WAZ: Debatte um Sterbehilfe - Ein Recht auf Respekt. Leitartikel von Christopher Onkelbach
Geschrieben am 04-07-2008 |   
 
    Essen (ots) - Wenn es nicht so zynisch wäre, müsste man Roger  Kusch fast dankbar sein. Nicht dafür, dass er einer lebensmüden Dame  geholfen hat, aus dem Leben zu scheiden, sondern dass er -  unwillentlich - eine Diskussion um die Würde des Lebens und des  Sterbens ausgelöst hat. Was ist ein erfülltes Leben, was erfülltes  Sterben? Wie gehen wir mit dem Tod um, mit Hilflosigkeit und mit -  ja, auch das spielt unausgesprochen eine Rolle - der wirtschaftlichen Nutzlosigkeit von Krankheit und Alter?
      Die alternde Gesellschaft wird vor allem als ökonomisches Problem diskutiert. Altersarmut, Rente, Pflege, medizinische Kosten sind die  Stichworte. Solche Debatten vermitteln vielen Älteren das Gefühl, aus der aktiven Gesellschaft aussortiert zu werden. Nach einer Umfrage  sind nämlich meist nicht das Leiden, die Angst vor Schmerzen oder  Einsamkeit die wichtigsten Motive für den Wunsch zu sterben, sondern  das Mitleid mit den Angehörigen. Das heißt: Ich will euch nicht zur  Last fallen. Es muss etwas fehlen in unserer Gemeinschaft, wenn  Sterbehelfer und Sterbehäuser einen wachsenden Markt finden.
      Man muss nicht moralisieren, um einen Verlust von Würde und  Respekt vor dem Leben zu bemerken. In den Niederlanden ist es  möglich, Embryonen, die im Reagenzglas erzeugt wurden und Erbanlagen  für Brust- oder Darmkrebsrisiken aufweisen, vor der Einpflanzung  auszusortieren. Eine Chance auf Menschwerdung erhalten nur Embryos  mit einem positiven Gentest. Aus ethischer Sicht ist das mindestens  problematisch, denn wer legt die Kriterien fest? Werden bald weitere  Krankheiten eine Selektion rechtfertigen, etwa Diabetes, Demenz,  Depression? Wer bestimmt über die Todesliste? Und wo endet sie?  Abgesehen davon, dass die Gene nicht sagen, dass der Mensch später  tatsächlich erkrankt.
      Worum geht es? Geht es um ein übersteigertes Sicherheitsbedürfnis einer Gesellschaft, die keine Risiken akzeptieren will? Um Gesundheit als Wert an sich? Um ein kostengünstigeres Gesundheitssystem? Oder um das Vermeiden von Leid? Wer Krankheit auf Kosten des Lebens  abschaffen will, muss sich fragen lassen, nach welchen Maßstäben er  lebenswertes oder lebensunwertes Leben beurteilt. Und das gilt für  den Beginn des Lebens wie für sein Ende. Bei allen rechtlichen und  gesundheitsökonomischen Debatten - die wichtig sind - müssen wir uns  der Frage stellen: Was ist uns die Menschlichkeit wert? Das Recht auf ein lebenswertes Leben sowie auf einen würdigen Tod gilt jenseits von Gendefekten, Krankheit und Alter.
  Originaltext:         Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
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