Studie von Roland Berger und der Deutschen Industrie- und Handelskammer in Japan (DIHKJ) zu Restrukturierung in Japan: Ungeahnte Freiheiten für ausländische Firmen
Geschrieben am 30-01-2009 |   
 
    München/Tokio (ots) - 
     - Umfrage unter 385 überwiegend deutschen Unternehmen in Japan      widerlegt Klischee fehlender Flexibilität     - Zwei Drittel der Teilnehmer hat in den letzten zehn Jahren      restrukturiert, 98% davon haben Ziele "voll" oder "mehrheitlich"      erreicht     - 30 Prozent, sagen, es sei leichter gewesen als zuvor gedacht, 25      Prozent sogar, es sei leichter gewesen als in Deutschland    - Zwei Drittel der Befragten glauben, bei der Restrukturierung      größere Freiheiten zu haben als japanische Firmen     - Über den Erfolg entscheiden Kommunikation und       Rücksicht auf das Prinzip der Solidargemeinschaft
     Trotz der unaufhaltsamen Globalisierung hat sich die japanische  Wirtschaft einige landestypische Besonderheiten bewahrt: etwa die  lebenslange Beschäftigung der Kernbelegschaft oder die langfristige  Bindung an Lieferanten. Ausländische Firmen haben im Zug von  Übernahmen oder Zusammenschlüssen mit den japanischen Tochterfirmen  auch die dortigen Strukturen und Traditionen übernommen. Gerade in  Zeiten einer heftigen globalen Rezession steigt jedoch auch in Japan  die Notwendigkeit, zu restrukturieren. Roland Berger Strategy  Consultants und die Deutsche Industrie- und Handelskammer in Japan  (DIHKJ) haben Topmanager von 385 deutschen Unternehmen in Japan zu  ihren Erfahrungen mit Restrukturierungsprogrammen in Japan befragt.  Das Ergebnis überrascht: Die meisten Unternehmen haben in Japan  bereits restrukturiert - fast ausschließlich mit Erfolg. Mehr noch:  Die Mehrheit glaubt, dabei in Japan deutlich größere Freiheiten zu  haben als einheimische Firmen. Und: Die "japanischen Besonderheiten"  müssen nicht hinderlich sein, sondern können bei Restrukturierung  sogar helfen - nötig ist dafür Fingerspitzengefühl, aber keine  übertriebene Selbstbeschränkung.
     "Viele ausländische Unternehmen halten Restrukturierungsmaßnahmen  in Japan wegen der Eigenheiten des dortigen Wirtschaftssystems immer  noch für sehr schwierig", sagt Dr. Dirk Vaubel, Studienautor und  Partner bei Roland Berger Strategy Consultants in Tokio.  "Andererseits gaben aber zwei Drittel der von uns befragten deutschen Firmen an, in den letzten zehn Jahren restrukturiert zu haben - und  98 Prozent sagten, sie hätten ihre Ziele voll oder mehrheitlich  erreicht."
     Lebenslange Jobgarantie - ein schwindendes Privileg
     In der aktuellen Studie von Roland Berger und DIHKJ nannten die  Teilnehmer die Hindernisse bei Entlassungen durch das Arbeitsrecht  als größtes externes Problem für Restrukturierungen. Laut Statistics  Bureau sind immer noch nicht einmal zehn Prozent der japanischen  Angestellten daran interessiert, in ihrem Leben den Arbeitgeber zu  wechseln. In Sachen Flexibilität hat also scheinbar kein  grundlegender Systemwechsel stattgefunden. Was hat sich also  geändert? Die Antwort heißt hier "Randbelegschaften". Der Anteil von  weiblichen Beschäftigten, Zeitarbeitern und Teilzeitkräften wurde  stark ausgebaut, sie dienen bei wirtschaftlichen Schwierigkeiten als  Flexibilitätspuffer. Ihr Anteil stieg zwischen 1984 und 2008 von 15  auf 34 Prozent. "Privilegien wie lebenslange Beschäftigung werden in  Japan zwar immer noch als Normalfall angesehen, gelten aber faktisch  für eine immer kleiner werdende Kernarbeitnehmerschaft", sagt Martin  Gottschlich, Projektmanager bei Roland Berger und Co-Autor der  Studie.
     Japanische Besonderheiten beim Abbau von Personalkosten
     Um ihrer Kernbelegschaft weiterhin Vorteile wie eine Jobgarantie  bieten zu können, bauen japanische Unternehmen Personalkosten über  eine Vielzahl anderer Maßnahmen ab: Sie reduzieren Überstunden, Boni  und Neueinstellungen, versetzen Mitarbeiter zu anderen Unternehmen  oder innerhalb des Unternehmens und ersetzen Stammarbeitnehmer durch  flexible Randbelegschaften. "Versetzungen zu anderen Unternehmen,  meist Lieferanten oder Tochterunternehmen, finden sowohl temporär als auch permanent statt", sagt Dr. Carsten Herbes, Co-Autor und Roland  Berger Alumnus. "Der Wechsel von einem sicheren Arbeitsplatz im  Großunternehmen zu einem schlechter bezahlten Job bei einem  Lieferanten verhindert die Arbeitslosigkeit aber oft nicht, sondern  verzögert sie nur." Typische Mittel sind auch "freiwillige"  Frühpensionierungen". Diese treffen schon Mitte 30-Jährige und sind  oft nur eine Beschönigung für Entlassungen. "Die Abfindungen sind oft weit davon entfernt, eine echte Pension zu ersetzen", ergänzt  Gottschlich.
     Mitsubishi und Nissan - Global Player mit globalen Zulieferketten
     Mitsubishi Motors und Nissan haben gezeigt, dass sich Unternehmen  in Japan mit ausländischer Beteiligung im Bereich Beschaffung den  globalen Bedingungen inzwischen stark angepasst haben. Seit Mitte der 90er Jahre drängten sie ihre Zulieferer, Personal abzubauen, die  Fertigung ins Ausland zu verlagern und ihrerseits bei den Zulieferern zu sparen. Das Ergebnis waren drastische Kostensenkungen von bis zu  15 Prozent. "Dieser Trend gilt auch für rein japanische Firmen ohne  ausländische Beteiligung. Das Ausmaß des Wandels in Japan wird von  ausländischen Firmen oft noch unterschätzt", sagt Vaubel.
     Ungeahnte Freiheiten für ausländische Firmen
     In Japan hat die Bereitschaft deutlich zugenommen, in der Praxis  einheimische Besonderheiten aufzugeben. Besonders viel Verständnis  wird dafür ausländischen Firmen entgegengebracht. Fast zwei Drittel  der Studienteilnehmer gaben an, bei Restrukturierungen mehr Freiheit  zu haben als einheimische Unternehmen. Nur 17 Prozent glauben,  stärkeren Beschränkungen unterworfen zu sein als ihre japanischen  Wettbewerber. "Auf ausländische Unternehmen lauern aber auch typische Gefahren", sagt Gottschlich. "Oft wertet die deutsche Seite das  Fehlen offener Konflikte als Einverständnis der japanischen  Mitarbeiter und erwartet eine reibungslose Umsetzung. Häufig werden  Maßnahmen dann aber verschleppt, ,Missverständnisse' vorgeschoben  oder Veränderungen ,ausgesessen'". Besonders wichtig für den Erfolg  ist daher eine konsequente Kontrolle aller Maßnahmen.
     Restrukturieren mit Fingerspitzengefühl
     "Restrukturieren in Japan ist nicht schwieriger als in Deutschland oder Europa - im Gegenteil", sagt Vaubel. "Etwa 25 Prozent der  Befragten gaben sogar an, es sei leichter als in Deutschland, weitere 30 Prozent sagten, es sei leichter gewesen als zuvor gedacht."  Wichtig ist dabei das Fingerspitzengefühl. Damit lassen sich  Japan-typische Handlungsmuster sogar kreativ für Restrukturierungen  nutzen. Einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren ist die Kommunikation:  "Werden etwa notwendige Entlassungen der Belegschaft als  ,Frühpensionierungen' erklärt, stoßen sie auf deutlich weniger  Widerstand und beide Seiten wahren ihr Gesicht." Ernsthafte  Bekenntnisse zum Standort helfen, dauerhaft Vertrauen aufzubauen. Das kann soweit gehen, dass Mitarbeiter und Gewerkschaften  Rationalisierungsziele im Rahmen von Joint-Venture-Verhandlungen mit  eigenen Ideen unterstützen - wenn das Unternehmen sich prinzipiell  dauerhaft zum japanischen Standort und den dortigen Mitarbeitern  bekennt. "Das Prinzip der Solidargemeinschaft gilt dann auch im  Verhältnis zur neuen Muttergesellschaft", sagt Vaubel.
     Die Studie können Sie kostenfrei downloaden unter: 
     www.rolandberger.com/pressreleases 
     www.japan.ahk.de
     Roland Berger Strategy Consultants, 1967 gegründet, ist eine der  weltweit führenden Strategieberatungen. Mit 36 Büros in 25 Ländern  ist das Unternehmen erfolgreich auf dem Weltmarkt aktiv. 2.000  Mitarbeiter haben im Jahr 2007 einen Honorarumsatz von mehr als 600  Mio. Euro erwirtschaftet. Die Strategieberatung ist eine unabhängige  Partnerschaft im ausschließlichen Eigentum von rund 180 Partnern.
     Die Deutsche Industrie- und Handelskammer in Japan (DIHKJ) ist  zentrale Anlaufstelle für deutsche Unternehmen bei der Erschließung  des japanischen Marktes. Als Teil des weltweiten AHK-Netzes von 110  Büros in 80 Ländern unterstützt sie insbesondere mittelständische  Unternehmen bei Aufbau und Ausbau ihres Japan-Geschäfts.
  Originaltext:         Roland Berger Strategy Consultants Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/32053 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_32053.rss2
  Falls Sie Rückfragen haben, wenden Sie sich bitte an: Sebastian Deck Roland Berger Strategy Consultants Tel. +49 89 9230-8190, Fax +49 89 9230-8599 E-Mail: sebastian_deck@de.rolandberger.com www.rolandberger.com
  Pascal Gudorf Deutsche Industrie- und Handelskammer in Japan Tel. +81 3 5276 8741, Fax +81 3 5276 8733 E-Mail: pgudorf@dihkj.or.jp www.japan.ahk.de
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