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Westdeutsche Zeitung: Ohne Vertrauen keine Spenden = von Friedrich Roeingh

Geschrieben am 20-02-2008

Düsseldorf (ots) - Es ist ein Trauerspiel: Eines der
erfolgreichsten Hilfswerke geht in die Knie. Wenn sich die
Unicef-Affäre bisher noch begrenzt auf die Spendeneingänge ausgewirkt
hat, wird die Aberkennung des Gütesiegels nun massiv die Quellen
versiegen lassen. Das mag mit Blick auf die Kinder und Frauen in Not,
die in aller Welt von der Hilfsbereitschaft der Deutschen profitiert
haben, nicht gerecht sein. Und doch ist dieser Schritt
unausweichlich.
Eine Hilfsorganisation wird allein durch das Vertrauen in sie
legitimiert. Dieses Vertrauen hat das deutsche Unicef-Komitee
gründlich verspielt. Es hat sich geweigert, die notwendige
Transparenz zu gewährleisten. Und es hat offenbar gezielt
verschleiert, dass es erfolgsabhängige Provisionen an
professionelle Spendenwerber gezahlt hat.
Auch wenn der selbstherrliche Unicef-Geschäftsführer Dietrich
Garlichs inzwischen seinen Sessel geräumt hat. Aus gutem Grund lehnt
das Zentralinstitut für soziale Fragen Provisionen und
Erfolgsbeteiligungen ab. Folglich kann es im Fall Unicef kein Auge
zudrücken. Die Hilfsorganisation muss jetzt durch einen
Reinigungsprozess gehen. Nur so kann sie das Vertrauen der Spender
wiedererlangen. Und nur so wird der Fall Unicef eine heilsame Wirkung
auf die gesamte Branche der professionellen Helfer haben.
Diese Branche hat sich an vielerlei Stellen zu einer Hilfsindustrie
entwickelt, deren Marketing-Instrumente nicht immer im Einklang mit
dem Anspruch stehen, den diese Organisationen vermitteln. Mit
Promi-Aufläufen und Spendenshows, Provisions-Zahlungen und
aufgeblähten Personal-Apparaten pflegen sie einen Konkurrenzkampf um
den Spendenerfolg. Mit wachsender Größe steigt dabei die Gefahr, dass
neben den Hilfszweck der Selbstzweck tritt. Und die gerechte Sache
verleitet die Verantwortlichen dazu, den Blick für
Grenzüberschreitungen zu verlieren.
Die Konsequenz dieser Entwicklung kann für private Spender wie für
Großunternehmen nicht sein, sich weniger zu engagieren. Es gibt noch
genügend Hilfsorganisationen, die die notwendige Transparenz
gewährleisten oder deren Arbeit durch die örtliche Nähe überprüfbar
ist. Und wenn Unicef die richtigen Lehren zieht, kann sich das
Kinderhilfswerk schon bald wieder zum Spenden-Primus mausern.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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