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LVZ: Schmerzliche Lehre aus Qimonda

Geschrieben am 23-01-2009

Leipzig (ots) - Von Sven Heitkamp
Zu Weihnachten sah alles noch so aus schön aus für Qimonda. Sachsen,
Portugal und das Münchener Mutterhaus Infineon wollten zur Stützung
des torkelnden Dresdner Chip-Riesen ein Korsett von 325 Millionen
Euro einziehen, die Branche atmete auf. Doch seit gestern ist der
Traum von der Rettung tausender Jobs ausgeträumt. Qimonda ist pleite,
die Zukunft des Unternehmens düster. Leidtragende sind zuallererst
die Beschäftigten und ihre Familien. Die Schuld für das Desaster dem
Versagen einzelner Akteure zu geben, wie das reflexhaft geschieht,
greift jedoch zu kurz - auch wenn die Unternehmensführungen zuletzt
eher durch Geheimniskrämerei und teils dreiste Forderungen
aufgefallen sind.
Als Produktionsstätte von Speicherchips war Qimonda in den Sog der
immer weiter abstürzenden Preise geraten. Der Konzern befand und
befindet sich im Schraubstock der hoch subventionierten Konkurrenz
aus Asien und Amerika. Die weltweite Wirtschaftskrise und die
desolate Lage der Banken tragen ihr Übriges zur Misere bei - wie bei
anderen Anbietern übrigens auch: AMD konnte in Dresden nur überleben,
weil ein arabischer Investor das Ruder übernahm. Infineon steckt tief
in den roten Zahlen. Entlassungen und Kurzarbeit sind in der
Chipindustrie an der Tagesordnung.
Europa wird sich - wie etwa in der Luft- und Raumfahrt auch -
entscheiden müssen, ob es auf Eigenständigkeit wert legt und den
aberwitzigen Wettlauf in der sensiblen Mikroelektronik-Branche
fortführt. Oder ob es die Chip-Herstellung den international
agierenden High-Tech-Konzernen auf anderen Erdteilen überlässt.
Gegenwärtig sieht es eher so aus, als ob Dresden zwar als kleine
feine Denkfabrik der Halbleiter-Industrie eine Zukunft hat, nicht
aber als großer Produktionsstandort in der Massenfertigung. Qimonda
soll einen enormen technologischen Vorsprung haben. Genutzt hat es
dem Unternehmen nichts. Nun droht ein Dominoeffekt, der das ganze
Musterland Sachsen schwer in Mitleidenschaft ziehen und zigtausende
Jobs kosten kann.
Der Fall Qimonda zeigt, dass es richtig ist, auf den Kauf staatlicher
Anteile an einem schlingernden Unternehmen zu verzichten. Der
Freistaat Sachsen wird in Zukunft gut beraten sein, sich nicht nur an
einigen wenigen strahlenden Leuchttürmen zu orientieren. Wie groß die
Gefahr ist, dass die hellen Lichter einmal ausgehen, führt Qimonda
schmerzlich vor Augen.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6351.rss2

Pressekontakt:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


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