(Registrieren)

Berliner Morgenpost: Die Piraten werden nicht zittern, sondern lachen

Geschrieben am 08-12-2008

Berlin (ots) - Deutschland als führende Exportnation ist ganz
besonders auf sichere Verkehrswege angewiesen. Das gilt zu Lande, in
der Luft und vor allem auf den Meeren. Über sie werden mehr als 90
Prozent aller internationalen Warentransporte abgewickelt. Schon aus
eigenem Interesse konnte Deutschland deshalb nicht in Betracht
ziehen, sich dem internationalen Kampf gegen die Piraterie zu
verweigern. Allein 16(000 Handelsschiffe passieren jährlich auf der
Route nach Asien und zurück via Suezkanal den Golf von Aden, den sich
gut gerüstete wie straff organisierte Schiffspiraten als reiche Beute
versprechendes Operationsgebiet auserkoren haben. Nach dem
Völkerrecht ist der Kampf gegen Piraterie längst legitimiert. Aber
erst nach einer erneuerten Resolution des Uno-Sicherheitsrats und des
gestrigen Beschlusses der EU sieht sich die Bundesregierung
juristisch auf der ganz sicheren Seite, um deutsche Soldaten in ein
weiteres Krisengebiet zu schicken. Doch wie schon in Afghanistan
drohen den deutschen Soldaten für deren Einsatz im Golf und vor der
Küste Somalias von der Regierung verordnete Restriktionen, die sie
innerhalb des EU-Einsatzverbandes zu Partnern zweiten Ranges machen.
Auf die zu bekämpfenden Piraten dürften sie zudem eine eher
beruhigende, wenn nicht gar belustigende Wirkung haben. Zwar spricht
der ehemalige Verteidigungsminister und jetzige
SPD-Fraktionsvorsitzende Peter Struck realistisch von einem
Kampfauftrag rund um das Horn von Afrika. Aus den zuständigen
Ministerien tönt das vor der morgigen Kabinettsentscheidung
allerdings wesentlich friedlicher. Um parlamentarische Zustimmung
werbend versichern Verteidigungsminister Jung (CDU) und Außenminister
Steinmeier (SPD) in einem gemeinsamen Brief an die
Bundestagsfraktionen, das Mandat der deutschen Marine sehe vorwiegend
die Verhütung von Überfällen vor, nicht den aktiven Kampf. Das klingt
nicht nur halbherzig. Das ist einmal mehr mangelnder Mut, einem Feind
- in diesem Fall in Gestalt von Piraten - im Verbund einer
internationalen Einsatztruppe entschlossen entgegenzutreten. Wer sich
scheut, Verbrecher auf hoher See zu verfolgen oder deren
Mutterschiffe durch gezielte Schüsse manövrierunfähig zu machen, der
will den Ernst der Lage offensichtlich verdrängen. Derzeit halten
Piraten ein Dutzend Schiffe samt eines Supertankers und 300
Besatzungsmitglieder in ihrer Gewalt. Doch selbst bei weiterer
maritimer Aufrüstung wird mit Kriegsschiffen allein die Seeräuberei
vor Afrikas Ostküste nicht zu besiegen sein. Solange die Piraten im
regierungs- wie gesetzlosen Somalia ein sicheres Rückzugs- und
Anwerbungsgebiet finden, kann der Kampf zur See nur ein Teil der
Strategie zur Rückgewinnung sicherer Verkehrswege sein. Der andere
ist an Land auszutragen. Die Weltgemeinschaft muss sich endlich
wieder um Somalia kümmern - um ein Ende des jahrzehntelang alles
vernichtenden Bürger- und Bandenkriegs. Das allein eröffnet zivile
Zukunftsperspektiven für eine völlig verarmte Bevölkerung. Denn sonst
werden immer mehr Menschen dort in der Piraterie die einzige
Überlebenschance sehen.

Originaltext: Berliner Morgenpost
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2

Pressekontakt:
Berliner Morgenpost

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

175421

weitere Artikel:
  • LVZ: Zur Demografie-Studie Demografischer Wandel birgt auch Chancen Leipzig (ots) - Von Roland Herold Sterben die Deutschen aus? Fast scheint es so. Seriöse wissenschaftliche Studien wie die der Bertelsmann-Stiftung kommen übereinstimmend zu dem Schluss: Als Folge des demografischen Wandels droht vor allem dem Osten Deutschlands der Exodus. Weil nach der Wende ein Zehntel der Bevölkerung abgewandert ist, weil es einen Geburtenknick gab und weil sich das Durchschnittsalter für die Mutterschaft nach hinten verschoben hat. Nicht von ungefähr findet 2009 der Deutsche Seniorentag in Leipzig statt. Den Westen mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zum Fall Jalloh Halle (ots) - In keinem anderen Bundesland wurden in den letzten Jahren so viele rechtsradikale Übergriffe auf Ausländer und Andersdenkende gezählt wie in Sachsen-Anhalt. Und über Jahre hinweg häuften sich Anhaltspunkte für ein nachlässiges Vorgehen der Polizei im Land gegen rechte Straftäter. Ausgerechnet in Dessau sorgte zuletzt eine Polizeiaffäre für bundesweite Schlagzeilen, als drei Staatsschützer ihre konsequenten Ermittlungen gegen rechte Straftäter vom Vizepräsidenten der Dessauer Polizei behindert sahen. Das ist es, was den "Fall mehr...

  • Rheinische Post: Merkel und Klima Düsseldorf (ots) - von Reinhold Michels Die Kanzlerin hat mit dem Amtseid geschworen, "Schaden vom deutschen Volk" zu wenden. Ist es dann nicht richtig, wenn sie sagt, sie werde sich beim EU-Gipfeltreffen gegen Klimaschutzbeschlüsse stemmen, die in Deutschland Arbeitsplätze gefährden? Ja und Nein. Einerseits duldet die Finanzkrise, über die sich eine ausgewachsene allgemeine Rezession stülpt, keine nationalen und europäischen Entscheidungen, die Wirtschaft und Beschäftigten das Leben zusätzlich erschweren. Andererseits ist es erwiesen, mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Bevölkerung / Statistik Osnabrück (ots) - Noch viel zu tun Es sind nüchterne Zahlen, die die Bertelsmann-Stiftung präsentiert hat, doch sie bergen gesellschaftlichen Sprengstoff. Auch wenn die Tatsache, dass unsere Gesellschaft in ungeheurem Tempo altert, nicht neu ist, so zeigt die Studie eindringlicher als manche zuvor, dass Deutschland durch den demografischen Wandel vor enormen Herausforderungen steht: bei der Gestaltung der sozialen Sicherungssysteme, des Bildungswesens und der Arbeitswelt - in der gesamten Organisation des Miteinanders über Generationsgrenzen mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Griechenland / Ausschreitungen Osnabrück (ots) - Lunte brennt schon lange Die Situation in Griechenland erinnert ein wenig an die Ausschreitungen in Deutschland nach dem Tod des Studenten Benno Ohnesorg 1967, ebenfalls von einer Polizeikugel getötet. Aus dem kleinen autonomen Brandherd Exarchia in Athen hat sich in kürzester Zeit ein Lauffeuer des Protestes entwickelt, der das ganze Land erfasst hat. Selbst in Berlin und London gibt es Störmanöver griechischer Demonstranten. Die Schnelligkeit und Intensität der Protestwelle hat zwei Gründe. Erstens: Die tödlichen mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht