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Westdeutsche Zeitung: Nahost = Von Alexander Marinos

Geschrieben am 29-12-2008

Düsseldorf (ots) - Der Nahost-Konflikt polarisiert die deutsche
Öffentlichkeit. Nahezu reflexhaft ergreift die eine Seite - auch
wegen der deutschen Vergangenheit - Partei für die Israelis, die sich
gegen den Terrorismus wehren. Die andere Seite solidarisiert sich
ebenso selbstverständlich mit dem palästinensischen Volk, weil es
unterdrückt und ihm so ein halbwegs erträgliches Leben verweigert
wird. Beide Seiten haben recht - und unrecht. Beide führen sie
Asymmetrien an, die es in der Form gar nicht gibt.
Da wird etwa mit Blick auf die angebliche militärische Überlegenheit
Israels das David-gegen-Goliath-Bild bemüht. Hier die modernen
Kampfjets mit lasergesteuerten Bomben, die die Elendsviertel von Gaza
zerstören (so es da noch viel zu zerstören gibt); dort primitive
Raketen, die israelische Siedlungen meist deutlich verfehlen. Dabei
werden zwei Dinge übersehen: Erstens hinterlassen die Raketen nicht
nur Spuren im Sand. Manchmal töten sie eben doch einen Menschen, und
das erzeugt lähmende Angst. Zweitens sind die Kämpfer der Hamas
bereit, jederzeit ihr Leben zu opfern. Kommt es zu einem
Guerilla-Krieg im Gaza-Streifen, wird den israelischen Soldaten ihre
ganze Technik nur bedingt helfen.
Der angeblichen militärischen Überlegenheit der Israelis wird ihr
vermeintlicher moralischer Vorteil gegenübergestellt. Hier das
Bemühen, zivile Opfer zu vermeiden; dort brutaler Terror, der es
direkt auf die Zivilbevölkerung abgesehen hat. Aber auch diese
Sichtweise ist einseitig: Erstens unterscheidet auch die präziseste
Bombe nicht zwischen Gut und Böse, wenn sie tötet. Gleich am ersten
Tag des israelischen Angriffes kamen unzählige Kinder ums Leben.
Zweitens passen Moral und Krieg schon prinzipiell nicht zusammen.
Oder wie soll man es werten, dass Israel allein deshalb den
Gaza-Streifen geöffnet und Hilfslieferungen zu-gelassen hat, um vom
unmittelbar bevorstehenden Angriff abzulenken? Wo steckte in dieser
Täuschung der "moralische Vorteil"?
Beide Seiten haben recht - und unrecht. Wenn jemand Raketen auf mein
Haus wirft, dann werde ich meine Familie und mich verteidigen. Und
wenn mich jemand einsperrt und mir jede Zukunftsperspektive
verweigert? Dann werde ich mich auch dagegen wehren. Am Ende aber
erzeugt Gewalt nur Gegengewalt.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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