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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Gesine Schwan/Kandidatur/Bundespräsident

Geschrieben am 26-05-2008

Bielefeld (ots) - Kurt Beck begreift es nicht. Wer dementiert, der
bestätigt. Da konnte der Pfälzer gestern noch so empört behaupten,
seine Partei bereite mit der Aufstellung von Gesine Schwan als
Herausforderin von Horst Köhler garantiert kein rot-rotes Bündnis
vor.
Ja, was will er denn sonst? Die Fortsetzung der großen Koalition über
2009 hinaus? Oder weiteres Schrumpfen der einst größten deutschen
Volkspartei zum Juniorpartner der Linken, wie im Osten schon möglich?
Nein. Die Wahl des Bundespräsidenten durch die Bundesversammlung am
23. Mai 2009 findet mitnichten im luftleeren Raum statt. Fast
zeitgleich hat das Wahlvolk über Europa und in NRW, dem
bevölkerungsreichsten Bundesland, über Bürgermeister und Stadträte zu
befinden. Nur drei Monate später folgt die Bundestagswahl. Dann
wollen Union und SPD das Kapitel große Koalition abhaken, obwohl sie
vom Wähler zum Weitermachen gezwungen werden könnten.
Machen wir uns nichts vor. Noch nie war eine Bundespräsidentenwahl so
politisch vorbelastet, wie die 2009 zu treffende Entscheidung durch
ein Gremium, dessen Gewichte sich bis dahin noch durch Wahlen und
Losentscheide verschieben können.
Außerdem: Beide Kandidaten - Schwan und Köhler - sind noble
Persönlichkeiten mit ganz klarem politischem Profil. Weder sie noch
er stehen als bloße Repräsentanten zur Verfügung. Köhler hat soeben
erst gezeigt, welches Amtsverständnis er hat. Mit seiner
»Monster«-Schelte für das Weltfinanzsystem, dem Ruf nach neuen
(Kern-)Kraftwerken und Kritik an Agrar-Subventionen ist er zum
wiederholten Male in die Niederungen politischer Positionierung
abgestiegen - ungestraft und nicht ohne innere Freude.
Gesine Schwan wäre eine nicht minder ambitionierte politische
Präsidentin. Sie sei eine »charismatische Persönlichkeit und starke
Frau«, hat ihr Hannelore Kraft, SPD-Chefin in NRW, attestiert. Dem
ist nichts hinzuzufügen.
Schwan hat politischen Instinkt und Ehrgeiz. Die Polit-Professorin
und -Praktikerin legte gestern sogleich den Finger in die Wunde.
»Ja«, sagte sie, sie wolle um Stimmen aus allen Parteien, »namentlich
auch aus der Linken« werben.
Nicht sechs Wochen wie bei ihrer Kandidatur 2004, sondern ein ganzes
Jahr muss Schwan diesmal die Bewerbung öffentlich vertreten. Dabei
wird sie über zwölf Monate dieser einen Frage - in hunderten
Varianten immer wieder gestellt - nicht ausweichen können. Und sie
wird dann offen versichern, sie wolle, dass auch die linkesten der
Linken eine aufrechte Demokratin wie sie wählen.
Das gute Recht der Kandidatin ist Becks größte Bürde. Der SPD-Chef
wurde gestern nicht müde zu behaupten, es gebe keinen Wahlkampf,
keine Vorentscheidung und die SPD schiele überhaupt nicht aufs
Lafontaine-Lager. Was Beck nicht bemerkt: Mit jeder Drehung an der
Gebetsmühle macht er sich noch ein bisschen unglaubwürdiger, als er
ohnehin schon ist.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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