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Lausitzer Rundschau: Christian Wulff und die Pogromnacht Vergleichsweise dumm

Geschrieben am 07-11-2008

Cottbus (ots) - Er hat sich also entschuldigt, der
niedersächsische Ministerpräsident, für seine Bemerkung, dass die
Stimmung gegen deutsche Wirtschaftslenker dem gleiche, was zu anderen
Zeiten zum Pogrom wurde. Tatsächlich bezeichnet der lange nicht allen
Deutschen geläufige Begriff gewalttätige Ausschreitungen gegen
Minderheiten, die zu Mord, Totschlag, Plünderungen und Brandstiftung
führen. Tatsächlich ist nirgendwo auch nur ansatzweise erkennbar,
dass eine von wem auch immer angestiftete Meute durchs Frankfurter
Westend zieht und Bankmanager zusammenschlägt. Christian Wulff, der
christdemokratische Regierungschef in Hannover, offenbart allerdings
selbst in der Entschuldigung noch ein gehöriges Maß an Verwirrung.
Man könne nichts mit jener judenfeindlichen, von höchster Stelle
organisierten Gewaltorgie vergleichen, die Deutschland am 9. November
1938 erlebte und an die in diesem Jahr vielfach gedacht wird.
Natürlich kann man sehr wohl vergleichen und spätestens dabei fällt
einem dann auf, welch' ein erschreckendes Maß an Unverständnis der
Geschichte ein deutscher Spitzenpolitiker offenbaren darf. Denn wenn
er verglichen hätte, wäre ihm wohl bewusst geworden, dass die
vielgescholtenen deutschen Manager keinesfalls in der Gefahr stehen,
ähnlich behandelt zu werden wie die deutschen Juden im Jahr 1938.
Aber hinter diesem gedanklichen Amoklauf des CDU-Mannes steckt nicht
nur Unwissen. Wulff wollte gegen die Stimmung anreden, die
Wirtschaftslenker zur Rechenschaft ziehen will. Und dahinter steckt
die durchaus begründete Furcht, dass dergleichen dann auch auf die
Politik und damit auf ihn selbst überschwappen könnte. Nur wird man
der eigenen Angst wegen noch lange nicht zum bemitleidenswerten
Opfer. Meint man es gut mit dem Mann, so wäre ein Volkshochschulkurs
in europäischer Geschichte des 20. Jahrhunderts hilfreich.
Und noch etwas fällt auf. Bei derartigen Entgleisungen wartet die
deutsche Öffentlichkeit offenbar immer ab, bis sich der Zentralrat
der Juden meldet. Es wäre angebracht, wenn beispielsweise die
CDU-Bundesvorsitzende endlich einmal dem zuvorkommt und als erste
darauf hinweist, dass solch eine Wortwahl nicht hingenommen werden
kann. Denn Pogrome sind kein jüdisches Problem, es gibt sie weltweit
und sie richten sich nicht nur gegen Juden. Das dumme,
unverständliche Gerede ist diesmal ein Fall für eine Partei - die
CDU.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069
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Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de


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