(Registrieren)

Rheinische Post: Die SPD geht auf Selbstmord-Kurs

Geschrieben am 13-08-2008

Düsseldorf (ots) - von Sven Gösmann

Am 16. Juni 2007 erklärte die SPD-Spitzenkandidatin bei der
hessischen Landtagswahl, Andrea Ypsilanti: "Meine Aussage ist sehr
eindeutig: Es gibt keine Koalition mit Links."
Am 2. Januar 2008 erklärte Frau Ypsilanti: "Bei meinem Nein zu
Rot-Rot bleibt es auch nach dem Wahlabend. Garantiert."
Am 4. März - sechs Wochen nach dem Patt bei der Wahl - erklärte Frau
Ypsilanti: "Es wird vielleicht so ausgehen, dass ich ein Versprechen
nicht halten kann, nämlich nicht mit den Linken zu sprechen und mich
nicht von den Linken wählen zu lassen."
Am 7. April erklärte Frau Ypsilanti: "Natürlich tut es dann weh, wenn
man ein Versprechen brechen muss. Ich glaube aber, dass unseren
Wählern die Inhalte am wichtigsten waren."
Gestern schwor Frau Ypsilanti den Landesvorstand der hessischen SPD
darauf ein, in Wiesbaden eine rot-grüne Minderheitsregierung zu
bilden, die von der so genannten Linkspartei unterstützt wird.
Darf man die mögliche neue hessische Ministerpräsidentin eine
Lügnerin nennen? Man weiß jedenfalls nicht, was einen zorniger machen
sollte: der Wortbruch der Frau Ypsilanti oder die drohende Lähmung
einer wirtschaftsfördernden und zukunftsträchtigen Politik im
Industrieland Hessen.
Ypsilanti stellt ihre persönliche Machtoption über das Wohl des
Landes. Bei Neuwahlen, das belegen die aktuellen Umfragen, hätte sie
keine Chance mehr gegen CDU-Amtsinhaber Roland Koch. So setzt sie
alles auf die rot-rot-grüne Karte. Ihre Kalkulation rechnet mit der
Vergesslichkeit der Wähler, der Sozialnostalgie mancher Teile der
Gesellschaft und der Unterstützung des linken SPD-Mainstreams. Die
Wowereits und Nahles in der SPD sehen Hessen als Testfall für die
Zeit nach der Bundestagswahl 2009. Schon einmal, bei Rot-Grün 1985,
war Hessen das Labor für einen Machtwechsel im Bund. Diesmal
allerdings ist die Situation für die SPD wenig komfortabel. Der
potentielle Bündnispartner Linkspartei mit seinem Chefdemagogen
Lafontaine bestimmt die politische Agenda mit und hat die
Sozialdemokraten in der öffentlichen Wahrnehmung längst in die Rolle
eines Juniorpartners gedrückt.
So geht es in Hessen nicht nur um die Zukunft eines wichtigen
Bundeslandes, sondern um nicht weniger als die Zukunft der ihres
Selbstbewusstseins beraubten SPD. Setzte sich Ypsilanti durch, dürfte
das eine Vorentscheidung in der Frage der Kanzlerkandidatur bedeuten.
Jedenfalls scheint es unvorstellbar, dass Außenminister Frank-Walter
Steinmeier als erklärter Gegner der Linkspartei weiter als Kandidat
zur Verfügung stünde. Somit wird erklärlich, warum SPD-Chef Kurt Beck
sich ein Bundestagsmandat sichern will. Er könnte der Lückenfüller
werden, falls Steinmeier hinwirft. Man könnte auch sagen: Eine SPD
auf Ypsilanti-Kurs ist bereit, politisch Selbstmord aus Angst vor dem
Tode zu begehen.

Originaltext: Rheinische Post
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30621
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30621.rss2

Pressekontakt:
Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2304


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

152991

weitere Artikel:
  • Lausitzer Rundschau: Oppositionsbilanz zur Regierungsarbeit: 1000 schwarze Tage Cottbus (ots) - Die politische 1000-Tage-Bilanz zur Großen Koalition fällt für die Opposition naturgemäß rabenschwarz aus. Doch was hat sie selbst vorzuweisen? Formal gesehen herzlich wenig. Die parlamentarischen Verhältnisse im Bundestag sind so, dass FDP, Linke und Grüne nicht einmal eine Verfassungsänderung verhindern könnten. Trotzdem wäre es falsch, ihren Einfluss zu unterschätzen. Paradebeispiel dafür ist die Linkspartei. Dass die Sozialdemokraten, aber auch die Unionsparteien scheinbar plötzlich wieder ihr soziales Gewissen entdeckt mehr...

  • Rheinische Post: CDU-Politiker Jung nennt den Ypsilanti-Plan einen "Skandal" Düsseldorf (ots) - Verteidigungsminister Franz-Josef Jung (CDU) hat den Plan der hessischen SPD-Vorsitzenden Andrea Ypsilanti, sich mit den Stimmen der Linken zur Ministerpräsidentin wählen zu lassen, äußerst scharf kritisiert. "Wenn einer ins Amt käme, der die Wähler so an der Nase herumgeführt hat, dann wäre das ein Skandal für diese Republik", sagte der frühere Chef der hessischen Landtagsfraktion der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Donnerstagausgabe). Trotz des gestrigen Votums des SPD-Landesvorstands glaubt Jung nicht mehr...

  • Rheinische Post: Steinbrück soll über IKB-Krise aufklären Düsseldorf (ots) - Bundeskanzlerin Angela Merkel hat mit einem Schreiben an FDP-Chef Guido Westerwelle versucht, die Opposition zu beschwichtigen und einen Untersuchungsausschuss zur Schieflage der IKB-Bank zu verhindern. "Es scheint mir zweckmäßig, dass eine weitergehende Unterrichtung durch den zuständien Bundesminister der Finanzen, Peer Steinbrück, erfolgt", schrieb sie Westerwelle. In einem Briefwechsel, der der "Rheinischen Post" vorliegt, hat auch Steinbrück inzwischen Kontakt mit dem FDP-Chef aufgenommen und erklärt, dass er mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: Regierungsbildung in Hessen Koch: SPD droht bundesweit hinter die Linke zurückzufallen Halle (ots) - Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) hat die SPD vor der Gefahr gewarnt, bundesweit hinter die Linkspartei zurück zu fallen, wenn sie sich auf eine Zusammenarbeit mit der Linkspartei in Hessen einlässt. "Das aufkommende Fünf-Parteien-System zwingt die SPD, zur Linkspartei prinzipieller Stellung zu nehmen", sagte er der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" (Donnerstag- Ausgabe). "Wenn sie es falsch macht, wird es dazu führen, dass die Linkspartei stärker wird als die SPD. In der neuesten Umfrage ist der mehr...

  • Westdeutsche Zeitung: Kaukasus-Krise gefährdet die Olympischen Winterspiele in Sotschi Düsseldorf (ots) - Die Kritik an der Sprachlosigkeit des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) angesichts des Kaukasus-Konflikts wächst. Der Europaabgeordnete Elmar Brok (CDU) forderte IOC-Präsident Jacques Rogge auf, Moskau an die möglichen Konsequenzen für die Olympischen Winterspiele 2014 in der russischen Stadt Sotschi zu erinnern. "Sotschi gehört in Peking auf die Tagesordnung", sagte der außenpolitische Koordinator der Europäischen Volkspartei (EVP) der "Westdeutschen Zeitung". Sollte sich Russland nicht aus den besetzten Gebieten mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht