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Westdeutsche Zeitung: Die Finanzkrise schwächt die Unio und stärkt die Genossen - Die SPD glaubt wieder an sich selbst = Von Friedrich Roeingh

Geschrieben am 19-10-2008

Düsseldorf (ots) - "Eine SPD ohne Zuversicht ist soviel Wert, wie
eine Kirche ohne Glauben." Es war Willy Brandt, der diese
Beschwörungsformel geprägt hat. Und Franz Müntefering, der Willy
Brandt an diesem Wochenende auf denkwürdige Weise zum zweiten Mal als
SPD-Vorsitzender beerbt hat, zitierte ihn genüsslich. Die Partei der
Selbstzweifler hat ein grundlegender Stimmungswandel erfasst. Wie
schnell sich in der Politik doch der Wind dreht.

Die SPD ist wieder da - auch wenn sich das noch nicht in den
Umfragewerten niederschlägt. Doch schließlich weiß jeder PR-Fachmann:
Nur wer von sich selbst überzeugt ist, kann auch andere überzeugen.
Dass diese neue Zuversicht nicht gespielt ist, liegt an dem
zufälligen Zusammenwirken von personeller Erneuerung und globaler
Finanzkrise. Der schicksalhafte Abgang von Kurt Beck wirkte auf die
Partei wie eine Erlösung. Mit Müntefering ist zwar kein besonders
beliebter aber dafür umso wirkungsvollerer Steuermann an die
Parteispitze zurückgekehrt. Und mit Frank-Walter Steinmeier erwächst
Angela Merkel ein Konkurrent, dem man ganz unabhängig von
parteipolitischen Wasserstandsmeldungen das Amt des Kanzlers ebenso
zutraut. Und selbst den kühnen Zyniker Peer Steinbrück schließt die
Partei nach seinem eindrucksvollen Krisenmanagement der vergangenen
Wochen in ihr Herz ein. Personell steht es zwischen SPD und Union auf
einmal 3:1.

Entscheidender aber ist, dass der Neoetatismus - der neue Ruf nach
dem ordnenden Staat - der SPD in die Hände spielt. Wie durch ein
Wunder sind auf einmal die Gräben zwischen ihren Parteiflügeln
zugeschüttet. Obwohl in der Stunde der Macher zunächst das Ansehen
der Großen Koalition insgesamt gestärkt worden ist, kann sich die SPD
wieder an ihrem Hauptgegner, der Union, abarbeiten - anstatt
komplexbeladen auf die Linke zu schielen.

Diese neue Stärke der SPD wird für die breitere Öffentlichkeit
erst richtig sichtbar werden, wenn in den kommenden Wochen die
programmatische Verunsicherung von CDU und CSU zum Vorschein kommt.
Sie werden den ordnungspolitischen Schwenk, den die Weltfinanzkrise
erzwungen hat, nicht ohne inneren Streit nachvollziehen. Das Rennen
um die Kanzlerschaft 2009 ist wieder offen.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
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Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211 / 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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