Berliner Morgenpost: Kommentar: Abwrackprämie - Die große Koalition verlängert ihren Knüller
Geschrieben am 25-03-2009 |   
 
    Berlin (ots) - Im derzeitigen Milliarden- Rausch zur Rettung von  Banken und Konjunktur war schwerlich zu erwarten, dass die große  Koalition ausgerechnet ihren Knüller der Saison aus dem Verkehr  zieht. Die heiß begehrte Abwrackprämie kostet den Staat  vergleichsweise bescheidene 1,5 Milliarden Euro, von denen ein nicht  unbeträchtlicher Teil als Mehrwertsteuer wieder in die öffentlichen  Kassen zurückließt, sie beschert der angeschlagenen Autoindustrie  samt Zulieferbranche einen unerwarteten Auftragsboom und sie lässt  sich politisch auch noch als "soziale Komponente" im Rahmen der Flut  teurer Programme zur Eindämmung der globalen Finanz- und  Wirtschaftskrise verkaufen. Denn erst verschrottet und dann mit  Zuschuss neu gekauft werden vor allem Kleinwagen, die in der Regel  von weniger Begüterten bevorzugt werden. Und nicht zu vergessen der  nahende Wahlkampf: Wer hätte es wirklich wagen können, die  Abwrackprämie, wie beschlossen zu deckeln, wenn der Topf viel früher  als gedacht leer ist?! Die SPD hat vermutlich darauf gesetzt, dass CDU und CSU aus ordnungs- und haushaltspolitischen Rest- Grundüberzeugungen eine Verlängerung  dieser weiteren Milliarden- Subvention, nichts anderes ist die  Verschrottungs- und Neukaufprämie, ablehnen werden. Müntefering und  Steinmeier haben die Prämie nicht nur in das Konjunkturpaket II der  Koalition gedrückt, sie haben angesichts des Erfolgs auch als erste  ihre Verlängerung propagiert. Die Kanzlerin hat die Stimmung in  diesem Fall richtig erkannt und sich nicht verweigert. Union und SPD  können damit wieder mal einen gemeinsamen Erfolg nachweisen. Sie  widerlegen zugleich all die Kritiker, die behaupten, die Koalition  habe ihre Regierungsarbeit zum Nachteil eines vorgezogenen  Bundestagswahlkampfs eingestellt. Das können sich die Schwarzen und Roten in dieser Lage überhaupt  nicht leisten. Angesichts der bevorstehenden internationalen  Krisengipfel und erwarteten negativen Zuspitzung auch auf dem  nationalen Arbeitsmarkt in den kommenden Monaten sind öffentlich  ausgetragene Schaukämpfe dem Ernst der Lage völlig unangemessen. Sie  lassen die Menschen, die durch die Wucht der Finanzkrise ohnehin  verunsichert sind und zunehmend die Kraft unserer freiheitlichen  Wirtschaftsordnung in Frage stellen, nur noch mehr an Glaubwürdigkeit und Kompetenz der Regierenden zweifeln. Das heißt nicht, dass in  diesem Jahr der Wahlkampf auszufallen hat. Für ihn reicht die Zeit  nach der Sommerpause, zumal sich immer mehr Wähler erst unmittelbar  vor der Stimmabgabe entscheiden, wo sie denn letztlich ihr Kreuz  machen. Spätestens bald danach soll die Abwrack-Schnäppchen- Aktion endgültig enden. Dann allerdings könnte es ein böses Erwachen geben. Vielleicht über das, was die Wähler an den Urnen angerichtet haben; ziemlich  gewiss aber über die Folgen für die Verkäufer von Kleinwagen. Die  Nachfrage wird einbrechen, weil der Markt dann weitgehend gesättigt  sein wird. Insofern ist die Verlängerung der Abwrackprämie gewiss  auch ein populistischer Akt. Allerdings einer von der seltenen Art  mit mehr Vor- als Nachteilen.
  Originaltext:         Berliner Morgenpost Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2
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