(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: Neuer Spitzenkandidat der SPD in Hessen Wer ist Schäfer-Gümbel?

Geschrieben am 09-11-2008

Cottbus (ots) - Wer, bitteschön, ist Thorsten Schäfer-Gümbel? Man
wird tief in den Archiven graben müssen, um etwas über den hessischen
Nobody in Erfahrung zu bringen. Der Mann soll nun also als
Spitzenkandidat die SPD in die Neuwahlen im Januar führen und den
Scherbenhaufen zusammenkehren, zu dem Andrea Ypsilanti ihre Partei
gemacht hat. Das ist einerseits mutig, grenzt andererseits aber an
politische Naivität ungeahnten Ausmaßes.
Denn die Doppelrolle, die Schäfer-Gümbel spielen soll, liegt auf der
Hand: Er wird im Wahlkampf Prügelknabe für das werden, was seine
Vorgängerin angerichtet hat. Und zugleich kann man ihn getrost als
Marionette Ypsilantis schelten. Den Neuanfang hätte man den
hessischen Genossen allenfalls dann abnehmen können, wenn Ypsilanti
als Verantwortliche des hessischen SPD-Debakels auch den Landes- und
Fraktionsvorsitz aufgegeben hätte. Ein Komplett-Rückzug also. Das
wäre das politisch richtigere, das glaubwürdigere Signal gewesen, ja,
sogar ein Stück Rückendeckung für den neuen Mann. So aber drängt sich
der Eindruck auf, die machtverliebte Frau tut alles, um an den
Schalthebeln zu bleiben: Beide Ämter garantieren ihr größten Einfluss
bei Inhalten, Richtung und Personalfragen ihrer Partei. Sie wird also
weiterhin die entscheidenden Strippen ziehen, während Schäfer-Gümbel
als chancenloser Spitzendkandidat den unbedarften Nachlassverwalter
mimen muss. Darüber täuscht übrigens auch nicht hinweg, dass er erst
39 Jahre alt ist und (der offenbar dem Trauerspiel lediglich
zuschauende) SPD-Chef Müntefering lobend von einer Verjüngung und
einem Neustart spricht. Zur Erinnerung: Ypsilanti ist gerade 51 Jahre
alt und im besten Politiker-Alter, und der neue Spitzenkandidat gilt
als ihr enger Vertrauter. So viel zu diesem Teil des Themas
Erneuerung.
Das durchschaubare Vorgehen Ypsilantis belegt einmal mehr ihren
politischen Realitätsverlust, den sie in den letzten neun Monaten so
oft gezeigt hat. Neben dem Verzicht auf alle Ämter hätte es
allerdings noch einen zweiten Weg gegeben, wieder ein wenig an Statur
zu gewinnen: Wenn sie erneut als Spitzenkandidatin angetreten wäre.
Respekt, die Frau traut sich was, und stellt sich nach all den Dramen
und Debakeln noch einmal den hessischen Wählern - das wäre eine
Botschaft durchaus von Format gewesen. Dann hätten die Genossen
endlich erfahren, was die Bürger nun wirklich von ihrem Kurs der
letzten Monate, von ihren Inhalten und der Person der Andrea
Ypsilanti halten. Sie wiederum hätte sich und ihren Wortbruch
erklären können und müssen - nun aber stürzt sich die Hessen-SPD
lieber in die nächste Glaubwürdigkeitskrise. CDU-Mann Roland Koch
lacht sich ins Fäustchen.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_47069.rss2

Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

169361

weitere Artikel:
  • Lausitzer Rundschau: Barack Obamas erste Radioansprache Der Wechsel wird konkret Cottbus (ots) - Was der frisch gewählte, in zwei Monaten regierende neue US-Präsident in seinen ersten Stellungnahmen nach der Wahl ankündigte, konzentriert sich ganz auf drastische Maßnahmen zu einer möglichst schnellen Überwindung der wirtschaftlichen Krise. Er begründet dies in bemerkenswerter und eindringlicher Weise damit, dass Millionen seiner Mitbürger unter ihr zu leiden haben. Menschen, die ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen können, um ihr Eigenheim fürchten müssen. Dies sind, so sagt er, die Wähler, die auf ihn gesetzt haben. mehr...

  • LVZ: Identitätsstiftendes Einheitsdenkmal Leipzig (ots) - Von Micha Schneider An der Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße in Berlin erinnerte Walter Momper an den historischen Tag vor 19 Jahren. Orte der Mahnung an Mauer, deutsche Teilung und DDR-Unrecht gibt es. Nur damit, endlich ein Zeichen für das Positive, für gewonnene Einheit, Demokratie und Freiheit zu setzen, tut sich die Berliner Politszene weiter schwer. Umgang mit Geschichte drückt sich weltweit seit Jahrhunderten auch in Denkmälern aus. Und so ist es unverständlich, wenn dies hier zu Lande nur in Erinnerung mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Hessen / SPD Osnabrück (ots) - Noch kein Neuanfang Von Neuanfang spricht man in der SPD-Führung mit Blick auf die hessischen Genossen. Das ist jedoch übertrieben. Zwar ist mit Spitzenkandidat Schäfer-Gümbel ein neuer Kopf gefunden worden. Mit dieser Personalie hat Vorgängerin Ypsilanti freilich nur die Mindestkonsequenz aus ihrem missglückten Griff nach der Macht gezogen. Tatsächlich präsentiert sie eine Mogelpackung. Bis zum Beweis des Gegenteils gilt: Wo Schäfer-Gümbel draufsteht, ist Ypsilanti-Politik drin. An Partei- und Fraktionsvorsitz mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Russland / U-Boote Osnabrück (ots) - Boote neu, Denken alt Das passt nicht zusammen. Erst wenige Tage sind vergangen, seit Präsident Dmitri Medwedew Russlands Rückkehr in den Status einer See-Großmacht mit weltweiter Geltung angekündigt hat. Aber Russlands Atom-U-Boote werden für ihre Besatzungen immer wieder zu tödlichen Fallen. Das Unglück mit 20 Toten auf der nagelneuen "Nerpa" reiht sich an fünf schwere Havarien, die es allein in den vergangenen sechs Jahren mit nuklear getriebenen U-Booten gegeben hat. Obwohl Russlands Verteidigungsetat für mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Geschichte / Reichspogromnacht Osnabrück (ots) - Notwendige Mahnung Sie haben aus Angst nicht hingeschaut oder sich gleichgültig abgewandt: Mit dieser Haltung sind unzählige Deutsche vor 70 Jahren in der Reichspogromnacht zu freiwilligen oder unfreiwilligen Steigbügelhaltern gnadenloser Antisemiten und Massenmörder geworden. Denn der 9. November 1938 markierte einen blutigen Einschnitt: "Von jetzt an war brachiale Gewalt an der Tagesordnung, um die Juden loszuwerden", wie der angesehene Antisemitismusforscher Wolfgang Benz sagt. Politiker sowie Vertreter der mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht