(Registrieren)

WAZ: Präsidentenwahlkampf - Es droht krachend laut der Stillstand - Leitartikel von Thomas Wels

Geschrieben am 25-05-2008

Essen (ots) - Streng genommen, ist das, was sich ab heute im
politischen Berlin abspielt, stinknormal. Ein amtierender
Bundespräsident stellt sich dem demokratischen Wettbewerb, geht -
ganz Ökonom - selbst bei gewissen Unsicherheiten als Kandidat von
Union und FDP ins Rennen um das höchste deutsche Staatsamt. Und die
SPD lässt es sich als altehrwürdige Volkspartei nicht nehmen, mit
einer eigenen Kandidatin das arg ramponierte Selbstbewusstsein etwas
aufzufrischen. Also, was soll das Getöse?

Die Parteien wissen in der eigenen Selbsteinschätzung nur zu gut,
was jetzt ansteht. Nicht Schwan und nicht Köhler werden dafür sorgen,
das ab jetzt Wahlkampf in Deutschland tobt. Das besorgen schon die
Parteistrategen und Büchsenspanner aus der zweiten Reihe selbst.
Tatsächlich ist der Wahlkampf längst in der Großen Koalition
angekommen.

Das zeigt das Hickhack zwischen den Bundesministern Glos (CSU)
wahlweise mit Steinbrück, Gabriel oder Tiefensee (alle SPD) um
Kfz-Steuer oder Kohlendioxid; das zeigt auch die Auseinandersetzung
um das bessere Konzept zur Entlastung der Mittelschicht: Während CSU
und Teile der CDU Steuersenkungen zu Lasten des Haushalts von
Finanzminister Steinbrück versprechen, bastelt die SPD am Umbau der
Sozialversicherung und denkt an steigende Beitragstarife für
Besserverdienende. Damit wäre auch das wichtigste, noch anstehende
Projekt der Koalition erledigt - der Gesundheitsfonds mit
einheitlichen Sätzen für die Krankenkasse. Es droht krachend laut der
Stillstand, und das bis zur Bundestagswahl 2009. Schlecht für den
Standort D.

Ob der Präsidentenwahlkampf gut durchdacht war von denjenigen,
die rund um die SPD-Linke Andrea Nahles die Chance nutzten, um im
Entscheidungsvakuum der Parteispitze einen Schlag gegen die
Neoliberalen (als deren Vertreter Horst Köhler immer noch gilt) zu
führen? Die Auslieferung der SPD an Oskar Lafontaine könnte der Preis
für diesen kurzfristigen politischen Erfolg sein. Was, wenn die Linke
einen eigenen Kandidaten ins Rennen schickt und diesen aber nach dem
zweiten Wahlgang zurückzieht, um damit Gesine Schwan zur
Bundespräsidentin von Oskars Gnaden zu machen? Das wäre für
diejenigen, die kalt kalkulierend die Öffnung der SPD für eine
bundesweite Zusammenarbeit der Linken betreiben, auszuhalten.
Sozialdemokratisches Urgestein würde bersten. Könnte ein Mann wie
Steinmeier vor solch' einem Szenario überhaupt als Kanzlerkandidat
antreten? Die SPD entscheidet heute mehr als über eine
Präsidentschaftskandidatin.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

138759

weitere Artikel:
  • Westfalenpost: Linker Selbstdarsteller Frontmann Lafontaine überfordert Beck Hagen (ots) - Von Jörg Bartmann Der Revanchefeldzug gegen seine alten Genossen läuft für den Machtmenschen von der Saar zielorientiert. Autoritär hält Lafontaine die Linken auf Kurs, nutzt die Schwäche der SPD gnadenlos und ruft zum Systemwechsel auf. Dass vielen die "Oskar-Rufe" in seiner zusammengewürfelten Partei im Hals stecken blieben, seine Wahl recht bescheiden ausfiel, stört ihn dabei nicht. Lafontaine ist davon besessen, die Linkspartei so stark zu machen, dass neben Ottmar Schreiner oder auch Andrea Nahles die Sozialdemokraten mehr...

  • WAZ: Gute Gründe der Konzerne - Kommentar von Wolfgang Pott Essen (ots) - Die Erklärung des Energiekonzerns Eon für höhere Gaspreise ist altbekannt und wird von der gesamten Branche immer wieder gern vorgeschoben, wenn eine Begründung für Preisanstieg her muss. Dieses Mal ist es der hohe Ölpreis, beim nächsten Mal vielleicht wieder die hohe weltweite Nachfrage. Sollte es aber tatsächlich zu einer Preisanhebung um 25 Prozent kommen, hätte das eine neue Qualität. Ständig am Pranger stehende Energiekonzerne wie Eon würden damit auch ihren letzten Kredit verspielen. Das wissen die Verantwortlichen, mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Parteitag der Linken Halle (ots) - Warum allgemeine Forderungen oder Mittel aus der linken Mottenkiste im 21. Jahrhundert helfen sollen, sagte Lafontaine nicht. Ähnlich der Leitantrag: Mit 50 Milliarden Euro sollen 500 000 öffentlich finanzierte Jobs entstehen. Klingt gut. Das Problem ist gar nicht die Gegenfinanzierung. Aber wenn Investitionsprogramme heute ein so erfolgreiches Mittel wären, müsste Ostdeutschland nach 18 Jahren Aufbau-Ost stärker boomen als China. Die Partei verfügt derzeit nicht über einen modernen, linken Politikentwurf. Momentan muss mehr...

  • Südwest Presse: Kommentar zu Deutsche Telekom, Ausgabe vom 26. Mai 2008 Ulm (ots) - Der Sittenverfall in diesem Land nimmt allmählich erschreckende Ausmaße an. Spitzelaffäre bei Lidl, Korruptionsskandal bei Siemens, Rotlicht-Verbindungen bei Volkswagen - der Weg in die "Bananenrepublik" ist nicht mehr allzu weit. Dabei kann man nur hoffen, dass es beim jüngsten Vorfall, dem Datenskandal bei der Deutschen Telekom, bei den jetzigen Vorwürfen bleibt. Nicht auszudenken, wenn die Bonner die Verbindungsdaten von Aufsichtsräten, Mitarbeitern und Journalisten nicht nur ausgewertet, sondern diesen Personenkreis auch mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Linken-Parteitag in Cottbus: Hinter der Fassade Cottbus (ots) - Der Druck von linksaußen wirkt. Wer wollte daran ernsthaft zweifeln? Kaum ein Jahr ist es her, dass PDS und WASG mit ihrem begnadeten Politprofi Oskar Lafontaine an der Spitze zu einer neuen Organisation fusionierten. Eine gesamtdeutsche Partei ist daraus noch nicht geworden. Aber westdeutscher als die einstige Ost-Wärmestube PDS ist sie allemal. In den neuen Ländern blieb sie Volkspartei, im Westen steht die Linke bei etwa zehn Prozent. Logisch, dass Lafontaine & Co vor Kraft kaum laufen können, wie sich jetzt auch beim mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht