch einmal neu zu erfinden. Es geht auch auf Kosten der
Truppe, die seit Jahren in Krisengebieten Oldtimer fliegen muss, weil
vier Firmen aus vier Ländern immer noch an der Software für die
Propeller-Motoren der A400M feilen.
Die Politiker wissen das, aber sie reden sich damit heraus, dass all
der Ärger ja immerhin die sicherheitspolitische "Unabhängigkeit"
garantiere. Derweil deckt Airbus seinen Bedarf an Titan-Teilen
künftig zu 60 Prozent über den russischen Konzern VSMPO Avisma. An
dem wiederum hält der Kreml über einen Eigenkonzern 66 Prozent -
soviel zum Thema "europäische Unabhängigkeit".
Bevor jetzt der Vorwurf kommt, ein vaterlandsloser Nestbeschmutzer zu
sein: Die Erfolge in der zivilen Luft- und Raumfahrt von Airbus und
EADS sind unbestritten, die Ingenieure und Manager sind zu Recht
stolz darauf. Doch viele Airlines schieben oder stornieren ihre
Aufträge; die erfolgreicheren wie Ryanair werden gnadenlos feilschen.
Denn auch der große Konkurrent Boeing hat im ersten Quartal nur noch
halb so viel Gewinn gemacht wie im Vorjahr. In Seattle korrigiert man
bereits seine Erwartungen nach unten - nicht zuletzt, weil der neue
US-Präsident einige Rüstungsprojekte drastisch kürzen will. Und in
Europa ruft Tom Enders nach einer milliardenschweren Kreditkasse
exklusiv für seine Branche. Für die Notlandung muss Vater Staat also
schon Rollbahn stellen, damit es keine Bruchlandung wird.

Originaltext: Weser-Kurier
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30479
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30479.rss2

Pressekontakt:
Weser-Kurier
Produzierender Chefredakteur
Telefon: +49(0)421 3671 3200
chefredaktion@btag.info


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