(Registrieren)

Westdeutsche Zeitung: Faruk Sen = von Eberhard Fehre

Geschrieben am 15-07-2008

Düsseldorf (ots) - Man mag es eine "elegante Lösung" nennen, wie
das Land den Streit um den Direktor des Zentrums für Türkeistudien in
Essen beendet hat. Dieser Art von "Eleganz" allerdings fehlt jede
Glaubwürdigkeit. Wollte man zunächst den vielfach ausgezeichneten und
noch unlängst beim 60. Geburtstag hoch gelobten Türkeiforscher wie
einen Hund vom Hof jagen, drechselt man nun aus Sätzen von selten
erlebter Verlogenheit eine Brücke, die zum gleichen Ziele führt:
Faruk Sen ist weg.
Der umstrittene Judenvergleich war bei all dem nur vorgeschoben. Die
Liste der unterschwelligen Vorwürfe dagegen ist lang: Sen sei zu
medienverliebt, sein Abrechnungsgebahren sei nicht immer mit den
Grundsätzen sauberer Haushaltsführung im Einklang gewesen, wird
gestreut und die Wissenschaftlichkeit der Institutsarbeit überhaupt
in Frage gestellt. Mit einem Satz: Sen habe "Politik gemacht".
Das hat Sen gewiss auch getan. Über Jahre. Zum Verhängnis aber wurde
ihm dabei nicht, dass er "Politik gemacht" hatte, sondern dass er
nicht die Politik seiner politischen Herren machte. Sen kritisierte
den Integrationsgipfel der Bundesregierung als "Show" und legte sich
mit der Integrationsbeauftragten Böhmer an. Das war schlicht die
falsche Politik. Das Zentrum für Türkeistudien ist kein
wissenschaftliches Institut mit all der Freiheit, die Wissenschaft
hierzulande garantiert ist, sondern eine von Parteien kontrollierte
Stiftung. Und die erwarten, dass ihre Politik unterstützt wird. Das
tat Sen nicht mehr - zumindest nicht ausreichend. Und dabei wissen
die Verantwortlichen auch: Einen besseren Integrations-Türken als
Faruk Sen werden sie sich kaum malen können.
Noch ein Wort zum vorgeschobenen Grund des Judenvergleichs: Der
eigentliche Skandal ist nicht Sens verunglückte Parallele, sondern
die Schamlosigkeit, mit der Parteifunktionäre glaubten, das
Jahrhundertverbrechen des Holocaust für ihre politischen Ziele
instrumentalisieren zu können. Den Unfug vom "Holocaust-Relativierer"
und "Volksverhetzer" Sen haben sie ja selbst nicht geglaubt. Ihre zur
Schau gestellte Empörung war nichts als Theater. Wer aber den
deutschen Massenmord so bedenkenlos im Tagesgeschäft benutzt, dem
sollte wirklich die allgemeine Verachtung sicher sein.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

148320

weitere Artikel:
  • Altkanzler Schröder nimmt an der Eröffnung der Olympischen Spiele teil: "Wir sollten dem Land Respekt zollen" Hamburg (ots) - Der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder wird an der Eröffnung der Olympischen Spiele am 8. August in Peking teilnehmen. Ein Sprecher Schröders bestätigt entsprechende Informationen der ZEIT. In einem Namensartikel in der Donnerstagsausgabe der ZEIT wirbt Schröder für einen verstärkten Dialog mit China und kritisiert indirekt die Politik seiner Nachfolgerin Angela Merkel. "Deutschland könnte von allen europäischen Staaten den größten Einfluss in China haben", schreibt Gerhard Schröder in der ZEIT. Alle, die China mehr...

  • Der neue Tag: Kommentarauszug zum Euro-Hoch: Weiden (ots) - "... Europäische Produkte sind auf dem Weltmarkt derzeit im Vergleich zu Gütern aus dem Dollarraum extrem teuer. Kein Wunder, dass sich Europas Technik-Gigant EADS oder Volkswagen nach günstigeren Standorten umsehen. Die nächsten Airbus-Produktionsstätten entstehen auch deshalb in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Es steht zu befürchten, dass deutsche Fernreisende im Urlaubsort immer öfter zu ihrer gewohnten Biermarke auch die Arbeitsplätze finden, die sie aus der Heimat kennen. Originaltext: Der neue Tag Digitale mehr...

  • Südwest Presse: Kommentar zum Kosovo Ulm (ots) - Mangelnde Transparenz, Langsamkeit, ungenügende Effektivität - das sind oft genannte Kritikpunkte, wenn über die Arbeit der EU-Kommission geklagt wird. Wer das Vorurteil vom Brüsseler "Moloch" entkräften will, muss sich der Kritik stellen und ihr zumindest keine neue Nahrung geben. Insofern ist es zu begrüßen, dass das Europaparlament nicht einfach in den Jubelchor über die Zusagen der Geberkonferenz für den Aufbau des Kosovo einfällt. Unstrittig ist zwar, dass der jüngste europäische Staat auf fremde Hilfe angewiesen ist mehr...

  • Wiesbadener Kurier: Wiesbadener Kurier zu Lkw-Maut Wiesbaden (ots) - Die Lkw-Maut-Pläne von Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee werden kaum jemanden glücklich machen. Dicke Negativeffekte sind bereits abzusehen: Nicht nur, dass das Transportgewerbe vor nicht mehr tragbaren Belastungen für zahlreiche Spediteure warnt. Mit den steigenden Transportkosten werden sich außerdem die Waren verteuern, ohne dass es weniger Fahrten geben soll. Der Lkw-Verkehr soll lediglich entzerrt und auf weniger frequentierte Tageszeiten umverteilt werden. Das lässt sich nicht gerade als richtungsweisendes mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Konjunktur und Euro Halle (ots) - Die US-Notenbank Fed und die Bush-Regierung tun sich zunehmend schwerer, die Folgen der Immobilienkrise in den Griff zu bekommen. Eine Feuerwehraktion folgt der nächsten, das Krisenmanagement von Fed-Chef Ben Bernanke zeichnet sich mehr durch Improvisationskunst denn durch langfristig angelegte Systematik aus. Die Luft wird immer dünner. Dem Verfall des Dollar und der spiegelbildlichen Aufwertung des Euro hat die US-Notenbank kaum mehr etwas entgegenzusetzen. Eine Rezession in Deutschland ist zwar noch nicht wahrscheinlich mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht