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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Olympische Spiele

Geschrieben am 15-08-2008

Bielefeld (ots) - Chinas eiskaltes Kalkül geht auf. Die
Olympischen Spiele in Peking laufen nahezu perfekt und der Sport
feiert Triumphe, die dunkle Seite der Macht wird jedoch mit jedem
Wettkampftag mehr ausgeblendet. Tibet, Internet-Zensur und
Säuberungen interessieren kaum noch einen.
Ganz klar: Wettkämpfe, Sieger, Verlierer, große und kleine Dramen
faszinieren und verdienen unsere uneingeschränkte Aufmerksamkeit.
Niemandem soll die Begeisterung genommen, die Freude am Sport getrübt
werden.
Aber: Außerhalb der Stadien spielt der weltgrößte Polizei- und
Spitzelstaat seine miese Macht so ungeniert aus, als gäbe er derzeit
gar keine Olympischen Spiele. In den eigens eingerichteten drei
Protestzonen in Peking hat noch niemand demonstriert. Dafür sind aber
mindestens zwei Antragsteller verhaftet worden.
Lhasa, die Hautstadt der nach Völkerecht kulturell eigenständigen
chinesischen Provinz Tibet, befindet sich im Belagerungszustand.
Militärpatrouillen und Ausweiskontrollen sollen der Sicherheit
dienen. Die Tibeter - und auch die Uiguren im Nordwesten - haben
verstanden, sie sind starr vor Angst.
Vor allem die Aufforderung an die Klöster, alle Teilnehmer der
Proteste im März sollten sich selbst anklagen, um ihre
»mittelschwere« bis »schwere Strafe« zwecks Umerziehung anzutreten,
zeugt von brutaler Entschlossenheit der Zentralregierung.
Chinas langer Arm im Internet reicht fast bis zu uns. Wer
www.hrchina.org aufruft, kommt seit Wochen nicht mehr über die
Startseite hinaus. Dabei stehen die Server von »Human Rights China«
selbstverständlich nicht hinter der chinesischen Mauer. Deren
besondere Aktion für Gewissensgefangene findet hierzulande dennoch
statt. Amnesty hat sechs besondere Schicksale unter
www.goldfuermenschenrechte.de ins Netz gestellt. Seit dem 13. Juli
haben sich schon 120 000 Leser einer Petition an die chinesische
Regierung angeschlossen.
Als George W. Bush am vergangenen Montag in Peking zum Gebet in die
protestantische Kuanjie-Kirche fuhr, wurde ein anderer
Gottesdienstbesucher ein paar Straßen weiter festgehalten: Hua Huiqi,
Sprecher der christlichen Hauskirchenbewegung, sollte den
US-Präsidenten auf keinen Fall sprechen.
Abgefunden hat man sich offenbar auch mit der Gängelung des IOC. Wer
es früher nur ahnte, fühlt sich inzwischen absolut bestätigt. Jacques
Rogge und wohl auch Michael Vesper haben sich von den Chinesen nach
Strich und Faden über den Tisch ziehen lassen.
Wichtig ist, dass die kritische Aufmerksamkeit der Welt eben nicht
nachlässt. Weder die Regierung noch der riesige Polizeiapparat, wohl
aber die Chinesen selbst machen in diesen Wochen eine wichtige
Erfahrung. Sie beobachten landesweit, wie hysterisch ihre Führung auf
jede, noch so harmlose Anzweifelung reagiert.
Menschen in Diktaturen spüren deutlicher als wir, wenn hinter den
harten Mienen der Mächtigen leise Angst vor dem eigenen Volk
aufkommt. Das bleibt haften.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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