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LVZ: Die Leipziger Volkszeitung zu Mittelschicht/DIW-Studie -

Geschrieben am 04-03-2008

Leipzig (ots) - Von Bernd Hilder. Generation Melkkuh. Der Angriff
der deutschen Politik auf die Mittelschicht ist umfassend - und
zunehmend vernichtend. In Volksparteien werden schöne Reden über die
"Mitte" oder gar die "neue Mitte" als Ziel aller Bemühungen
geschwungen. Immer häufiger klingt das wie eine Drohung, denn die
Wahrheit sieht anders aus. War unter den Kanzlern Schmidt und Kohl
die Stärkung der arbeitenden Mittelschicht als wirtschaftlichem
Rückgrat und demokratischem Stabilisator noch eiserne Pflicht, waren
und sind die Regierungen Schröder und Merkel spürbar
mittelschichtsfeindlich ausgerichtet. Die sich selbst, ohne
staatliche Transferleistungen versorgende Mittelschicht schrumpft.
Das wird nicht ohne Auswirkungen auf Zustand und Stimmungslage des
Landes bleiben.
Geringverdiener zahlen keine Steuern. Das ist ökonomisch akzeptabel.
Gleichzeitig verlegen Superreiche ihre Wohnsitze in Länder, in denen
Steuersätze niedriger sind und in denen sie als Investoren auch
willkommen sind, ungestört von Neiddebatten. Das ist aus deutscher
Sicht wirtschaftlich bedauerlich, angesichts hoher deutscher
Steuerbelastungen im globalisierten Standortwettkampf aber nicht zu
verhindern. Zurück bleibt eine immer kleiner werdende arbeitende
Mittelschicht, der vom Staat immer stärker ausgequetscht wird. Er
muss immer mehr Steuern zahlen, um neben der notwendigen
Infrastruktur auch ein Wohlfahrtssystem zu finanzieren, in dem zu
viele Menschen für Nicht-Arbeiten alimentiert werden. Diese
Generation Melkkuh fühlt sich vom Staat zunehmend ungerecht
behandelt. Besonders wer heute unter 50 ist weiß, dass er gezwungen
wird, große Summen in die Sozialsysteme zu zahlen, aber sehr wenig
wieder herausbekommt. Wer 45 Jahre lang für eine Rente Beiträge
berappt, von der er später mit Sicherheit nicht angemessen überleben
kann (oder gar nicht), verliert Vertrauen in den Staat und zweifelt
an der Gerechtigkeit des Systems.
Die Generation Melkkuh wird zur Kasse gebeten, wie keine vor ihr.
Heute zahlt schon Spitzensteuersatz, wer das Anderthalbfache des
Durchschnittsverdienstes bekommt. Vor einem halben Jahrhundert war es
mal bei mehr als dem 20fachen. Schon bei Durchschnittsfamilien liegt
die gesamte Steuerlast bei fünfzig Prozent. Wenn die Kanzlerin den
Aufschwung bei den Menschen ankommen sieht, die aber partout nichts
davon spüren, ist das schnell aufzuklären: Der gierige Staat lenkt
Zweidrittel der Aufschwungerträge in seine Kassen. Die Annahme, dass
sich Arbeit lohnen könnte, bekommt damit einen bitteren Beigeschmack.
Wer mehr Brutto-Lohn erhält, rutscht schnell in höhere Steuerstufen.
Der Staat verdient gut an dieser kalten Progression, während er jedes
Jahr lustvoll die Beitragsbemessungsgrenzen für die Sozialkassen
anhebt. Wieder zahlt der arbeitende Bürger. Das lähmt den
Wirtschaftsstandort Deutschland, behindert das Schaffen neuer
Arbeitsplätze und ist leistungshemmend.
Deswegen ist in Deutschland die Gefahr größer, aus der Mittel- in die
Unterschicht abzurutschen, als in die Oberschicht aufzusteigen. Wird
der Trend nicht gestoppt, bedroht das die innere Balance der
Bundesrepublik, politische Rattenfänger, links und rechts, könnten
profitieren. Von der Politik aber hat die Generation Melkkuh derzeit
keine Entlastung zu erwarten.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351
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Pressekontakt:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


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