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Allg. Zeitung Mainz: Tiefe Wunden (zu Bad Reichenhall)

Geschrieben am 18-11-2008

Mainz (ots) - "So viele Leute haben gepfuscht, aber nur einer wird
zur Verantwortung gezogen" - das ist das traurige Resümee eines
Vaters, der beim Unglück von Bad Reichenhall zwei Töchter verlor. In
der Tat, das Urteil hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack, nicht
nur bei den Angehörigen der Opfer. Ist das Gerechtigkeit? Die Antwort
ist unbefriedigend, aber es ist die einzig mögliche: Ein Gericht muss
sich ausschließlich an die Beweislage halten. Und wenn einem
Angeklagten seine Schuld nicht zweifelsfrei nachgewiesen wird, ist er
im Namen des Volkes freizusprechen. Insofern bleibt das bedauerliche
Fazit, dass es absolute, unfehlbare Gerechtigkeit möglicherweise in
religiösen, nicht aber in juristischen Sphären gibt. Gerichte
sprechen Recht, und im günstigsten Fall ist dieses Recht extrem nahe
an dem, was Philosophen und Theologen unter Gerechtigkeit verstehen
würden. Eine gute Probe aufs Exempel ist es allerdings, sich in die
Rolle eines Verurteilten hineinzudenken: Was wird, was darf er
vernünftigerweise für gerecht halten? Möglicherweise etwas anderes
als das Gericht, auch etwas anderes als Opfer und Hinterbliebene.
Diese Diskrepanzen sind oft unauflösbar. Dass im Fall Bad Reichenhall
der Eindruck entstanden ist, ausgerechnet mit Beamten der Stadt sei
zu sanft umgegangen worden, macht die Angelegenheit noch schwieriger.
Wenn das Gericht das Verfahren gegen den Ex-Leiter des Hochbauamtes
abgetrennt hat, muss es dafür gute Gründe haben, die etwa im
Gesundheitszustand des Beschuldigten liegen könnten. Da müssen
Klarheit und Transparenz herrschen. Was in Bad Reichenhall über den
Tag hinaus bleibt, sind tiefe Wunden und der dringende Appell an das
Verantwortungsbewusstsein aller, die für die Sicherheit von Menschen
zu sorgen haben, jedweder Schlamperei gnadenlos den Kampf anzusagen.

Originaltext: Allgemeine Zeitung Mainz
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/65597
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Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Telefon: +49-(0)6131/48-5987
Fax: +49-(0)6131/48-5868
crossmedia@vrm.de


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