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Westdeutsche Zeitung: CSU, Bayern und die Bundespolitik werden sich verändern = von Martin Vogler

Geschrieben am 26-10-2008

Düsseldorf (ots) - Wenn Edmund Stoiber beim CSU-Parteitag
ausgepfiffen wird, droht da nicht der weiß-blaue Himmel herunter zu
fallen? Nachdem es in Bayern 46 Jahre lang nur eine ernst genommene
Partei gab, sitzt der Schock tief. Die CSU muss ihre Macht teilen.
Das nervt sie gehörig. Was zu einer eigenartigen Mischung aus
Zerrissenheit und doch wieder trotziger Stärke führt.
Stärke? - Ja, diese erhielt Horst Seehofer am Samstag mit seinem
überzeugenden Wahlergebnis. Die CSU hofft dabei, dass einer, der vor
einem Jahr noch als Unperson galt, als Parteichef und bald auch als
Ministerpräsident erfolgreich führt. Die Partei muss auf Seehofer
setzen. Einen anderen Geeigneten hat sie nicht.
Zerrissenheit? - Die zeigte sich nicht nur bei den Pfiffen gegen
Stoiber. Die CSU hat ein tiefergehendes landsmannschaftliches
Problem, dessen wahre Dimension bislang außerhalb des Freistaates
wenige erkannten. Jetzt, nach der vor allem von den Altbayern
betriebenen Demontage des Nürnbergers Beckstein, tritt dieses offen
zu Tage: In drei der sieben bayrischen Regierungsbezirke leben
Franken, die mit südlicherer Lederhosenseligkeit wenig im Sinn haben
und der Regierung im fernen München schon mal Besatzermentalität
unterstellen. Wie ernst die CSU das sieht, verrät Seehofers Satz, er
wolle "für die Integration aller Volksstämme" kämpfen. Das klingt so
seltsam, als stünden ethnische Aufstände bevor.
Angesichts dieser Probleme scheint die CSU noch gar nicht
verinnerlicht zu haben, welche grundlegenden Veränderungen ihrer
Politik durch die für sie so ungewohnte Rolle als Koalitionspartner
drohen. Horst Seehofers Schwärmen über die hervorragende Qualität der
Verhandlungen mit der FDP wird rasch vergessen sein. Spätestens, wenn
sich zeigt, wie sehr die kleinen Liberalen den Koalitionsvertrag
geprägt haben. Fest steht: Die CSU kann beim Themenkreis Innere
Sicherheit, Versammlungsgesetz und Onlinedurchsuchungen ihre
bisherige Sonderlinie vergessen. Besonders geschockt werden viele
Christsoziale reagieren, wenn es demnächst auch in Bayern offiziell
die "Homo-Ehe" gibt. Bayern wird sich politisch verändern. Was vor
allem Angela Merkel freuen dürfte, denn die Münchner Hardliner werden
ihr künftig weltanschaulich näher sein müssen als ihnen lieb ist.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
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Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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