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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Familie

Geschrieben am 22-08-2008

Bielefeld (ots) - Da ist Wahrheit und kaum ein Journalist geht
hin. Erstaunlich? Nein. Denn es kommt auf das Thema an, hier ging es
um Familie und da ist das Verhalten eigentlich ganz symptomatisch für
viele Vertreter des medialen Establishments, vor allem in Berlin. Es
interessierte schlicht nicht besonders, dass eine solide Umfrage der
Zeitschrift Eltern erstaunliche Befunde über das Selbstverständnis
von Vätern und Müttern in Deutschland ergab (diese Zeitung berichtete
ausführlich am 12. August). Diese Befunde passen einfach nicht in das
Weltbild vieler Journalisten, insbesondere bei den elektronischen
Medien.
Da sind Eltern zu fast 90 Prozent ganz zufrieden mit der Erziehung
ihrer Kinder, die Probleme halten sich in Alltagsgrenzen und fast
zwei Drittel lebt mehr oder weniger in traditionellen Verhältnissen
(Mutter kümmert sich vorwiegend um die Erziehung, Vater bringt die
Brötchen). Aber mehr als 80 Prozent klagen über die finanziellen
Lasten und 57 Prozent hätten gerne mehr Zeit für und mit ihren
Kindern, aber die Arbeitswelt habe dafür kein Verständnis.
Das ist auch eine Ohrfeige für die Politik. Wenn Eltern und
insbesondere Mütter darüber klagen, dass ihre (Haus-)Arbeit gering
geschätzt wird und dass ihre finanzielle Situation eng ist, dann ist
die Wirklichkeit wohl stärker als die Propaganda aus dem Hause von
der Leyen und auch aus dem Finanzministerium, wo ständig suggeriert
wird, man gebe doch viel Geld für Eltern aus. Das hat dann nicht nur
mit der Konjunkturschwäche zu tun. Der Boom war bei den Eltern erst
gar nicht angekommen, die aber wurden von der Großen Koalition
kräftig geschröpft.
Und das wird auch seinen Niederschlag bei Wahlen finden. Deshalb sind
solche Umfrage-Ergebnisse wie jetzt auch eine Warnung an die Union.
Viele Eltern erinnern sich noch an die wohlfeilen Versprechen: 50
Euro Rentenbonus pro Kind oder 8000 Euro Freibetrag pro Kopf jeder
Familie oder auch keine Erhöhung von Steuern, schon gar nicht der
Mehrwertsteuer. Wer sich daran erinnert, wird im Zweifel sein, ob er
damals deutsche Wahlkämpfer oder Radio Peking hörte.
Der Befund ist allerdings nicht neu. Schon seit Jahrzehnten klagen
Eltern über die Missachtung durch die Politik. Die Malaise hat
Methode. Es gibt keinen Bereich des gesellschaftlichen Lebens, bei
dem die wirkliche öffentliche Meinung auf der einen und die
veröffentlichte Meinung so stark auseinanderklaffen wie beim Thema
Ehe und Familie. Es ist auch eine mediale Malaise. Da werden
Randgruppen und Konfliktfälle rasch zu allgemeinen Problemfällen
umgedeutet, dabei sind sie nur im Berliner Establishment so weit
verbreitet. Das hat mindestens zwei Gründe: Weit mehr als die Hälfte
der Journalisten und Politiker in Berlin ist kinderlos und hat keine
Ahnung, wie Familien heute leben. Und zweitens: Diese
politisch-mediale Klasse ist ideologisiert. Für sie reduziert sich
das Leben auf Arbeitswelt und Karriere.
Und solange das so ist, werden die Gesetze kaum familienfreundlicher
werden.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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