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Lausitzer Rundschau: Das neue Bild vom Lehrer

Geschrieben am 24-02-2009

Cottbus (ots) - Unlängst galten Lehrer noch als überbezahlte,
"faule Säcke" (Gerhard Schröder), von wegen Engagement und Beruf als
Berufung. Die Vorurteile über Lehrer sind facettenreich und
wahrscheinlich so alt wie die Schulen selbst, in denen sie
unterrichten müssen. Neuerdings jedoch ist Bemerkenswertes zu
vernehmen: Keine Berufsgruppe wird derzeit so umworben und von der
Politik so geliebt wie die Damen und Herren Lehrer - seid
umschlungen, liebe Studienräte und Referendare! Aber Vorsicht.
Auslöser der neuen Wertschätzung ist nicht, dass die politisch
Verantwortlichen vollends begriffen hätten, dass Lehrer mehr
Unterstützung brauchen, weil sich ihr berufliches Dasein mit den
gesellschaftlichen Verwerfungen gewandelt hat. Nein, der Grund für
die neue Zuneigung ist schlichter Mangel. Erst die absurde Debatte
über die Abwerbung von Lehrkräften aus einzelnen Bundesländern hat
dafür gesorgt, dass der Beruf des Lehrers endlich mehr Aufmerksamkeit
bekommt.
Ausgerechnet jene entdecken dabei jetzt lautstark ihr Herz für die
Pädagogen, die in der Vergangenheit kaum eine Gelegenheit ausgelassen
haben, den Berufsstand am schulbehördlichen Gängelband zu halten; die
nur selten dem Spardiktat ihrer Finanzminister Paroli geboten haben
und die den Reformstau im System Schule erst verwalteten, um ihn dann
nach dem Pisa-Schock nur zaghaft anzugehen. Gemeint sind die
Kultusminister. Dabei ist es schon ein starkes Stück, wegen der neuen
Liebelei zugleich den föderalen Wettbewerb in Frage zu stellen, weil
Lehrer dorthin gehen, wo sie mehr verdienen und bessere
Arbeitsbedingungen vorfinden. Der Föderalismus ist für die
Kultusminister stets ein Schutzschild gegen zu viel
bildungspolitischen Gleichschritt gewesen. Schnell waren sie immer
dabei, Vielfalt und Konkurrenz als Motor für Veränderung zu
propagieren. Doch jetzt, wo Lehrer den gelobten Wettbewerbsgedanken
ganz praktisch umsetzen, wollen sie davon nichts mehr wissen und auf
ihre geschätzten Pädagogen nicht verzichten. Das ist nicht
überzeugend.
Wer Lehrer halten will, muss die Attraktivität des Berufes
substantiell verbessern. Das ist nun mal im Föderalismus zunächst
Aufgabe jedes einzelnen Landes. Wer indes nur das Klagelied über die
bösen Anderen anstimmt, offenbart, dass es ihm eben nicht um die
Lehrer geht, sondern darum, die eigenen, schulpolitischen
Versäumnisse zu überdecken. Davon gibt es nach wie vor reichlich, in
allen Bundesländern. Die zu beseitigen, ist das eigentliche Thema.
Wenig hilfreich sind da Vorschläge einer kompetenzfreien
Bundesbildungsministerin, "Top-Mitarbeiter" aus der Wirtschaft an die
Schulen zu schicken. Haben einige von denen nicht gerade bewiesen,
wie man Volkswirtschaften ruiniert?

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_47069.rss2

Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de


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