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Lehrermangel und zu große Klassen - Hauptbedrohung für Bildungsqualität / 20 000 Lehrer fehlen im Herbst / 30 000 Klassen in Deutschland mit mehr als 30 Schülern

Geschrieben am 18-07-2008

Berlin (ots) - In dem sich zum nächsten Schuljahr nochmals
dramatisch verschärfenden Lehrermangel vor allem in den alten
Bundesländern und in den zu hohen Klassenstärken sieht der
Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, Heinz-Peter Meidinger,
die gegenwärtig größten Probleme und Schwachstellen des deutschen
Bildungswesens.

Er wies in Berlin darauf hin, dass zu Beginn des nächsten
Schuljahres insbesondere an Gymnasien, Gesamt-, Real- und
Berufsschulen rund 20 000 Lehrerinnen und Lehrer mit abgeschlossener
pädagogischer Ausbildung fehlen würden. "Der Lehrermangel betrifft
dabei vor allem die mathematischen und naturwissenschaftlichen Fächer
(so genannte MINT-Fächer: Mathematik, Informatik,
Naturwissenschaften, Technik). Damit droht die in diesen Fächern
angestrebte Qualitätsoffensive und der Versuch, mehr Schüler für
diese Fächer zu begeistern, ernsthaften Schaden zu nehmen", sagte
Meidinger.

Der DPhV-Vorsitzende betonte, dass sich auch in der Zukunft in
diesem Bereich keine Entspannung abzeichne, da sich derzeit wegen der
günstigen Berufsaussichten in der Wirtschaft Tausende von
Lehramtsstudenten in den naturwissenschaftlichen Fächern auf
Berufsfelder in der Wirtschaft umorientierten. "Weder vom
Anfangsgehalt noch von den Aufstiegschancen her kann der Lehrerberuf
mit der Wirtschaft und dem freiberuflichen Sektor mithalten!" fügte
Meidinger an.

Es sei deshalb dringend notwendig, die Attraktivität des
Lehrerberufs zu erhöhen. Insbesondere die lächerlich geringen Bezüge
in der Referendarszeit müssten in allen Bundesländern erheblich
angehoben werden.

Eine deutliche Entspannung zeichne sich in den nächsten Jahren
beim Lehrermangel in den sprachlichen und
gesellschaftswissenschaftlichen Fächerverbindungen ab, so der
DPhV-Vorsitzende mit Blick auf die zum Teil massiv gestiegenen
Studienanfängerzahlen in diesen Fächern.

Er machte aber auch noch auf ein weiteres brennendes Problem der
deutschen Bildungspolitik aufmerksam. Nach Schätzungen des
Philologenverbandes werde es im nächsten Jahr rund 30 000 Klassen in
Deutschland mit Klassenstärken von über 30 Schülerinnen und Schülern
geben. Im Bereich der Klassenstufen 5 bis 10 herrsche insbesondere an
Gymnasien, Realschulen und Gesamtschulen in deutschen Klassenzimmern
so drangvolle Enge wie selten zuvor. Meidinger beklagte dabei
besonders eine massive Benachteiligung der Gymnasien, bei denen der
deutliche Schüleranstieg der letzten Jahre in den meisten
Bundesländern nicht zu den erforderlichen Lehrerplanstellenmehrungen
geführt habe.

Behauptungen, dass die Größe von Klassen keinen Einfluss auf
Unterrichtsqualität und Lernerfolg habe, widersprach der
DPhV-Vorsitzende heftig: "Die größte internationale Studie zu dieser
Frage, die so genannte Star-Studie in den Vereinigten Staaten, hat
eindeutig ergeben, dass im Vergleich von Schülern in kleinen und in
großen Klassen, erstere erheblich profitieren. Sie hatten im
Vergleich zu ihren Alterskollegen in den Großklassen größere
Leistungszuwächse, zurückgehende Sitzenbleiberquoten und ein besseres
Klassenklima!"

Meidinger begrüßte die Bildungsoffensiven in Baden-Württemberg und
Bayern, die erklärtermaßen die Senkung von Klassenstärken zum Ziel
haben. "Kleinere Klassen müssen aber das vorrangige Ziel der
Bildungspolitik in allen Bundesländern sein. Was nützt es den
Schülern von heute, die eingezwängt wie die Heringe in oft viel zu
klein gebauten Klassenräumen sitzen, wenn sie auf sinkende
Klassengrößen in 10 Jahren vertröstet werden?", sagte der
DPhV-Vorsitzende.

Originaltext: Deutscher Philologenverband
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/57564
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_57564.rss2

Kontakt:

DPhV - Deutscher Philologenverband
Eva Hertzfeldt
Pressesprecherin
Telefon: 030 - 40 81 67 89
Mobil: 0172 - 305 08 67
EMail: presse@dphv.de


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