WAZ: Jugend und Rechtsextremismus -  Mangelnde Bildung als Kernproblem  - Leitartikel von Norbert Robers
Geschrieben am 17-03-2009 |   
 
    Essen (ots) - Wer in diesen Tagen die Nachrichten verfolgt, der  wird sich unweigerlich auch diese Frage stellen: Was ist nur mit  unserer Jugend los? In Winnenden offenbart ein 17-jähriger Amokläufer eine tödliche Gefühlskälte. Infolgedessen berichten Kriminologen von  einer bislang ungeahnten Qualität der Sucht nach Computerspielen, die in vielen Fällen Killerspiele mit einschließt. Und jetzt dies: Jeder  siebte Jugendliche macht aus seiner Ausländerfeindlichkeit keinen  Hehl, fast 12 Prozent neigen zu Rechtsextremismus und rund acht  Prozent vertreten einen knallharten Antisemitismus.
      Dass Heranwachsende den Erwachsenen Rätsel aufgeben oder sich  zurückziehen - das ist nicht neu. Aber die aktuellen Nachrichten, so  verschieden sie auch sind, haben eine außergewöhnliche Wucht. Hat  sich die Jugend, zumindest ein Teil davon, etwa in eine von Gewalt  durchsetzte Parallelwelt verabschiedet, zu der viele Väter und Mütter keinen Zugang mehr haben? Und hieß es bislang nicht immer, dass der  intensive politische Aufklärungsunterricht an deutschen Schulen über  Rechtsextremismus dafür sorgt, dass die Zahl der Sympathisanten im  Promillebereich stagniert?
      Erstens: Ja, dem Maß an Verführung halten zehntausende  Jugendliche nicht mehr stand - die Mordgier am PC macht Schule.  Zweitens: Es wäre ein grober Fehler, die aktuelle Studie des  Bundesinnenministeriums über die politische Einstellung von Mädchen  und Jungen als eine von vielen zu bewerten und auf die nächste zu  warten. Die Ergebnisse sind beängstigend. Politiker, Lehrer,  Wissenschaftler - die Gesellschaft insgesamt ist gefordert, sich über Konsequenzen Gedanken zu machen.
      Die Studie gibt einen klaren Hinweis auf das Kernproblem:  Bildungsarmut. Ausländerfeindliche und rechtsextreme Einstellungen  sind an Förder- und Hauptschulen weit verbreiteter als an anderen  Schultypen. Wobei gleich hinzugefügt werden muss, dass Intelligenz  keineswegs allein über den moralischen Kompass entscheidet. Wissen  hilft - aber es ist keine Versicherung gegen politische Verirrungen.  Jugendliche brauchen vor allem das Gefühl, dass man sie ernst nimmt,  dass man sich um sie kümmert.
      Ohnehin gibt es nicht nur diesen einen Grund für den Drang nach  rechts. Die Beurteilung der eigenen Zukunftschancen spielt eine  ebenso große Rolle wie die individuelle Politikverdrossenheit. Nur  noch 39 Prozent der Jugendlichen zeigen Interesse an Politik - dieser Wert ist seit Jahren rückläufig. In Zeiten wie diesen haben  Extremisten vergleichsweise leichtes Spiel.
  Originaltext:         Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
  Pressekontakt: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Zentralredaktion  Telefon: 0201 / 804-2727 zentralredaktion@waz.de
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