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BUND: Es gibt kein Comeback der Atomkraft Neue AKW in Europa sind teure Ausnahmen, verschärfen Sicherheits- und Entsorgungsprobleme und bremsen Ausbau der erneuerbaren Energien

Geschrieben am 22-04-2009

Berlin (ots) - "Die Atomenergie trägt weltweit so gut wie nichts
zum Klimaschutz bei. Sie ist und bleibt eine Technologie
unbeherrschbarer Risiken, gerade was die Weiterverbreitung nuklearer
Materialien und die Entsorgung des Strahlenabfalls betrifft. Sie
bremst den Ausbau der erneuerbaren Energien und ihre Bedeutung sinkt
in globaler Hinsicht." Dieses Fazit zieht Lutz Mez, Geschäftsführer
der Forschungsstelle Umweltpolitik an der Freien Universität Berlin
und Autor verschiedener Bücher zur Energie- und Umweltpolitik in
einer Analyse der aktuellen Entwicklungen in der Atombranche. Kurz
vor dem 23. Jahrestag der Tschernobyl-Katastrophe betonte er
gemeinsam mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND),
dass ein Comeback der Atomkraft nicht in Sicht und auch nicht
wünschenswert sei.

Die Anzahl der weltweit betriebenen Atommeiler bezifferte der BUND
auf aktuell 436. Dies seien acht weniger als vor sieben Jahren.
Gesunken sei auch der Atomstromanteil. Er liege im globalen Strommix
derzeit bei 14 Prozent. Trotz einiger weiterer AKW-Neubauten wie in
China oder Indien gingen weltweit deutlich mehr Meiler altersbedingt
vom Netz als neue gebaut würden. In verschiedenen Weltregionen seien
Regierungsbeschlüsse zum Bau neuer Atomkraftwerke nicht umgesetzt
worden. Dies gelte u. a. für die USA und Russland. In der
Europäischen Union sei der Rückgang in der Atombranche besonders
deutlich: Die Zahl der Atomkraftwerke sei 1988 am höchsten gewesen.
Waren damals 177 Reaktoren in Betrieb, seien es derzeit noch 145.

"Es ist mitnichten ein nationaler Sonderweg, wenn Deutschland am
Ausstieg aus der Atomkraft festhält", sagte der BUND-Vorsitzende
Hubert Weiger. "Belgien und Spanien wollen ebenfalls auf Atomstrom
verzichten. Ob in Großbritannien oder Polen jemals neue Atommeiler
errichtet werden, steht in den Sternen. In Europa baut außer Finnland
derzeit nur Frankreich an einem neuen Reaktor und in Bulgarien geht
es um die Fertigstellung eines Uraltprojektes aus sozialistischen
Zeiten. Überall, wo in Europa neue Atomkraftwerke geplant werden,
zeigt sich früher oder später, dass dies ein teurer Irrweg ist."

Das sichtbarste Exempel für ein finanzielles und
sicherheitstechnisches Desaster liefere der im Bau befindliche
finnische Atommeiler bei Olkiliotu. Der Zeitplan seines Baus liege
Jahre hinter den Ursprungsplänen zurück, dem Konsortium Areva-Siemens
drohten Milliardenverluste. Bei dem bulgarischen Bauprojekt Belene
wiederum gebe es wegen der Erdbebengefahr derartig hohe
Sicherheitsrisiken, dass inzwischen sogar der frühere Leiter der
bulgarischen Atomaufsicht davor warne. Ein weiteres gravierendes
Problem der Atomkraft zeige sich in Großbritannien. Die Atomkonzerne
Électricité de France (EdF) und E.on hätten der britischen Regierung
mitgeteilt, sie würden in dem Land kein neues Atomkraftwerk bauen,
wenn die Ausbauziele für erneuerbare Energien nicht nach unten
korrigiert würden. "Das bestätigt alle, die schon immer davor gewarnt
haben: Die großen Energiekonzerne behindern und bremsen den Ausbau
der Erneuerbaren nach Kräften. Ein Mehr an erneuerbaren Energien und
neue Atomkraftwerke passen einfach nicht zusammen", sagte Weiger.

Mez und Weiger appellierten an die Energie- und
Wirtschaftspolitiker aller Parteien, sich von den fadenscheinigen
Argumenten der Atommanager nicht beeindrucken zu lassen. Dahinter
stünden die Gewinninteressen der großen Energiekonzerne, für die
jedes zusätzliche AKW-Betriebsjahr einen Reingewinn von rund 300
Millionen Euro bedeute. Im Übrigen sei das Wahljahr 2009 für die
künftige Energie- und Atompolitik in Deutschland entscheidend. Es
gehe um die Frage, ob sich der Atomausstieg beschleunigen lasse oder
ob es Laufzeitverlängerungen für alte und gefährliche Reaktoren gebe.
Laut Atomausstiegsgesetz müssten in der nächsten Legislaturperiode
sieben Meiler vom Netz genommen werden.

Der BUND kündigte an, sich in den kommenden Monaten verstärkt für
die Beschleunigung des Atomausstiegs einzusetzen. Höhepunkt werde
eine große Anti-Atom-Demonstration am 5. September in Berlin sein.
"Und wir sind schon am kommenden Sonntag in Krümmel, Neckarwestheim
und Münster dabei, wenn am 23. Jahrestag der Tschernobyl-Katastrophe
der Protest gegen die Atomkraft auf die Straße getragen wird", sagte
Weiger.

BUND-Hintergrund "AKW sind von gestern. Die angebliche
Atomrenaissance findet nicht statt": http://www.bund.net/fileadmin/bu
ndnet/pdfs/atomkraft/20090422_atomkraft_renaissance_hintergrund.pdf

Originaltext: BUND
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/7666
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_7666.rss2

Pressekontakt:
Thorben Becker, BUND-Energieexperte,
Tel. 030-27586-421 bzw.
Rüdiger Rosenthal, BUND-Pressesprecher,
Tel. 030-27586-425/-489,
Fax: 440, E-Mail: presse@bund.net, www.bund.net


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