(Registrieren)

Berliner Morgenpost: Das Geld muss auch bei den Kindern ankommen - Kommentar

Geschrieben am 27-01-2009

Berlin (ots) - Das Urteil ist gefällt, auch wenn das
Bundesverfassungsgericht das letzte Wort haben wird: Das
Bundessozialgericht in Kassel entschied gestern, dass es den
Hartz-IV-Regelsatz für Kinder bis zu 14 Jahren für verfassungswidrig
hält. Die Regelung, den Kindern in Erwerbslosen-Familien pro Monat
nur 211 Euro und damit 40 Prozent weniger als einem alleinstehenden
arbeitslosen Erwachsenen zu geben, verstoße gegen den
Gleichheitsgrundsatz, so das Bundessozialgericht. Nun müssen die
Richter in Karlsruhe die Frage endgültig entscheiden.
Wer Kinder hat, weiß, dass 211 Euro im Monat äußerst knapp sind. Dass
das Geld in den meisten Monaten nicht ausreicht, denn davon müssen
Lebensmittel, Kleidung, Spielsachen, Schulranzen und Stifte oder auch
der Besuch im Schwimmbad bezahlt werden. Das Problem bei einem
Regelsatz von 211 Euro ist, dass dieser pauschal für jedes Kind unter
14 Jahren gezahlt wird. Für ein zweijähriges Mädchen erhalten die
Eltern damit die gleiche Summe wie für einen 13-jährigen Jungen. Muss
man erklären, dass der Jugendliche wesentlich mehr isst als das
kleine Mädchen, dass er andere, meist teurere Hosen und Schuhe
braucht?
So ist es wenig erstaunlich, dass die Kinderlobbyisten mehr Geld für
die Familien fordern, in der ein oder sogar beide Elternteile
erwerbslos sind. Auch die Politiker haben sich von deren Berechnungen
überzeugen lassen. So hat die große Koalition im Rahmen des zweiten
Konjunkturprogramms beschlossen, dass die Regelsätze für Kinder im
Alter von sechs bis 13 Jahren erhöht werden. Künftig wird für ein
Kind 70 Prozent - und nicht nur 60 Prozent - des Regelsatzes für
erwachsene Hartz-IV-Empfänger gezahlt. Das sind umgerechnet 35 Euro
mehr für ein Schulkind. Außerdem gibt es für Kinder - befristet bis
zur zehnten Klasse - pro Jahr ein sogenanntes Schulstarterpaket in
Höhe von 100 Euro. Das Problem ist also erkannt.
Es wäre aber lohnenswert, noch einmal grundsätzlich über die
Pauschale für Kinder in Erwerbslosen-Familien nachzudenken. Ein Ziel
dieser Pauschalierung war es, den bürokratischen Aufwand zu
verringern. Früher musste das Geld für die Klassenfahrt oder den
neuen Kinder-Wintermantel immer gesondert im Amt beantragt werden.
Aber wie die Erfahrungen der vergangenen drei Jahre zeigen, geben
etliche Hartz-IV-Familien das ihnen zugewiesene "Kinder-Geld" nicht
für diese, sondern für sich, für ein neues Handy oder Zigaretten und
Alkohol aus. Nicht alle, das muss betont werden, aber immer noch zu
viele. Diesen Familien, diesen Kindern wäre mehr geholfen, wenn es
statt Bargeld künftig Gutscheine gäbe.
Das Bundesverfassungsgericht muss den Fall nun endgültig klären. Das
ist, man kann es gar nicht oft genug sagen, wieder einmal ein
Armutszeugnis für die politisch Verantwortlichen. Wie in so vielen
anderen Fällen - erinnert sei an die Pendlerpauschale - müssen die
Karlsruher Richter entscheiden, was schon lange als falsch erkannt
worden ist. Auch von den Politikern.

Originaltext: Berliner Morgenpost
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2

Pressekontakt:
Berliner Morgenpost
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

183007

weitere Artikel:
  • Ostsee-Zeitung: Eine Hypothek - Kommentar zu Konjunkturpaket und Schulden Rostock (ots) - Erst werden die Schulden auf Rekordniveau getrieben, um dann eine Schuldenbremse zu installieren: Was so widersinnig klingt, ist wahrscheinlich alternativlos. Um den Kollaps der Banken abzuwenden und den Konjunktureinbruch abzumildern, gibt der Bund in diesem und im nächsten Jahr Geld auf Pump aus wie nie zuvor. Das kann nicht gut gehen, wenn es keine absolute Ausnahme bleibt. Deshalb wird der Verschuldung für die hoffentlich bald anbrechende Zeit nach der Krise ein Deckel verpasst. So weit, so gut. Nur leider ist es bislang mehr...

  • Der neue Tag: Kommentarauszug zur neuen Kfz-Steuer: Weiden (ots) - " (...) Es profitieren damit die - innovativen - Volumenmodelle der deutschen Autobauer. Zum meist teureren Kauf von Ingenieurkunst "Made in Germany" zu reizen, ist bitter notwendig: Denn vier von fünf in unserem Land hergestellten Autos gehen schließlich in den Export. Der Jubel über eine Sonderkonjunktur durch die 2500-Euro-Abwrackprämie relativiert sich vor diesem Hintergrund deutlich. (...)" Originaltext: Der neue Tag Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/70539 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_70539.rss2 mehr...

  • Rheinische Post: Kopfschütteln über Abgeordnete Düsseldorf (ots) - von Detlev Hüwel Die Abgeordneten des Düsseldorfer Landtag können es offenbar nicht lassen. Obwohl sie finanziell vernünftig ausgestattet sind, rufen sie immer wieder nach höheren Diäten. Dabei sollte mit der großen Diätenreform des Jahres 2005 endlich ein Schlussstrich unter die leidige Diätenfrage gezogen werden. Damals wurde beschlossen, die zu versteuernden Diäten auf zunächst 9500 Euro im Monat heraufzusetzen. Dafür wurden im Gegenzug sämtliche steuerfreien Pauschalen gestrichen. Mehr Transparenz sollte her, und mehr...

  • Rheinische Post: Obamas Einladung Düsseldorf (ots) - von Godehard Uhlemann Barack Obama wird immer mehr zum Abbruchunternehmer bislang festgefügter amerikanischer Politik-Bastionen der Ära Bush. Er schafft Raum für neue Vorstellungen und Entwürfe. Amerikas neuer Präsident will weniger anderen Ländern diktieren, er will stärker kooperieren. Auch das ist ein Bruch mit der Bush-Ära. Obama bietet der muslimischen Welt die offene Hand. Die sollte einschlagen, sonst läuft der neue Präsident ins Leere. Steht die Welt nun an der Schwelle globaler Freundschaft und am Grabe mehr...

  • Stuttgarter Nachrichten: zu Kfz-Steuerreform Stuttgart (ots) - Wer tatsächlich ein neues Auto braucht, wird sich eher an den großzügigen Rabatten der Händler orientieren oder die teilweise äußerst günstigen Finanzierungsangebote in Anspruch nehmen. Weil auf den Höfen tausende Autos rumstehen, an Wert verlieren und hohe Lagerkosten verursachen, sind die Händler bereit, über Nachlässe zu verhandeln, die einige tausend Euro ausmachen können. Nach der Höhe der Kfz-Steuer fragt da dann keiner mehr. Originaltext: Stuttgarter Nachrichten Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/39937 mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht