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Innovationsindikator 2008: Deutschland wird Drei-Prozent-Ziel 2010 verfehlen.

Geschrieben am 11-11-2008

Berlin (ots) - Deutschland wird das 2002 auf dem EU-Gipfel in
Barcelona vereinbarte Ziel, bis 2010 drei Prozent des
Bruttoinlandproduktes in Forschung und Entwicklung zu investieren,
nicht erreichen. Zu diesem Ergebnis kommt der "Innovationsindikator
Deutschland 2008", den die Deutsche Telekom Stiftung und der
Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) heute in Berlin
vorstellen. Insgesamt seien die Ausgaben von Staat und Unternehmen
für Forschung und Entwicklung immer noch zu gering, die Zahl der
Forscher zu niedrig und Fördermaßnahmen wie die Hightech Strategie,
der Hochschulpakt oder die Exzellenzinitiative kämen zu spät und zu
zögerlich, lautet das Urteil. Dazu sagte BDI-Präsident Jürgen R.
Thumann: "Wir müssen deutlich mehr in Forschung und Entwicklung
investieren. Gerade unter den schwieriger werdenden Bedingungen
brauchen wir dringend gezielte steuerliche Anreize, damit Unternehmen
mehr in Forschung investieren."

Das Ranking 17 führender Industrienationen erscheint in diesem
Jahr zum vierten Mal und beleuchtet die Innovationskraft der
untersuchten Länder. Im Gesamtergebnis kommt Deutschland erneut auf
Rang 8, hat seinen Abstand jedoch relativ zu den Spitzenreitern
vergrößert. Zentrale Stärke der Bundesrepublik ist die hohe
Innovationskraft ihrer global erfolgreichen Unternehmen, eklatanteste
Schwäche ist das Bildungssystem. Hier verzeichnen die Experten des
Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), die das
Ranking erstellen, einen weiteren Rangverlust: Platz 15 für
Deutschland nach Platz 13 im Vorjahr. Dr. Klaus Kinkel, Vorsitzender
Deutsche Telekom Stiftung, erklärt dazu: "Deutschland ist in Sachen
Innovationsfähigkeit immer noch spürbar davon entfernt, ganz oben
mitzuspielen und muss vor allem in der Bildung gewaltig aufholen, um
den Anschluss nicht zu verpassen. Wenn wenigstens die
Investitionssummen realisiert werden, von denen beim Bildungsgipfel
der Kanzlerin die Rede war, ist das ein erster Schritt, den wir sehr
begrüßen."

Schweden führt Ländervergleich an

Auf den ersten drei Plätzen im Gesamtranking stehen Schweden, die
USA und die Schweiz, die Schlusslichter bilden Spanien und Italien.
Mit vergleichsweise großem Abstand zur Spitzengruppe reicht das eng
beieinander liegende Mittelfeld von Japan auf Platz 6 bis Irland auf
Platz 15. Wie in den Vorjahren bescheinigt das DIW den deutschen
Unternehmen hohe Innovationskraft, lobt den intensiven Wettbewerb und
stellt die produktive Vernetzung von Wirtschaft und Wissenschaft
positiv heraus. Als Innovationsbremsen für den Innovationsstandort
Deutschland benennt die Studie die Schwächen des Bildungssystems, die
zu geringe Zahl an Akademikern, den Mangel an Risikokapital und die
starke Regulierung.

Forschung und Entwicklung

Besonders ernüchternd sind die Ergebnisse der aktuellen
Untersuchung mit Blick auf Forschung und Entwicklung. In diesem Feld
belegt Deutschland Rang 7 und büßt damit eine Position ein. Positiv
wirkt sich aus, dass im internationalen Vergleich die Deutschen viele
Patente anmelden (Rang 5). Allerdings sind die Forschungsausgaben von
Staat und Unternehmen (2,5 Prozent des Bruttoinlandprodukts,
Spitzenreiter Schweden: 3,7 Prozent) sowie die Zahl der Forscher je
1.000 Beschäftigte zu gering (Rang 11). Sie sind die Hauptursachen
für das Scheitern am Drei-Prozent-Ziel.

Trotz zunehmender Internationalisierung der Forschung und
Entwicklung bleibt Deutschland in seinen technologischen
Kernkompetenzen attraktiv für Unternehmensforschung (insbesondere
Werkzeugmaschinen, Antriebstechnik, Mechanik, Verkehrstechnik,
Elektrotechnik). In der Telekommunikationstechnik, in der
Pharmaforschung und Biotechnologie findet der Aufholprozess deutscher
Unternehmen in der Forschung jedoch vorwiegend im Ausland statt. Der
deutsche Forschungsstandort steht vor allem mit seinen
westeuropäischen Nachbarn und den USA im Wettbewerb um die besten
Forschungsbedingungen für Unternehmen.

Bildung

In punkto Bildung ist Deutschland 2008 noch schlechter als in den
Vorjahren: Nur Platz 15 nach Rang 13 im letzten Jahr. Ein großes
Manko: In Deutschland fehlt der Akademiker-Nachwuchs. Nur in
Österreich haben noch weniger junge Menschen einen tertiären
Abschluss. Und auch der akute Fachkräftemangel droht sich nach
Ansicht des DIW weiter zu verschärfen. Bei der Bildungsqualität an
Schulen und Hochschulen konnte die Bundesrepublik gegenüber dem
Vorjahr einen Rang zulegen, liegt aber immer noch nur auf Rang 11.
Insbesondere die Praktiker - die Manager in den Unternehmen -
bewerten die Bildungsqualität als stark verbesserungsbedürftig. Auch
die innovationsstarken Länder Bayern und Baden-Württemberg setzen in
Sachen Bildung im internationalen Vergleich keine Maßstäbe. Sie
werden vom DIW als ähnlich schwach bewertet wie Deutschland
insgesamt.

Partizipation von Frauen am Innovationsprozess

In Deutschland nehmen zu wenig Frauen am Innovationsprozess in
Deutschland teil. Zwar sind in Deutschland inzwischen mehr als 50
Prozent der Hochschulabsolventen Frauen. Jedoch sinkt der
Frauenanteil im Verlauf der akademischen Qualifikation von der
Promotion bis zur C4-Professur dramatisch und stärker als in vielen
Wettbewerberländern, stellt das DIW fest. Zudem sind in forschungs-,
wissens- und damit innovationsintensiven Bereichen wesentlich mehr
hochqualifizierte Männer eingesetzt. Hochqualifizierte Frauen werden
vorwiegend im Bereich der weniger innovativen öffentlichen
Dienstleistungen (Gesundheit, Bildung, Soziales) beschäftigt. Es
bestehen also in Deutschland erhebliche, bislang ungenutzte
Mobilisierungspotentiale für Frauen im Innovationsprozess. Es muss
daher gelingen, mehr Frauen in die innovationsnahe Tertiärausbildung
(MINT-Fächer) und in die marktorientierten forschungs- und
wissensintensiven Wirtschaftsbereiche zu lenken.

Entwicklung in den USA

Die Innovationsfähigkeit der USA wird im Innovationsindikator 2008
besonders unter die Lupe genommen. Grund dafür war der Verlust der
Topposition im Länderranking im vergangenen Jahr. Das Ergebnis der
aktuellen Studie: Auch wenn Gesamtsieger Schweden den Vorsprung auf
die USA 2008 ausgebaut hat, ist das Innovationssystem der Weltmacht
substantiell stark und gesund. Die USA gehören nach wie vor weltweit
zur absoluten Spitze in Sachen Innovationsfähigkeit. Allerdings
bleibe abzuwarten, wie sich die Finanz- und Wirtschaftskrise und die
drohende Rezession auf die Innovationsbilanz der USA auswirkten, so
die DIW-Experten.

Ergebnisse und Grafiken des Innovationsindikator Deutschland 2008
stehen im Internet unter www.innovationsindikator.de und unter
www.telekom-stiftung.de/innovationsindikator zum Download zur
Verfügung.

Originaltext: Deutsche Telekom Stiftung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/71863
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_71863.rss2

Kontakt für die Presse:

Andrea Servaty Dr. Olga Wilde
Leiterin Presse- Pressesprecherin
und Öffentlichkeitsarbeit Bundesverband der
Deutsche Telekom Stiftung Deutschen Industrie
Tel.: 0228 -181 92205 Tel.: 030 - 20 28 14 20
Fax: 0228 -181 92403 Fax: 030 - 20 28 24 50
andrea.servaty@telekom.de presse@bdi-online.de
www.telekom-stiftung.de www.bdi-online.de


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