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Berliner Morgenpost: Wer Sport treibt, trägt immer ein Risiko - Kommentar

Geschrieben am 04-01-2009

Berlin (ots) - Sport ist nicht immer nur gesund, beinahe jeder
körperlichen Ertüchtigung ist ein Verletzungsrisiko immanent. Dabei
geht es keineswegs nur um Zerrungen und Knochenbrüche. Dem
Marathonläufer kann der Kreislauf versagen, der Fußballspieler beim
Kopfballduell ersticken, der Radler vom Auto überfahren werden. Der
schwere Unfall des Thüringer Ministerpräsidenten Dieter Althaus hat
nun daran erinnert, dass auch Ski fahren gefährlich ist - manchmal
sogar lebensgefährlich. Der Politiker hat einen Zusammenstoß auf der
Piste nur deshalb überlebt, weil er einen Helm trug.
Die Schlussfolgerung aus dem Unglück liegt nahe. Wer Sport treibt,
trägt die Verantwortung, das Risiko zu minimieren, für sich und
andere: mit richtiger Ausrüstung, körperlicher Vorbereitung und nicht
zuletzt Rücksichtnahme auf seine Mitaktiven. Es verwundert allerdings
wenig, dass in unserer zunehmend staatsgläubigen Republik ein ganz
anderer Ruf laut wird: der nach dem Gesetzgeber, der dem Bürger diese
Verantwortung per Einführung einer allgemeinen Helmpflicht für
Skifahrer abnehmen soll. Vater Staat soll es mal wieder richten.
Der Deutsche Skiverband hält die Forderung mit Recht für einen
hysterischen Reflex, geschuldet der Prominenz des thüringischen
Ministerpräsidenten. Althaus hatte einen tragischen Unfall, er ist
nicht Opfer oder Täter neuer Anarchie auf den Pisten geworden, die
den Alarmismus rechtfertigen könnte. Die Zahl der Skiunfälle geht im
Gegenteil beständig zurück, seit dem Winter 1979/80 ist sie um 56,6
Prozent gesunken. Voriges Jahr verletzten sich rund 45.000 deutsche
Skifahrer, Kollisionen wie im Fall von Dieter Althaus machten weniger
als ein Prozent dieser Unfälle aus. Und die Hänge sind auch keine
rechtsfreie Zone. Wer nachweisbar gegen die auf den Pisten geltenden
Sorgfaltspflichten verstößt, kann zivil- oder strafrechtlich belangt
werden. Gegen Althaus wird deshalb auch routinemäßig wegen
fahrlässiger Tötung ermittelt.
Ganz unzweifelhaft ist das Tragen eines Helms sinnvoll, beim
Skifahren wie beim Fahrradfahren. Wer sich schützen will, trägt den
Kopfputz in verkehrsreichen Zonen, kann aber auf ruhigen Strecken
getrost darauf verzichten. Es ist nicht Aufgabe des Staates, seinen
Bürgern diese Verantwortung zur Einschätzung des Risikos abzunehmen.
Zumal neue Gebote immer auch kontrolliert werden müssen. Die nächsten
Forderungen nach Einführung einer Helmpflicht lassen sich schnell
ahnen: Pistenpolizei, Tempolimit, Videoüberwachung. Doch wer per Rad
auf Berlins Straßen unterwegs ist, weiß, dass die unter dem
Spardiktat stehenden Ordnungshüter schon mit der Überwachung der
geltenden Verkehrsregeln für Zweiradfahrer überfordert sind.
Und wo wäre die Grenze für die Obhutspflicht des Staates? Sollten
Extremsportarten nicht besser gleich ganz verboten werden? Boxen? Und
was ist mit dem Fußball? Denn die meisten Sportunglücke passieren
keineswegs beim Skilaufen: Mehr als die Hälfte alle
Versicherungsfälle wird bei der Deutschen liebster Sportart
registriert.

Originaltext: Berliner Morgenpost
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2

Pressekontakt:
Berliner Morgenpost
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


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