(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Olympia

Geschrieben am 24-08-2008

Bielefeld (ots) - Es war wirklich nicht alles goldig, was die
deutschen Athleten in Peking abgeliefert haben. Doch Rang fünf im
abschließenden Medaillenspiegel ist ja nicht wirklich schlecht.
Vor dem Team in Schwarz-Rot-Gold lagen nach 302 Entscheidungen nur
China, USA, Russland und Großbritannien. Was für ein Ausmaß an
Größenwahn, wenn Ex-Leichtathletikboss Helmut Digel fordert, man
müsse wieder unter die ersten Drei als Sportnation Deutschland! Denn
der Gastgeber wie auch die ehemaligen kalten Krieger verfügen über
ganz andere menschliche Mittel, außerdem sind die Top drei von Peking
auch die Top drei der dopingverseuchtesten Länder dieser Welt.
Großbritannien dagegen ist ein Land, mit dem man sich messen kann.
Von dem schnell gelernt werden sollte.
Vielleicht hätte es ein echtes deutsches Debakel geben müssen. Denn
erst eine große sporttraumatische Erfahrung führt zu Veränderungen.
Die Engländer erlitten sie 2004 und haben reagiert - auch weil sie
2012 der nächste Ausrichter der Spiele sind.
»Ich würde mir verbitten zu sagen, das geht nur mit Doping. Hinter
den extremen Leistungen steht vor allem die starke
Professionalisierung des Sports.« Das meint der ehemalige Albatros
Michael Groß. Die Möglichkeit, sich voll auf den Sport konzentrieren
zu können, dabei aber nicht um die Existenz nach dem Ende der
Laufbahn bangen zu müssen, wird in Deutschland zu wenig geboten. Nur
zu wenige setzen deshalb alles auf die Karte Leibesertüchtigung. Das
ist ihnen nicht vorzuwerfen. Es ist eine unerträgliche Heuchelei,
dass Funktionäre und Politiker und auch Sportfans erwarten, dass für
Peanuts Gold am Fließband aus dem olympischen Feuer geholt wird.
Paradebeispiel Leichtathletik: Als Konsequenz aus dem schlechten
Abschneiden 2004 wurden dem deutschen Verband Mittel gestrichen. Wie
bitte sollen sich die Leistungen verbessern, wenn an Trainern,
Trainingslagern, an Leistungsdiagnostik und ähnlichem gespart werden
muss? Die Quittung gab es in Peking - und bis zur WM 2009 in Berlin
ist eine Besserung nicht in Sicht.
Genauso groß ist die Heuchelei natürlich auch bei den Aktiven. Nicht
nur, weil jemand schnell ist, weiter springt oder wirft, ist er
gedopt. So gewinnt man sicher jede Wette, wenn man darauf setzt, dass
Supersprinter Usain Bolt in diesem Jahr häufiger kontrolliert wurde
als Schnecke Tobias Unger.
Das größte Maß an Heuchelei war aber die Erwartung, dass der Sport
politische Probleme lösen kann. Es war sicher ein Fehler des IOC,
Olympia nach Peking zu vergeben. Doch in den Wochen vor und während
der Spiele wurde in Deutschland mehr über Menschenrechtsverletzungen
und Pressezensur diskutiert und geschrieben als in den Jahren zuvor.
Machen deutsche Wirtschaftsunternehmen im Reich der Mitte
Millionen-Gewinne, finden sich die Worte Diktatur und Tibet nicht mal
im Kleingedruckten. Dafür das 17. Gold - in der Disziplin Heuchelei.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

154692

weitere Artikel:
  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema SPD Bielefeld (ots) - Es war keine besonders schöne Sommerzeit für den SPD-Vorsitzenden Kurt Beck: Die Endlos-Diskussion um den Kurs Andrea Ypsilantis in Hessen, das Gezerre um einen Rausschmiss Wolfgang Clements aus der Partei und dann auch noch die Umfrageergebnisse für die Sozialdemokraten, die keinen Aufwärtstrend erkennen lassen. Nein, so viele dunkle Wolken - da konnte der SPD-Chef die Sommerferien in diesem Jahr nicht so richtig genießen. Aber auch der bevorstehende Herbst wird Kurt Beck nicht allzu viele sonnige Tage bescheren. Weitere mehr...

  • Rheinische Post: Becks Risiko heißt Müntefering Düsseldorf (ots) - von Michael Bröcker Rente mit 67" hatte eine Tageszeitung die Rückzugsankündigung des früheren SPD-Chefs und Vize-Kanzlers Franz Müntefering vor neun Monaten überschrieben. Nun scheint es, als müsste der Mit-Initiator der ungeliebten Rentenreform seinen Ruhestand noch weiter hinauszögern. Die Rufe nach einer Rückkehr des Sauerländers in die operative Politik sind so zahlreich wie laut. Für die SPD und ihren Vorsitzenden Kurt Beck ist das ein Armutszeugnis. Natürlich ist "Münte", wie ihn die Genossen liebevoll nennen, mehr...

  • Rheinische Post: Stauland NRW Düsseldorf (ots) - von Detlev Hüwel Als der SPD-Politiker Johannes Rau noch nordrhein-westfälischer Ministerpräsident war und die CDU die Oppositionsbank drücken musste, gingen ihr Sprüche wie "Mit Rau im Stau" rasch über die Lippen. Die politischen Verhältnisse haben sich zwar geändert, doch die Staus sind geblieben, sind nach Einschätzung entnervter motorisierter Bürger womöglich sogar noch schlimmer geworden. Niemand erwartet von einer neuen Regierung, dass sie quasi über Nacht für freie Straßen und Autobahnen sorgt. Anzuerkennen mehr...

  • Rheinische Post: Obama fehlt Mut Düsseldorf (ots) - von Godehard Uhlemann Barack Obama straft sich selbst Lügen. Das kann sich für ihn verheerend auswirken. Der Hoffnungsträger der Demokraten, der während der US-Vorwahlen mit der Forderung nach grundlegendem politischen Wandel und Erneuerung hausieren ging, greift auf Altbekanntes zurück. Das ist an sich nicht schlimm, denn Erfahrung war noch nie ein Nachteil. Doch Obamas junge Wähler müssen sich von ihrem Idol hinters Licht geführt fühlen, da er den 65-jährigen Joseph Biden zu seinem Kandidaten für die Vizepräsidentschaft mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Die 29. Olympischen Sommerspiele in Peking sind zu Ende Erfolg und Misserfolg Cottbus (ots) - Erfolg oder Misserfolg? Diese Frage stellt sich nach Abschluss der 29. Olympischen Sommerspiele in Peking und lässt sich nicht eindeutig beantworten. Aus sportlicher Sicht hat sich Deutschland in China rein zahlenmäßig besser verkauft als von vielen erwartet. Am Ende stehen mit 16 Goldmedaillen sogar drei Olympiasiege mehr als vor vier Jahren in Athen zu Buche und Platz fünf in der Nationenwertung. Das passable Abschneiden darf aber Sportler, Funktionäre und Zuschauer nicht darüber hinwegtäuschen, in den prestige- und mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht