(Registrieren)

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur Steueraffäre

Geschrieben am 20-02-2008

Leipzig (ots) - Von Dieter WonkaOberflächlichkeitMit wirklich
teutonischer Härte wird den vermutlichen Steuerkriminellen mit
Vaduzer Stiftungsadresse schon öffentlich der Prozess gemacht, ehe
die Beweisaufnahme abgeschlossen ist. Von Ackermann bis Zumwinkel
reicht die Gruppe der Kläger und Angeklagten. Der real existierende
Kapitalismus zeigt, was er kann - und er päppelt seine Gegner.
Politische Mehrheiten, die gern als bürgerliche tituliert werden,
rücken in weitere Ferne. Wenn nicht alles täuscht, so wird die
Hamburger Bürgerschaftswahl am Sonntag auch zu einer Volksabstimmung
der Empörten.
Und Liechtenstein, das sich im öffentlichen Bild vom
anachronistischen Fürstentum zum bedrohlichen Schurkentum wandelt,
gerät urplötzlich ins Zentrum der Bewegung. Sein Erbprinz und die ihm
folgenden Regierungsmitglieder verkaufen ihre Anliegen wenig
glücklich. Das alles stimmt wenig zuversichtlich:Auf die schnelle
Empörung wird die rasche Rückbesinnung auf die Politik nach
Tagesordnung folgen.
Anders als mit spektakulären Oppositionsbesuchen in Moskau oder mit
bemerkenswerten Gesten gegenüber China erschöpft sich in dieser
Ethos- und Systemfrage der deutschen Steuerzahlergemeinschaft auch
ganz rasch die Klarheit der Politik durch Gesten nach Merkelscher
Art. Wieso traut sich Berlin im bilateralen Bankenverkehr mit Vaduz
nicht jene Härte zu, wie sie für Washington selbstverständlich ist?
Statt glasklare Bedingungen zu formulieren, schnurrt der deutsche
Aufstand beim Regierungsgipfel zur Diplomaten-Oberflächlichkeit
zusammen. Es mag ja sein, dass der Regierungschef aus Liechtenstein
in der Adels- und Bankhierarchie nicht die allererste Adresse der
Mächtigen ist. Klar und unmissverständlich hat sich die
Bundeskanzlerin in den ersten Stunden der Zumwinkel-Vorführung durch
Steuerfahnder geäußert. Eine vergleichbar eindeutige Positionierung
im Namen der Gemeinschaft der ehrlichen Steuerzahler in Gegenwart des
Regierungsgastes aus Liechtenstein hätte Eindruck gemacht. Staatlich
sanktionierte Dunkelgeschäfte sind keine Lappalie. Und deutsche
Steuerhinterzieher sind keine Sünder, sondern Kriminelle.
Oder steht gesellschaftspolitisch doch nicht so viel auf dem Spiel,
wie in den vergangenen Tagen in kaum dagewesener
politisch-publizistischer Offensive nahegelegt wurde? Spätestens die
nächsten Wahlergebnisse, die Empörung über weitere enttarnte
Promi-Namen, die nächsten Befunde über eine Elitegesellschaft ohne
richtige Moral werden belegen, dass wirklich etwas faul ist im Staate
Deutschland. In solchen Situationen, wo Ratlosigkeit pendelt zwischen
Verharmlosung und Überspitzung, wäre es Zeit, dass der Richtige
schnell das rechte Wort fände. Es gibt einen Bundespräsidenten,
dessen kräftigstes Instrument ist die starke Rede. Wann, wenn nicht
jetzt, sollte Horst Köhler Verantwortung übernehmen, da andere ganz
offensichtlich nicht zur Orientierung beitragen können oder wollen?
@d.wonka@lvz.de

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6351.rss2

Pressekontakt:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

121026

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: Der Steuer-Druck Düsseldorf (ots) - Von Gregor Mayntz Was die Bundeskanzlerin dem Liechtensteiner Regierungschef gestern im Kanzleramt mit auf den Weg gab, war eine in diplomatische Watte gepackte letzte Warnung. Angela Merkel drohte Otmar Hasler zwar nicht direkt mit Revanchefouls. Aber sie wies geschickt darauf hin, dass eine Aufnahme des Fürstentums in das Schengen-Abkommen vom Parlament genehmigt werden müsse. Und da werde es dann sicherlich zu Nachfragen kommen, wie entgegenkommend Liechtenstein bei anderen Verhandlungen ist. Doch das Ansinnen der mehr...

  • Rheinische Post: Rot-rotes Risiko Düsseldorf (ots) - Von Stefan Reker Ein größeres Geschenk könnten SPD und Linkspartei der CDU wohl kaum machen, als tatsächlich in Hessen Seit' an Seit' die Wahl einer Ministerpräsidentin Andrea Ypsilanti zu versuchen. Derzeit streuen SPD-Politiker die Variante, Ypsilanti könne sich mit Hilfe von Grünen und Linkspartei wählen lassen und eine Minderheitsregierung führen. Wenn es vorher keine Koalitionsabsprachen gebe, breche sie nicht ihr Wahlversprechen, keinesfalls mit der Linkspartei zu kooperieren. So weit, so bizarr. Diese hochriskante mehr...

  • Rheinische Post: Sparkasse fürchtet um ihren Ruf Düsseldorf (ots) - Von Hans Onkelbach Natürlich gilt auch für die beiden Manager der Düsseldorfer Stadtsparkasse die Unschuldsvermutung: Keiner ist schuldig, solange sein Vergehen nicht bewiesen ist. Trotzdem: Nicht nur wegen eines Klaus Zumwinkel, dessen Ruf bis vor wenigen Tagen untadelig war, fällt es schwer, im Fall der Düsseldorfer Banker nicht skeptisch zu sein. Weil das, was da gestern hochkochte, ja eine Vorgeschichte hat, die nur eine saftige Klatsch-und-Tratsch-Posse wäre, wenn sie den Sparkassenkunden und Steuerzahler nicht mehr...

  • Westdeutsche Zeitung: Ohne Vertrauen keine Spenden = von Friedrich Roeingh Düsseldorf (ots) - Es ist ein Trauerspiel: Eines der erfolgreichsten Hilfswerke geht in die Knie. Wenn sich die Unicef-Affäre bisher noch begrenzt auf die Spendeneingänge ausgewirkt hat, wird die Aberkennung des Gütesiegels nun massiv die Quellen versiegen lassen. Das mag mit Blick auf die Kinder und Frauen in Not, die in aller Welt von der Hilfsbereitschaft der Deutschen profitiert haben, nicht gerecht sein. Und doch ist dieser Schritt unausweichlich. Eine Hilfsorganisation wird allein durch das Vertrauen in sie legitimiert. Dieses Vertrauen mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Vorwahlkampf verändert die USA Ein Neuanfang Cottbus (ots) - Wie immer auch das Rennen um die amerikanische Präsidentschaft ausgehen wird, es hat jetzt schon das Land verändert. Als ob die Nation aus einem Winterschlaf aufzuwachen scheint, beginnt mit diesem Jahr 2008 wieder das Vertrauen in die Demokratie zu steigen. Denn obwohl sich die USA insbesondere wegen des nervenaufreibenden Duells der Demokraten in all ihrer Zerrissenheit präsentieren, haben doch alle drei der übrig gebliebenen Bewerber es geschafft, die Menschen in einem ungeahnten Ausmaß zu bewegen. Clinton, Obama wie mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht