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LVZ: Identitätsstiftendes Einheitsdenkmal

Geschrieben am 09-11-2008

Leipzig (ots) - Von Micha Schneider
An der Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße in Berlin
erinnerte Walter Momper an den historischen Tag vor 19 Jahren. Orte
der Mahnung an Mauer, deutsche Teilung und DDR-Unrecht gibt es. Nur
damit, endlich ein Zeichen für das Positive, für gewonnene Einheit,
Demokratie und Freiheit zu setzen, tut sich die Berliner Politszene
weiter schwer. Umgang mit Geschichte drückt sich weltweit seit
Jahrhunderten auch in Denkmälern aus. Und so ist es unverständlich,
wenn dies hier zu Lande nur in Erinnerung an begangene Gräueltaten
geschieht. Die friedliche Überwindung eines Unrechtsregimes aus
eigener Kraft ist weltweit historisch. Grund zu Stolz bietet die
deutsche Geschichte der letzten hundert Jahre wahrlich wenig. Das ist
aber noch lange kein Anlass, ein wahrliches Ruhmesblatt unserer
Historie nicht auch öffentlich zu dokumentieren. So wie das Mahnmal
für die ermordeten Juden Europas könnte auch ein Einheits- und
Freiheitsdenkmal mehr als nur Erinnerung wach halten.
Die Ereignisse des Herbstes '89 sind kein Grund für personifizierten
Heldenkult. In unseren Nachbarländern Polen und der ehemaligen
Tschechoslowakei, gab es mit Lech Walesa und Vaclav Havel
Identifikationsfiguren, mit Solidarnosc und der Charta 77
Organisationen und Programme des Widerstandes. Hier zu Lande wurde
dagegen der Weg zu den herbstlichen Massendemonstrationen,
Maueröffnung und deutscher Einheit von vielen, namentlich meist in
Vergessenheit geratenen, mutigen und kritischen Menschen bereitet.
Deshalb sind es vornehmlich Bilder nicht von Helden, sondern von ganz
normalen Menschen, die ins Gedächtnis rücken. Hoffende und Bangende
in Ungarn und der Prager Botschaft, Wütende und Entschlossene am
Dresdner Bahnhof, Schweigende und Selbstbewusste auf dem Leipziger
Ring, Freudetrunkene und Umarmende auf Mauerkrone und am
Kurfürstendamm. Nach grausamen Weltkriegen machten wir Deutschen
Geschichte mit einem Ereignis, das Grund für Freude und Stolz ist. Es
gibt kein anderes nationale Identität stiftendes historisches
Ereignis in unserer jüngeren Vergangenheit. Dies würdigende Denkmale
wären auch ein deutliches Zeichen gegen Aufmärsche zum Todestag von
Rudolf Heß und wieder in Mode gekommene Lenin- und Stalin-Bilder. Die
Einheit ist nicht Ausdruck von übersteigertem Nationalismus, sondern
ein Zeichen für den Willen nach Recht und Freiheit. Und dafür sollte
nun endlich auch ein sichtbares "Denk mal!" gesetzt werden.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6351.rss2

Pressekontakt:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


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