(Registrieren)

Lausitzer Rundschau: Ingrid Betancourt ist frei Blitzschlag für die Farc

Geschrieben am 03-07-2008

Cottbus (ots) - Als Ingrid Betancourt gefragt wird, was ihre
Befreiung für die Farc bedeute, hält sie einen Moment inne und sagt
dann: "Es ist ein harter Schlag, der sie wie der Blitz getroffen
hat." Ihre Rettung und die Art und Weise, wie es geschah, sind für
die Linksrebellen tatsächlich der härteste Schlag in diesem Jahr, das
bereits reich an Niederlagen für die Farc ist. Sie haben ihre
wichtigsten Führungsmitglieder durch natürlichen Tod oder Tötung
durch die Armee verloren. Und die Ex-Präsidentschaftskandidatin war
die mit Abstand wichtigste Geisel der Farc, ihr Kronjuwel und
politisches Faustpfand, das ihnen mediale Aufmerksamkeit und einen
gewissen Schutz vor Verfolgung sicherte. Mit beidem ist es nun
vorbei. Möglicherweise steht die älteste und größte Linksguerilla
Lateinamerikas ganz vor dem Ende.
Allein die Tatsache, dass sich das Befreiungskommando unbemerkt
einschleusen konnte, spricht Bände über den Zustand der Farc. Es ist
eine Demütigung. Auch die Details, die Betancourt über die letzte
Zeit ihrer Gefangenschaft erzählt, lassen auf massive logistische
Probleme schließen. Das Essen sei weniger und schlechter geworden,
die Versorgung der Geiseln mit Kleidung und Schuhen sei den Rebellen
immer schwerer gefallen.
Die geglückte Befreiung ist zugleich für Präsident Álvaro Uribe sein
größter Triumph in knapp sechs Jahren Amtszeit, der ihn der so
ersehnten zweiten Wiederwahl näher bringt. Und er erhielt Lob von
Betancourt höchstselbst, die früher eine seiner schärfsten
Kritikerinnen war. Uribe sei ein "sehr guter Präsident", sagte sie,
weil er den Rebellen keine Verschnaufpause gegönnt habe und der Druck
auf die Farc durch seine Wiederwahl 2006 aufrecht erhalten geblieben
sei.
Tatsächlich setzt der rechte Staatschef gegen die Farc-Rebellen seit
August 2002 auf eiserne Härte. Während er den ultra-rechten
Todesschwadronen Verhandlungen anbot, ließ er die Rebellen von Anfang
an von der mit US-Hilfe hochgerüsteten kolumbianischen Armee
verfolgen und in die Enge treiben. Allein dieses Jahr sind nach
Angaben der Regierung rund 900 Farc-Kämpfer gefasst oder getötet
worden, 860 Guerilleros hätten sich ergeben. Die Farc, die einst 17
000 Kämpfer hatte, verfügt nach Schätzungen nur noch über rund 11 000
Männer, Frauen und Kinder unter Waffen.
Die Guerilla, die Marulanda 1964 zum Kampf für soziale Gerechtigkeit
und eine Landreform gründete, finanziert sich heute über Drogenhandel
und Erpressung von Lösegeldern. Ihr politisches Faustpfand sind rund
750 Geiseln. 40 unter ihnen waren Austauschbare, Verschleppte also,
die als Druckmittel gegenüber der Regierung dienen. Zu ihnen gehörte
auch Ingrid Betancourt.
Ihre Befreiung könnte Kolumbien einem wirklichen Frieden ein Stück
näher bringen. Das hängt entscheidend davon ab, ob die Rebellen ihren
bewaffneten Kampf aufgeben und die Regierung überhaupt verhandeln
will. Anzeichen für wirkliche Verhandlungsbereitschaft haben beide
Seiten bisher nicht gezeigt.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_47069.rss2

Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

146474

weitere Artikel:
  • Lausitzer Rundschau: Karlsruher Richter fällen Urteil zum Wahlrecht Keine weiteren Tricksereien Cottbus (ots) - Das deutsche Wahlrecht versucht zwei gegensätzliche Prinzipien miteinander zu vereinbaren. Das Prinzip der Mehrheitswahl der direkt in den Wahlkreisen gewählten Abgeordneten. Und das Prinzip der Verhältniswahl. Wenn Erst- und Zweitstimme zu weit auseinander klaffen, kommt es zu Überhangmandaten. Davon gibt es in jüngster Zeit immer mehr, weil kleine Parteien den großen zunehmend (Zweit-)Stimmen abjagen. Mit dieser Entwicklung geht auch die Möglichkeit des Missbrauchs einher. Die CDU hat sie 2005 genutzt, als sie bei der mehr...

  • Stuttgarter Nachrichten: zu Kirche/Trauung Stuttgart (ots) - Die Kirchen ahnen, was da auf sie zukommt: Paare, die schön heiraten wollen - ohne den Preis dafür zu bezahlen. Eine Art Ehe light vor dem Altar. Nach dem Kirchenrecht dürfen die Kirchen solche Trauungen eigentlich nicht ablehnen. Man darf also gespannt sein, ob es ihnen tatsächlich gelingt, die bisherige Praxis trotz neuer Rechtslage beizubehalten. Sollten sie es schaffen, tritt am 1. Januar 2009 ein Gesetz in Kraft, das nicht umgesetzt wird. Ein Gesetz, das ohne Not geschaffen wurde. Originaltext: Stuttgarter mehr...

  • WAZ: Richter rügen Wahlsystem - Undurchschaubar. Kommentar von Norbert Robers Essen (ots) - Die Karlsruher Richter haben ein kluges Urteil gefällt. Seit gestern steht fest, dass Teile des deutschen Wahlgesetzes verfassungswidrig sind. Gleichwohl wäre es unangemessen, den 2005 gewählten Bundestag nachträglich aufzulösen - zumal auch in diesem Fall alles beim Alten, sprich bei einer Großen Koalition, bliebe. Der Gesetzgeber steht jetzt vor einer ebenso notwendigen wie komplizierten Aufgabe. Notwendig, weil das aktuelle System der oft undurchschaubaren Vermischung von Direkt- und Überhangmandaten gegen das Gebot mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) schreibt zur Zinserhöhung der EZB: Bielefeld (ots) - Dafür, dass eigentlich alle mit einer Erhöhung um mindestens 0,25 Prozentpunkte gerechnet hatten, ist das Geschrei nach der nun gestern tatsächlich erfolgten Anhebung des europäischen Leitzinses ziemlich groß. Von Frankreichs Staatspräsident Nicholas Sarkozy bis zum deutschen Finanzminister Peer Steinbrück und vom Wirtschaftsweisen Peter Bofinger bis zum Deutschen Gewerkschaftsbund reicht die Linie der Demonstranten. Unwillkürlich fragt man sich: Was haben all die Herren eigentlich für ein Bild von der Europäischen Zentralbank? mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) schreibt zum Eherecht: Bielefeld (ots) - Ehe ohne Standesamt - 133 Jahre lang war das in Deutschland verboten. Ohne weitere Formalitäten gibt Vater Staat nun seinen Segen zu einer rein religiös besiegelten Form des Lebensbündnisses. Doch warum? So recht konnte sich gestern kein Politiker erinnern, sich jemals mit dem Personenstandsrecht befasst zu haben. Offenbar fiel das unter die Kategorie »politischer Kleinkram«. Dabei setzt Deutschland mit der Entwertung der Zivilehe ein verheerendes Signal. Seit Jahrzehnten kämpfen Frauen- und Menschenrechtsorganisationen mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht