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Weser-Kurier: Der "Weser-Kurier" (Bremen) kommentiert in seiner Ausgabe vom 4. Dezember 2008 die Debatte um Deutsch im Grundgesetz:

Geschrieben am 03-12-2008

Bremen (ots) - Populistisch statt patriotisch
von Joerg Helge Wagner
Gegen wen oder was richtet sich eigentlich der Parteitagsbeschluss
der CDU, die deutsche Sprache durch unsere Verfassung schützen zu
lassen? Gegen niemanden, betont eilig die christdemokratische
Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer. Oh doch,
gegen "Sprachpanscher", widerspricht Niedersachsens Regierungschef
Christian Wulff.
Wo aber treiben die ihr Unwesen? Auf Neuköllner und Gröpelinger
Schulhöfen? "Isch mach disch Krankenhaus, isch schwör!" Oder in
Personalabteilungen großer Unternehmen, die "Release Manager im
eCommerce Bereich" suchen, "Projektstart: asap"?
Schlimm, schlimm! Aber Sprachmüll lässt sich noch schwerer bekämpfen
als Giftmüll. Wenn sich das Grundgesetz etwa zum Schutz der
natürlichen Lebensgrundlagen bekennt, wird das durch eine
entsprechende Umwelt- und Strafgesetzgebung untermauert. Bei der
Sprache hingegen ist das in einer offenen Gesellschaft nicht möglich.
Jeder Versuch einer gesetzlichen Reglementierung läuft auf das
"Neusprech" totalitärer Staaten hinaus, wie es George Orwell in
"1984" beschrieben hat: "doppel-plus-ungut"!
Natürlich darf man solche Absichten der Mehrheit der CDU-Delegierten
nicht unterstellen. Deren Problem ist viel mehr, dass sie bei aller
Präzision der deutschen Sprache gar nicht so genau sagen können, was
sie eigentlich meinen. "Sich klar dazu bekennen, was den Staat
ausmacht", fordert ihr Wortführer, Saarlands Ministerpräsident Peter
Müller. Deutsch als Amtssprache also? Eine Selbstverständlichkeit,
die wirklich niemand bestreitet. Oder die Pflege des Deutschen als
Staatsangelegenheit? Das aber gehört in die Lehrpläne, nicht in die
Verfassung.
Hier wird einfach nur politisch Wind gemacht: Man verkauft dem
Publikum als patriotisch, was bloß populistisch ist. Dabei hätte die
CDU das gar nicht nötig. Sie könnte lässig darauf verweisen, welch
dicke Bretter sie 2007 bei der Reform des Ausländerrechts gebohrt
hat: Integrationskurse, Deutschkenntnisse beim Familiennachzug etc.
Das wäre souveräner, seriöser Wahlkampf - also das Gegenteil dessen,
was Müller & Co. jetzt bieten.

Originaltext: Weser-Kurier
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30479
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30479.rss2

Pressekontakt:
Weser-Kurier
Produzierender Chefredakteur
Telefon: +49(0)421 3671 3200
chefredaktion@btag.info


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