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Südwest Presse: Leitartikel: Neujahr

Geschrieben am 30-12-2008

Ulm (ots) - Zehn Millionen Deutsche, so schätzen Fachleute, leiden
an den verschiedenen Formen der Krankheit Angst. Etwa jeder achte
Bewohner dieses Landes also. Es gibt die Deutsche Angst-Selbsthilfe
als Interessenorganisation und die Deutsche Angst-Zeitschrift - so
heißt sie wirklich - als deren publizistisches Forum.
Auch jenseits der im internationalen Vergleich hohen krankhaften
Ausformung ist das Phänomen Angst bei uns so stark verbreitet, dass
es als "german desease" international wahrgenommen und oft belächelt
wird. In einer Umfrage unter 60 000 Menschen in 60 Nationen nach der
Einschätzung der Zukunftserwartungen landeten die Deutschen 2007 auf
Platz 51. Nur in neun Ländern, zum Beispiel dem Irak, wurden die
Aussichten schlechter eingeschätzt als hierzulande. Wenn dann selbst
die Kanzlerin vor einem Jahr der schlechten Nachrichten warnt,
verwundert es nicht, wenn die Bundesbürger mal wieder düster in die
Zukunft schauen.
Mittlerweile haben sich aber manche der früher geäußerten Ängste
erledigt. Der Ölpreis ist nach der bedrohlichen Explosion wieder
unter den Ausgangspunkt gefallen. Es wurden Millionen neuer
Arbeitsplätze geschaffen, etwa jeder Zweite ordentlich bezahlt und
abgesichert. Und es besteht gute Hoffnung, dass die USA künftig von
einem Präsidenten regiert werden, der nicht wie sein noch amtierender
Vorgänger als latentes Risiko für die Auslösung neuer Weltkrisen
betrachtet werden muss.
Doch zugleich gibt die in den USA geplatzte Immobilienblase und die
anschließende weltweite Finanzkrise allen Hasenfüßen reichlich neue
Nahrung. Rezession, Deflation, Weltwirtschaftskrise gar - das
Vokabular der ökonomischen Kassandrarufer erobert erste Plätze unter
den (Un-)Wörtern des Jahres.
Als freilich im Oktober Daimler mit seiner zweiten "Gewinnwarnung"
(so bezeichnen die Börsengurus die Senkung der eigenen
Gewinnprognosen für das Geschäftsjahr) die Aktienkurse abermals auf
Talfahrt schickte, da reagierten Besonnene erfreulich nüchtern: Gehe
etwa die Welt unter, so mahnten sie, wenn der Stuttgarter Autobauer
statt ursprünglich erhoffter sieben Milliarden Euro Jahresgewinn nur
noch sechs Milliarden erwarte? Was, so sei hinzugefügt, zudem nicht
nur von allgemeiner Nachfrageschwäche, sondern auch von verfehlter
Modellpolitik des Konzerns mit dem Stern verursacht wird.
Natürlich gibt es gute Gründe für die Annahme, dass 2009 etwas
weniger Güter und Dienstleistungen hergestellt werden, als im heute
endenden Jahr. Nach einem mehrjährigen stabilen Aufschwung wäre das
aber noch kein Beinbruch. Für Unkenrufe, für weit hergeholte
Vergleiche mit der Krise von 1929 gibt es dagegen wenig Anlass -
außer der grassierenden Lust am Schwarzmalen.
Übersehen werden die Chancen. Stabile Preise und sinkende Zinsen
verschaffen Verbrauchern, Unternehmen und Staat Gelegenheit,
Anschaffungen vorzuziehen und Kredite günstiger zu finanzieren.
Moderate Lohnabschlüsse sind möglich, die trotzdem Kaufkraft
schaffen. Nachlassende Nachfrage nach Arbeitskräften schafft Freiraum
für überfällige Qualifizierung zur Verringerung des
Fachkräftemangels.
Denn dass die Krise das boomende Geschäft deutscher Unternehmen etwa
in den neuen EU-Staaten in Süd-Ost-Europa einbrechen lässt, ist nicht
absehbar. Viele deutsche, nicht zuletzt baden-württembergische und
bayerische Unternehmen zeichnen sich durch die
Technologieführerschaft in ihrer Branche aus - sie würden profitieren
von einem reinigenden Gewitter.
Silvester 2008 mag Anlass sein, sich auf eigene Stärken zu besinnen
und darauf mehr zu vertrauen, als auf Untergangspropheten, die den
Zeitgeist bedienen. Nur Mut wird belohnt!

Originaltext: Südwest Presse
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/59110
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Pressekontakt:
Südwest Presse
Lothar Tolks
Telefon: 0731/156218


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