(Registrieren)

WAZ: Asem-Gipfel in China - Das neue Selbstbewusstsein. Leitartikel von Jutta Lietsch

Geschrieben am 23-10-2008

Essen (ots) - Der 35-jährige Hu Jia ist ein friedlicher und
couragierter Mann, Fürsprecher von Aidskranken und Opfern
behördlicher Willkür in China. Für seine Zivilcourage hat ihm das
EU-Parlament gestern den Sacharow-Preis verliehen - nur einen Tag vor
Beginn des großen Gipfeltreffens in Peking, zu dem Regierungschefs
und Politiker aus über 40 Ländern Asiens und Europas anreisten.

Die Pekinger Regierung reagierte ungewöhnlich schnell und kühl
auf den Affront aus Straßburg und verurteilte die Preisvergabe nur
knapp. Dieses Verhalten wirft ein Schlaglicht auf das neue
Selbstbewusstsein Chinas. Anders als noch vor wenigen Jahren reagiert
die Führung heute selbstsicher, weil sie sich ihrer Bedeutung sehr
bewusst ist. Ohne China sind internationale Konflikte wie der
Atomstreit mit Nordkorea, der Bürgerkrieg im Sudan und der
Atomkonflikt mit dem Iran nicht zu lösen.

Die Regierung hat erkannt, dass es in ihrem eigenen Interesse
ist, stärker als in früheren Jahren mit Europäern, Amerikanern und
den asiatischen Nachbarn zusammenzuarbeiten - etwa wenn es darum
geht, neue Regeln für die Weltwirtschaft und für die großen
Institutionen wie den Internationalen Währungsfonds zu bestimmen. Mit
seinen 1900 Milliarden Dollar Devisenreserven ist China während der
Banken- und Kreditkrise so stark, dass es in vielen Ländern wichtige
Unternehmen aufkaufen könnte. Der Präsident der EU-Kammern in China,
Jörg Wuttke, sagte gestern gar voraus, dass China als "Gewinner" aus
der Finanzkrise hervorgehen könnte. Die chinesischen Staatsbanken
werden relativ stark kontrolliert und haben sich daher international
nicht gar so bös verspekuliert wie Geldhäuser anderer Länder.

Dennoch ist Peking dringend daran interessiert, dass wieder Ruhe
auf den globalen Märkten einkehrt. Gibt es eine weltweite Rezession,
wird auch China leiden. Schon jetzt brechen die Exporte in die USA
ein. Chinas Kommunistische Partei braucht alle Kraft, um die Probleme
zu bewältigen und Unruhen zu verhindern. Eine gerade beschlossene
Landreform soll zum Beispiel die Einkommen der Bauern steigern, die
vom Wirtschaftswunder der letzten Jahre abgeschnitten blieben.
Gleichzeitig muss China jährlich mindestens 15 Millionen neue
Arbeitsplätze schaffen.

Täglich wird aufs Neue klar, wie teuer das immer noch rasante
Wirtschaftswachstum von derzeit 9,4 Prozent erkauft ist: Die Umwelt
ist verschmutzt, die Kluft zwischen Arm und Reich wächst.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

166149

weitere Artikel:
  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Rundfunkstaatsvertrag Halle (ots) - Unstrittig ist: Kein Medienanbieter kommt am Internet vorbei. Ob Zeitung, Radio oder Fernsehen - sie alle werden ohne Präsenz im Netz auf Dauer nicht überleben. Gerade diese Erkenntnis darf aber nicht zu einem Freibrief für ARD und ZDF führen. Der neue Rundfunkstaatsvertrag ist deshalb ordnungspolitisch falsch und medienpolitisch katastrophal. Er zementiert eine Schieflage, durch die der Staat bestimmte Marktteilnehmer besserstellt als andere. Die freie Presse wird in ihrer Existenz gefährdet. Das Internet ist in Zeiten mehr...

  • Rheinische Post: IKB: Genugtuung Kommentar VON MICHAEL BRÖCKER Düsseldorf (ots) - Der Bürger, der brav seine Hypothekenkredite abstottert, wird mit Genugtuung registrieren, dass die ehemaligen Manager der Krisen-Bank IKB nun Tantiemen und Boni zurückzahlen sollen. Verständlich. Dass die Rettung der Düsseldorfer Mittelstandsbank den Steuerzahler direkt und indirekt mindestens 9,8 Milliarden Euro kostet, kann nicht oft genug wiederholt werden. Es ist ein Skandal, wie gierige Banker und lasche Kontrolleure aus dem soliden Mittelstandsfinanzierer ein Spekulations-Institut gemacht haben. Und wer sich mehr...

  • Rheinische Post: Renten ungefährdet Kommentar VON THOMAS REISENER Düsseldorf (ots) - In diesen turbulenten Zeiten gerät vieles durcheinander. Auch die Emotionen. Die Nachricht von Geldern aus der Rentenkasse, die ausgerechnet bei der verunglückten US-Bank Lehman Brothers angelegt wurden, reicht da allemal für einen Aufreger. Aber in diesem Fall muss man die Rentner beruhigen: Das Geld ist nicht weg. Der Bankensicherungs-Fonds springt für die pleite gegangene Lehman-Bank ein und wird es an die Rentenversicherung zurückzahlen. Es gibt also nicht einen Cent weniger Rente. Auch die Verantwortlichen bei mehr...

  • LVZ: Leipziger Volkszeitung zum China-Besuch Merkels Leipzig (ots) - Von Dieter WonkaChina in Verantwortung nehmenDie Verleihung des Sacharow-Preises an den seit langer Zeit geknechteten chinesischen Bürgerrechtler Hu Jia ist ein Glücksfall der Zeitgeschichte. Gerade jetzt, da im Zeichen der Globalisierung die Finanzwelt ins Chaos abgleitet, manche auf Rettung dank chinesischer Staatsfonds bauen, hat das Europäische Parlament mehr Mut bewiesen als das Nobelpreiskomitee dieses Jahr. Es gibt keine geteilte Verantwortung, weder bei den Menschenrechten noch bei der Regelung einer Wachstums- mehr...

  • Märkische Oderzeitung: Die Märkische Oderzeitung kommentiert die Forderungen der IKB an ihre ehemalige Manager: Frankfurt/Oder (ots) - Börsenmanipulation und Untreue wird den einstigen IKB-Chefs vorgeworfen. Man erhält den Eindruck, dass Tricksen bei Bilanzen zum Handwerkszeug der Spitzen-Banker gehört. Wenn die Strafe jetzt also gerecht erscheint, wirkt sie angesichts des Schadens aber nur wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Unter Federführung der staatlichen KfW - selbst Anteilseigner bei der IKB - waren dem Institut Milliardenhilfen gewährt worden. Geld, das letztlich auch vom Steuerzahler kam. So tragen jene Spitzen-Politiker Mitverantwortung, mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht