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Der Tagesspiegel: Lebenshilfe warnt vor Ächtung der Behinderten in der Gesellschaft Vorsitzender Antretter lobt Unionsvorstoß zu Spätabtreibungen

Geschrieben am 11-11-2008

Berlin (ots) - Berlin - Im Streit um eine gesetzliche Neuregelung
der Spätabtreibung wirft die Bundesvereinigung Lebenshilfe für
geistig Behinderte den Skeptikerinnen in der SPD eine Schönfärberei
der Realität vor. "Leider haben wir eine Wirklichkeit, der diese
Beschwichtigungen nicht gerecht werden", sagte der Bundesvorsitzende
und langjährige SPD-Bundestagsabgeordnete Robert Antretter dem
Berliner "Tagesspiegel" (Mittwochssausgabe). Am Dienstag nachmittag
beriet die SPD-Fraktion das Thema Spätabtreibungen. Zuvor hatten
Justizministerin Brigitte Zypries und die Familien- und
Gesundheitsexpertinnen der Fraktion betont, Schwangerschaftsabbrüche
nach medizinischer Indikation und der Rechtsanspruch auf Beratung
seien "gut und umfassend geregelt".

Die Unionsvorschläge, die eine Beratungspflicht und eine
Drei-Tages-Frist zwischen Beratung und Abtreibung vorsehen, hingegen
seien "ein guter erster Schritt", sagte Antretter. Denn mit dem
Schwangerschaftskonfliktberatungsgesetz von 1995, das eigentlich
Abtreibungen allein wegen einer zu erwartenden Behinderung
ausschließen sollte, habe man die Situation nur verschlimmert.
Seither sind Abtreibungen aus diesem Grund zwar verboten. Straffrei
und ohne Beratungspflicht sind sie jedoch, und dies theoretisch bis
zum Entbindungstermin, wenn das Leben der Mutter gefährdet ist.
Darunter fällt auch die Einschätzung, dass die Mutter die Geburt
eines behinderten Kindes seelisch nicht verkraftet.

Die Zahl der Fälle, in denen es bei Spätabtreibungen um behinderte
Kinder ging, werde nicht dokumentiert, sagte Antretter. Es seien aber
"ganz sicher viel zu viele". So sei davon ausgehen, dass bereits 95
Prozent der Ungeborenen, denen ein Down-Syndrom diagnostiziert wurde,
abgetrieben werden. Dabei handle es sich, wie er aus vielen Familien
wisse, "hier wahrlich um keine Behinderung, die das Lebensglück
zerstört". Aber manche Frauen wüssten eben nicht, wie lebenswert auch
das Leben mit behinderten Kindern sei. Dies gelte es bei Beratungen
zu vermitteln.

Je mehr man ungeborenes Leben wegen einer Behinderung als
lebensunwert brandmarke und zu Disposition stelle, umso gefährdeter
seien auch Menschen, die mit einer, oft erst im Laufe des Lebens
zugezogenen, Behinderung leben müssten, warnte Antretter. "Je mehr
man sich dem Bild des perfekten Menschen nähert, desto mehr wird der
Unperfekte in der Gesellschaft geächtet."

Bei Rückfragen: 030/7262626-12 (Rainer Woratschka) oder
030/26009-389 (Politikredaktion).

Originaltext: Der Tagesspiegel
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/2790
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_2790.rss2

Pressekontakt:
Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-308
Fax: 030-260 09-622
cvd@tagesspiegel.de
 


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