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WAZ: Die Präsidentschaftskandidatin - Schwan gibt der SPD ihren Stolz zurück - Leitartikel von Angela Gareis

Geschrieben am 27-05-2008

Essen (ots) - Eine Wahl hat Gesine Schwan bereits gewonnen, auch
wenn das Amt, das sie erobert hat, nicht existiert. Die
charismatische Professorin ist die inoffizielle Präsidentin der SPD.

Einstimmig hat der Vorstand der Partei die Nominierung Schwans für
das Amt des Bundespräsidenten beschlossen und alle Bedenken wegen der
Popularität von Horst Köhler und der eigenen Glaubwürdigkeit im
Umgang mit der Linkspartei einer Wahrheit untergeordnet: Die SPD
braucht Schwan. Im Unterschied zur Republik, die keinen neuen
Bundespräsidenten benötigte, fehlt der SPD eine
Führungspersönlichkeit, die das scheinbar Unmögliche erreicht: einer
Partei, die sich in Grund und Boden schämt, ihren Stolz
zurückzugeben.

Die einen schämen sich für den Regierungswillen der anderen, die
anderen schämen sich für die Oppositionsliebe der einen. Illustriert
wird das Ganze durch den noch immer nicht beendeten Machtkampf
zwischen Kurt Beck und Franz Müntefering. Und alle zusammen schämen
sich für ihr Erscheinungsbild. Wenn Müntefering analysiert, dass die
politische Führung des Landes weitgehend vakant sei, und dass die
Parteien aus ihren tagespolitischen Graben-kämpfen gerissen werden
müssen, dann stimmt das. Uneingeschränkt für die SPD. Deren
Vorsitzender agiert wie ein Nachsitzender, der zu lernen versucht,
was seine Partei in ihren Gräben rechts und links so alles will. Von
Zeit zu Zeit wirft er etwas in den rechten oder linken Graben. Und
öfters fliegt eine faule Tomate zurück, weshalb Beck sich einen
eigenen Graben in Rheinland-Pfalz geschaufelt hat. Die Stellvertreter
Frank-Walter Steinmeier und Peer Steinbrück können nur abwarten, wenn
sie den Vorsitzenden nicht weiter beschädigen wollen - und
beschädigen dadurch sich selbst.

In diesem trostlosen Zustand war die Partei derart gefangen, dass
Befreiung vielleicht nur durch einen neuen Impuls wie Schwans
Kandidatur möglich war. Die lebenskluge Intellektuelle hat die Partei
mit ihrem selbstbewussten Auftritt am Montag schon aus der
Hoffnungslosigkeit befreit. Für die SPD strahlte ein stolzes Gesicht.
Überzeugend verkörpert die 65-Jährige eine innere Balance aus
Bürgertum und Liberalität, sie verfügt über Integrationskraft, klare
gesellschaftspolitische Vorstellungen und vielleicht genügend
Energie, um die SPD wieder aufzuladen. Für Beck kann der Weg seiner
Partei aus ihrer psychischen Gefangenschaft gefährlich werden, denn
die SPD weiß jetzt nicht nur, was sie braucht, sondern auch, was der
Vorsitzende ihr nicht geben kann.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de


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