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Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) kommentiert:

Geschrieben am 26-11-2008

Bielefeld (ots) - Deutschland überrascht mit immer höheren Zahlen
bei den Vorschlägen zur Bekämpfung der Piraterie vor Ostafrika. 1400
deutsche Soldaten und 500 Schiffe vieler Nationen seien notwendig,
heißt es aus Berlin und Potsdam.
Verteidigungsminister Franz Josef Jung soll sogar die Einschiffung
von Marineangehörigen auf Frachtern unter deutscher Flagge
vorgeschlagen haben. Und vom Einsatzführungskommando vor den Toren
der Bundeshauptstadt werden Konzepte gestreut, wonach der bislang
geplante multinationale Verband aus drei bis vier Fregatten plus
Begleitbooten kaum etwas auszurichten vermag. In der Tat können
Kriegsschiffe nur in Radien von vielleicht 30 Meilen den schnellen
Zugriff der Kaperer unterbinden. Vor 3000 Kilometern Küsten allein
des Nicht-Staates Somalia, der schon lange nicht mehr über eine
eigene Marine verfügt, ist selbst mit einem noch so »robusten Mandat«
etwas auszurichten. Allein die Masse macht's.
Schon der Überfall auf den saudischen Supertanker Sirius Star
erfolgte 800 Seemeilen vom üblichen Operationsgebiet entfernt vor
Tansania. Und wer sagt eigentlich, dass andere Weltmeere wirklich
sicherer sind? Langsam schwant der westlichen Welt, dass ihre
Versorgungsadern angreifbarer sind als bislang geglaubt. Längst gibt
es Szenarien der Sicherheitsdienste, in denen zu allem entschlossene
Selbstmordtäter explosive Fracht direkt auf Manhattan, Hongkong oder
andere Metropolen zusteuern.
Eines haben die deutschen Zahlenspiele bereits bewirkt. Sie haben den
Blick abgelenkt von jener erbärmlichen Zuständigkeitsdebatte, wonach
deutsche Marinesoldaten eigentlich gar nichts dürfen, geschweige denn
schießen, wenn es ernst wird. Das jüngst praktizierte
Piraten-Erschrecken mit großen Hubschraubern wird sich schon bald als
zahnloses Manöver harmloser Deutscher in den einschlägigen Kreisen
herumsprechen.
Die von Jung ins Spiel gebrachte hohe Kopfzahl von 1400 Soldaten
zeugt im übrigen von einer im Kosovo bereits erfolgreich angewandten
Praxis. Dort durften bis zu 8500 Soldaten eingesetzt werden, ohne
dass man jedes Mal das Parlament um eine Erhöhung anrufen musste.
Tatsächlich waren dort niemals mehr als gut 6000 deutsche Soldaten
zeitgleich eingesetzt. Auch rechnet Jung pro Fregatte mit 500 Mann,
obwohl die Besatzung bei 220 liegt. Er hat die Ablösung gleich mit
eingerechnet.
Deutschlands Zahlenspiele sollen aber noch etwas signalisieren. Wer
sich am Horn von Afrika und auf den Weltmeeren stark macht, muss
weniger Bodensoldaten nach Afghanistan schicken, könnte das Kalkül
lauten. Denn schon haben US-Militärs eine Aufstockung der
Schutztruppe am Hindukusch um 20 000 angemahnt, selbst aber nur 5000
Soldaten in Aussicht gestellt.
Barack Obama könnte im Frühjahr seinen Worten aus dem August
Forderungen folgen lassen und »größere Beiträge« Europas anmahnen.
Dem baut Deutschland vor. Besser Piraten als El Kaida jagen.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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